Bundesheer ehrt den 1942 hingerichteten Judenretter Feldwebel Anton Schmid
Größter Lehrsaal an der Heeresunteroffiziersakademie in Enns nach Feldwebel Anton Schmid benannt
ENNS. Wer war der Mann, dessen Ruhmestaten bis heute wenigen Menschen bekannt sind?Anton SCHMID wurde am 9. Januar 1900 als Sohn eines Postbeamten in Wien geboren. Gemeinsam mit seiner Frau besaß er seit 1928 ein Radiogeschäft in Wien. Beide gehörten keiner Partei an.
Als frommer Katholik und guter tapferer Mensch hat er bereits 1938 einigen jüdische Bekannten zur Flucht ins Ausland verholfen.
Nach Ausbruch des Krieges wurde der umgängliche und organisatorisch begabte Unteroffizier als Leiter der Versprengten-Sammelstelle nach Wilna abkommandiert, wo er fern der Front ein sorgloses Leben hätten führen können.
Entsetzt über die Judenmorde in Ponary entschloss sich Feldwebel Anton Schmid, seinen eigenen Weg zu gehen und den Juden so viel zu helfen, wie er konnte. Unter höchster Lebensgefahr schlich er sich in das Ghetto, um den hungernden Juden Lebensmittel und Medikamente zu bringen. Er soll etwa 350 jüdische Personen vor dem Tode bewahrt haben, unter anderem dadurch, dass er ihnen jene gelben Kennkarten ausstellte, die sie als „Arbeitsjuden“ auswiesen. Das waren Menschen, die von den Deutschen als nützliche Arbeitskräfte ausgebeutet werden sollten.
Irgendwann wurden seine Aktivitäten dann seiner vorgesetzten Dienststelle bekannt. Im Ghetto Lida war es Gestapo-Beamten aufgefallen, dass dort viele Juden aus Wilna lebten. Einige von ihnen wurden verhaftet und sagten unter Folter aus, dass sie mit Hilfe von Schmid dorthin gekommen waren.
Schmid kam vor das Kriegsgericht, das ihn am 25. Februar 1942 zum Tode verurteilte. Er wurde am 13. April 1942 hingerichtet und auf dem Soldatenfriedhof von Wilna, Stadtteil Anatol, begraben.
Simon WIESENTHAL sammelte in seinem Dokumentationszentrum auch Informationen über den Judenretter Anton Schmid und half damit, dessen Ehrung in Yad Vashem vorzubereiten. Der Staat Israel ehrte ihn bereits 1967 als „Gerechten unter den Völkern“. Auf dem Gelände der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem wurde ein Baum für ihn gepflanzt, versehen mit einer unscheinbaren Steintafel mit der Aufschrift in hebräisch und deutsch: „Anton Schmid – Austria“.
Nachdem ihn das Kriegsgericht zum Tode verurteilt hatte, schrieb er an seine Frau in Wien einen Abschiedsbrief, der uns die Persönlichkeit dieses außergewöhnlichen Mannes näherzubringen vermag: einige Auszüge daraus:
„…..Ich kann Dir heute schon alles oder mein Schicksal, das mich ereilte, mitteilen: aber eines bitte ich Dich: bleibe stark, wenn Du weiter liest. Es ist leider so, bin zum Tode verurteilt vom Kriegsgericht in Wilna…..Ich habe mich damit abgefunden und das Schicksal wollte es so…..Ich bin heute so ruhig, dass ich es selber nicht glauben kann, aber unser lieber Gott hat das so gewollt und mich so stark gemacht…..bitte verzeih mir ….. Ich habe nur als Mensch gehandelt und wollte ja niemandem wehtun“.
In Wien gibt es eine Wohnsiedlung in Brigittenau, die nach Anton Schmid benannt ist, ebenso einen Radweg am Donaukanal. In Deutschland gab es eine „Feldwebel Schmid Kaserne“ in Rendsburg.
Generalleutnant Mag Christian SEGUR-CABANAC in seiner Ansprache anlässlich des Festaktes in der Heeresunteroffiziersakademie in Enns: „Anton Schmid war kein Berufsmilitär, sondern ein ´eingekleideter Zivilist´, ein zum Kriegsdienst gezwungener Handwerker, der sich seine vor dem Eintritt in die Wehrmacht erworbene humanitäre Orientierung bewahren konnte“.
www.bundesheer.at www.bmlvs.gv.at
Über den Autor
Elfriede Leibetseder, Pressekonsulentin
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