Ermittlungserfolg des Landeskriminalamtes Niederösterreich gegen brutalen organisierten Menschenhandel
Bedienstete des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Ermittlungsbereich Menschenhandel und Schlepperei, führten intensive Ermittlungstätigkeiten gegen eine seit mindestens Ende 2016 agierende kriminelle Vereinigung, welche junge Frauen in Venezuela und Kolumbien unter der Vorspiegelung falscher Tatsachen rekrutiert und anschließend in Österreich der Prostitution zugeführt hat.
Am 7. Juni 2018 gelang es den Bediensteten des Landeskriminalamtes Niederösterreich in Zusammenarbeit mit Ermittlern des Bundeskriminalamtes, Ermittlern der Spanischen Policía Nacional, dem spanischen Polizei-Attaché, der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität, sowie des EKO Cobra DSE, 5 Beschuldigte festzunehmen und 15 Opfer an verschiedenen Adressen in Wien und Niederösterreich zu befreien.
Die Beschuldigten wurden über Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien in die
Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert.
5 Hauptbeschuldigte in Haft, 15 Opfer befreit – Schlag gegen den Menschenhandel durch das Landeskriminalamt Niederösterreich
Beamte des Ermittlungsbereiches Menschenhandel und Schlepperei des Landeskriminalamtes Niederösterreich forschten 5 Beschuldigte einer mehrköpfigen kriminellen Vereinigung aus, welche in Venezuela und Österreich agiert. Nach der Anzeigenerstattung durch ein Opfer, welches sich aus der Gewalt der Beschuldigten befreien konnte, gelang es den Ermittlern durch akribisch geführte kriminalistische Feinarbeit nicht nur die Beschuldigten auszuforschen, sondern auch 15 weitere Opfer aus deren Gewalt zu befreien.
Die Beschuldigten sollen bereits seit Ende des Jahres 2016 junge Frauen in Venezuela, vorwiegend in Diskotheken, aber auch durch Internetnutzung, rekrutiert haben, indem sie ihnen vorspiegelten, dass sie in Österreich viel Geld verdienen und ein gutes Leben führen könnten. Die Frauen sollen mittels Flugzeug, in Begleitung von Mitgliedern der Tätergruppe nach Österreich und umgehend nach ihrer Ankunft in mehrere in Wien angemietete Wohnungen gebracht worden sein, wo sie dann am selben Tag der Prostitution zugeführt worden sein sollen. Unter massiver Androhung von Gefahr gegen Leib und Leben seien die Opfer gefügig gemacht und entsprechend eingeschüchtert worden.
Unter ständiger Aufsicht sollen die Opfer die Prostitutionshandlungen in den angemieteten Wohnungen, aber auch im Rahmen von Hotel- und Hausbesuchen, durchgeführt haben. Durch die „Chefin“, eine 33-jährige Venezolanerin, seien die Opfer nahezu täglich, rund um die Uhr, dazu gezwungen worden, der Prostitution nachzugehen. Weiters seien sie gezwungen worden, die sexuellen Kundenwünsche zu erfüllen und anschließend das dabei erwirtschaftete Geld zur Gänze an die Auftraggeber abzuliefern. Diese sollen dann auch noch weitere überhöhte Zwangszahlungen, für teilweise fingierte Ausgaben, wie weit überhöhte Miet- und Reisekosten, gefordert haben, wodurch die Opfer in eine zusätzliche Schuldenfalle geraten sein sollen.
Im März 2018 gelang einem der Opfer die Flucht aus der Gewalt der Beschuldigten, woraufhin dieses umgehend Anzeige bei der Polizei erstattete. Durch die sofort aufgenommenen Ermittlungen durch das Landeskriminalamt Niederösterreich in Zusammenarbeit mit Beamten des Bundeskriminalamtes, gelang es, die Beschuldigten namentlich auszuforschen und die Standorte der angemieteten Wohnungen festzustellen.
Aufgrund schriftlicher Festnahme- und Hausdurchsuchungsanordnungen durch die Staatsanwaltschaft Wien, konnten am 7. Juni 2018 die 5 Hauptbeschuldigten an ihren Wohnadressen im Bezirk Mödling durch das Einsatzkommando Cobra festgenommen werden. Weiters konnten gleichzeitig an verschiedenen Adressen in Wien und Niederösterreich durch Bedienstete des Landeskriminalamtes Niederösterreich insgesamt 13 Opfer, welche aus Venezuela und Kolumbien stammen, befreit werden. Bei den Hausdurchsuchungen konnten ein mittlerer fünfstelliger Eurobetrag, sowie hohe Geldbeträge in Fremdwährungen und eine geringe Menge an Suchtgift sichergestellt werden.
Des Weiteren beteiligten sich zwei Polizeibeamte der spanischen Zentralstelle für Menschenhandel aus Madrid sowie der Attaché der Abteilung Internationale Koordinierung der spanischen Policía Nacional in Österreich an der Amtshandlung. Diese bilaterale Zusammenarbeit war maßgeblich für die erfolgreiche Umsetzung der Amtshandlungen.
Noch während die Beamten an den jeweiligen Einsatzorten tätig waren, konnten zwei neue Opfer, welche gerade aus Kolumbien am Flughafen Wien Schwechat angekommen waren, in Sicherheit und zum Landeskriminalamt Niederösterreich, Standort Mödling, gebracht werden.
Bei den Beschuldigten, 2 Frauen und 3 Männer im Alter von 21 bis 33 Jahren, handelt es sich um venezolanische Staatsbürger mit teilweise doppelter, auch spanischer Staatsbürgerschaft.
Die Beschuldigten zeigten sich bei den Vernehmungen teilweise geständig und wurden anschließend über Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert.
Die Opfer sind aktuell in Sicherheit und werden betreut.
Aufgrund der bisherigen Ermittlungen kann davon ausgegangen werden, dass es noch weitere Opfer gibt. Diese werden gebeten, sich an das Landeskriminalamt Niederösterreich, Ermittlungsbereich Menschenhandel und Schlepperei, Telefonnummer 059133-303333, zu wenden.
Quelle: LPD Niederösterreich
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Redaktion Vorarlberg
Chefredakteur von Regionews Vorarlberg
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