Maida Hundeling brilliert als Adriana Lecouvreur am Landestheater Passau
Wenn leidenschaftliche Liebe mit Mord endet
PASSAU. Francesco Cileas (1866-1950) Meisterwerk des Fin de Siècle „Adriana Lecouvreur“ handelt von der gleichnamigen Schauspielerin, die Anfang des 18. Jahrhunderts lebte und an der, von Ludwig dem XIV. gegründete Comédie-Francaise, ein gefeierter Theaterstar war. Sie war berühmt berüchtigt für ihre zahlreichen Liebesaffären. Historisch belegt ist die Liaison mit Moritz von Sachsen, einem der angeblich 354 Kinder von August dem Starken. Diese Liebe wird ihr zum Verhängnis – sie wird mit einem vergifteten Strauß Veilchen durch ihre Rivalin, Herzogin von Bouillon, diskret beseitigt.
Mit der Inszenierung ist dem Regisseur Stefan Tilch ein Kunstgriff gelungen. Dramaturgisch greift er auf ein beliebtes Gestaltungselement, wie in Ruggiero Leoncavallos „Bajazzo“ – Theater im Theater – zurück. Raffiniert gestaltete er die vielfachen Überschneidungen der Realitätsebene und die der Theaterwelt. Hinter einem transparenten Vorhang lässt er die Doppelgänger der Hauptfiguren die Scheinwelt der vier Protagonisten – ihre Träume, Sehnsüchte und Wünsche, die sie in der realen Welt nicht leben – visualisieren.
Maida Hundeling, die bei Hauzenberg lebende und von großen Opernhäusern Europas engagierte Künstlerin, brillierte als Adriane Lecouvreur. Sie beseelte die Titelrolle bereits mit der betörenden Interpretation der Auftrittsarie „Io son l´umile ancella“ im ersten Akt. Mit ihrer überwältigenden Stimme sang sie sich in die Herzen des Publikums. Man wünschte, dass diese Töne niemals enden mögen.
Der Mexikaner Joel Montero als Mauricio Graf von Sachsen begeisterte als höhensicherer Tenor. In den Duetten glänzten Montero (Mauricio) und Hundeling (Adriana) mit Stimmvolumen und schauspielerischer Ausdrucksfähigkeit. Anna Janiszewski als Herzogin von Bouillon, Rivalin der bürgerlichen Adriana, präsentierte ihre Rolle mit Selbstachtung und versprühte nach dem 2. Akt samtigen Mezzosopran. Als Michonnett spielte der Bariton Peter Tilch die unerwiderte Liebe zu Adriana überzeugend. Zu betonen ist die sehr gut verständliche italienische Sprache der vier Hauptinterpreten.
Evert Sooster als betrogener Fürst von Bouillon und Oscar Imhoff als intriganter Abbé von Chazeuil waren am Erfolg des Abends beteiligt. Die Mitglieder der Comédie-Francaise, Eva-Maria Kumpfmüller, Sabine Noack, Albertus Engelbrecht und Manuel Betancourt bezauberten mit pantomimische Leichtigkeit. Der Chor, unter der Leitung von Gabriele Donna, beeindruckte im Ballett „Das Urteil von Paris“ neben der gesanglichen Leistung auch mit ihren tänzerischen Fähigkeiten.
Basil H. E. Coleman führte die Niederbayerische Philharmonie wunderbar differenziert durch die gefühlvoll und berührende Partitur. Die einprägsame Melodik und die raffinierte Orchestrierung macht dieses Werk zu einem unvergesslichen Opernabend.
Das Theater im Fürstbischöflichen Opernhaus Passau überrascht immer wieder mit der Auswahl ihres Repertoires. Mit „Adriana Lecouvreur“, welche 1902 in Mailand uraufgeführt wurde, zeigte der Indentant Stefan Tilch, dass auch eine äußerst selten aufgeführte Oper beim Publikum gut ankommt und mit lang anhaltendem lebhaften Applaus bedankt wird.
In Passau wäre es nicht verwunderlich, wenn eine Inszenierung einer Oper des französisch-belgischen Komponist André-Ernest-Modeste Grétry aufgeführt würde.
Das Landestheater Passau ist ein Geheimtipp für außergewöhnliche Opern und für große Stimmen!
Adriana Lecouvreur
Commedia-dramma in 4 Akten
Musik von Francesco Cilea
Libretto von Arturo Colautti
nach dem Schauspiel Adrienne Lecouvreur
von Eugène Scribe und Ernest-Wilfrid Legouvé
Stadttheater Passau
April | 23.
Mai | 13. und 14.
Stadttheater Landshut
Premiere | 6. Mai
Theater am Hagen Straubing
Premiere | 3. Mai
Karten unter 0049/(0)851/9291913
E-Mail: [email protected]