Kreativbiotop statt Zigaretten - Linzer Tabakfabrik produziert wieder
Die Linzer Tabakfabrik produziert wieder - allerdings Kreativität statt Zigaretten. Das Schicksal schien mit der Schließung der Tabakfabrik im Jahr 2009 besiegelt. 284 Mitarbeiter waren damals betroffen. Mittlerweile arbeiten dort wieder rund 300 Leute. Die Liste der Mieter reicht von Architekten über Mediendesigner bis zu Vereinen. Am weiteren Ausbau wird geplant.
Nach der Schließung der Produktionsstätte wurden Pläne gewälzt, das Areal kulturell zu nutzen. Mittlerweile hat sich die Tabakfabrik als Veranstaltungs- und Ausstellungsort etabliert, Ars Electronica oder Brucknerfest haben bereits auf die Location zurückgegriffen. 2013 lockte die Ausstellung "Terrakotta-Armee" 45.000 Besucher ins Haus. Insgesamt zählte man 2013 über 165.000 Gäste bei 234 Veranstaltungen.
Die Tabakfabrik ist der letzte große Industriebau des deutschen Design-Vorreiters Peter Behrens. Mit 80.000 Quadratmetern Fläche sei sie größer als der Buckingham-Palast, so der künstlerische Leiter Chris Müller in einer Pressekonferenz stolz.
Im Konzept ist die Belebung der übrigen Gebäudetrakte geplant. Im "Bau 2" sind bereits Mieter eingezogen und die Bauarbeiten abgeschlossen. Glaswände, die die denkmalgeschützte Architektur nicht beeinträchtigen, aber gleichzeitig moderne Büroatmosphäre schaffen, sind das prägende Stilelement. Gedacht sei das Ganze als "Produktionsstraße", erklärte Müller das Konzept. Die einzelnen Firmen sollen so angeordnet werden, dass sie voneinander profitieren können - etwa ein Fotograf neben einer Model-Agentur neben einem Mode-Atelier. Bis 2015 soll das Konzept für den nächsten Trakt - "Bau 1" - stehen.
Im Rahmen der Belebungsambitionen des Landes OÖ und der Stadt Linz, hat sich auch die CREATIVE REGION in den ehemaligen Tabakwerken angesiedelt. Seit mehr als zwei Jahren wird hier die Vernetzung Kreativschaffender gefördert und auf allen Ebenen unterstützt.
Der Kreativbereich entwickelte sich, in den letzten Jahren, zunehmend zum Standortfaktor für eine Region. Wachstum und Erfolg der Kreativbranchen positionieren Linz und Oberösterreich als kreativen Standort. Das Angebot reicht von einer Information - und Serviceplattform über eine Ideen - und Projektwerkstatt bis hin zu einer Vernetzungsgesellschaft zur Stärkung der Kreativwirtschaft.
"Wir gehen bewusst andere Wege. Mit Programmformaten, die aus der kreativen Szene stammen, passen wir unsere Angebote gezielt an unsere Klientel an. Die Konzeption unserer Aktivitäten ist uns dabei ebenso wichtig wie deren Inhalt. Nicht nur das „was“ zählt, sondern auch das „wie“, ist der Geschäftsführer, Patrick Bartos überzeugt.
Im neuen Kreativbiotop Oberösterreichs treffen etablierte Köpfe, Querdenker, junge Wilde und Wirtschaftstreibende aufeinander. Industrie und Kreativwirtschaft werden vernetzt. Die Umsetzung gemeinsamer Ideen, Projekte und der Aufbau eines breiten Netzwerkes werden mit Hochdruck voran getrieben. Das Team der CREATIVE REGION hat ein dichtes Programm gestaltet. Wöchentlich finden hier Beratungs-, Coaching-und Vernetzung sowie Marketingveranstaltungen statt.
WKOÖ Präsident Rudolf Trauner überzeugte sich selbst bei einer Medienreise in die Kreativhauptstadt Europas. Aus Berlin nehme er sich mit, dass "hybride Dienstleistungen" immer bedeutender würden: Produkte würden zunehmend über eine dahinter stehende Dienstleistung verkauft. Die Zuwachsraten in dieser Branche in Oberösterreich lägen bei 7 bis 8 Prozent und damit überdurchschnittlich hoch. In Österreich seien 2010 rund 38.400 Unternehmen mit 130.500 Beschäftigten und einem Umsatz von 18,2 Mrd. Euro zur Kreativwirtschaft zu zählen gewesen. In Oberösterreich seien es etwas mehr als 3.800 Unternehmen mit über 15.000 Beschäftigten und fast 1,7 Mrd. Umsatz gewesen
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