Wien: 13 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima setzt Japan wieder auf Atomkraft

vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 08, 2024

Wien

Große Besorgnis bei Wiener Umweltanwaltschaft und CNFE

Anlässlich des 13. Jahrestages des schrecklichen Atomunfalls in Fukushima laden die Wiener Umweltanwaltschaft und Cities for Nuclear Free Europe (CNFE) gemeinsam mit Partnerorganisationen am 11.3.2024 zu einer Onlineveranstaltung über aktuelle Themen im Nuklearbereich ein. Dabei werden auch aktuelle wissenschaftliche Studien präsentiert, die von der Stadt Wien beauftragt wurden. Weitere Informationen zum Webinar, sowie die Studien befinden sich auf der Homepage der Wiener Umweltanwaltschaft. https://wua-wien.at/

Japan hat sich trotz der schrecklichen Reaktorkatastrophe von Fukushima dazu entschieden, wieder verstärkt auf Nuklearkraft zu setzen. Das bedeutet, dass alte AKW wieder aktiviert und neue Reaktoren errichtet werden sollen.

Dies löst Besorgnis bei Wiens Klimastadtrat und Vorsitzendem der CNFE, Jürgen Czernohorszky, aus. „Es ist unverständlich, wie Japan den furchtbaren Unfall von Fukushima so schnell vergessen kann. Nuklearkraft ist die gefährlichste Energieform die konventionell eingesetzt wird“.

Wiens Umweltanwältin Iris Tichelmann fügt hinzu: „Atomkraft ist absolut nicht geeignet, die globalen Probleme der Energie- und Klimakrise zu lösen.“

2030 sollen 22 % des produzierten Stroms in Japan aus Atomkraftwerken stammen

Wenn bedacht wird, dass die Bauzeit eines neuen westlichen Reaktorsystems aktuell mit 15 bis 20 Jahren anzunehmen ist, kann dieses Ziel nur mit dem neuerlichen Einschalten bereits deaktivierter AKW gelingen. 2018 waren nur zwei der japanischen Reaktoren am Netz und lieferten einen Beitrag zur japanischen Stromproduktion von nur einem Prozent. Allerdings haben bis Jänner 2023 17 AKW die Bewilligung erhalten, ihren Betrieb wiederaufzunehmen. Zehn weitere AKW werden aktuell noch geprüft. Daher könnten mittelfristig bis zu 27 AKW in Japan wiedereingesetzt werden.

Radioaktiv verseuchtes Wasser wird in Fukushima ins Meer geleitet

Am Unfallort Fukushima entstehen weiterhin täglich rund 100.000 Liter radioaktiv verstrahltes Wasser. Seit 2023 ist es dem Betreiber erlaubt, das mit Tritium verseuchte Wasser ins Meer zu leiten. Dies geschieht gegen den Protest zahlreicher Umweltschützer*innen der ganzen Welt. Auch Wiens Umweltanwältin Iris Tichelmann zeigt sich betroffen: „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zu negativen Auswirkungen auf marine Ökosysteme kommt. – Japan muss diese Praxis sofort stoppen!“

Prognostizierte Kosten des Fukushima-Unfalls

Laut der japanischen Regierung werden die Kosten für den Unfall 2011 mit 188 Mrd. $ angenommen. Allerdings gibt es auch Berechnungen von dritter Seite, beispielsweise dem Japan Center for Economic Research, die von Kosten in der Höhe zwischen 500 Mrd. $ und 600 Mrd. $ ausgehen.

„Die Kosten, die durch den Unfall eines AKW verursacht werden, sind durch nichts in Relation zu setzen. Zusätzlich zu den vielen Existenzen, die zerstört wurden - auch heute sind viele Gebiete in der Nähe des AKW nach wie vor unbewohnbar,“ so Czernohoszky.

Energiekrise bewirkt Bestrebungen, neue Reaktoren zu bauen

Aufgrund der aktuellen Situation am Energiemarkt wollen mehrere Länder in Europa wieder vermehrt auf Nuklearkraft setzen. Frankreich möchte 13 neue Reaktoren bauen und Tschechien vier, nur um zwei Beispiele zu nennen.

Wiens Umweltanwältin und Atomschutzbeauftragte Tichelmann bleibt realistisch „Es ist sehr fraglich, ob alle angekündigten Kraftwerksprojekte in Europa tatsächlich realisiert werden können. Bereits in der Vergangenheit wurden zu Zeiten erhöhter Strompreise nukleare Neubauprojekte angekündigt, die im Endeffekt aufgrund von technischer und wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht errichtet wurden.“

Quelle: Stadt Wien

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