vonRedaktion International
OKTOBER 11, 2020
10. Oktober-Feier Friedhof Annabichl: LH Kaiser, LHStv.in Schaunig und LR Gruber gedenken der gefallenen Soldaten und ehren den 10. Oktober 1920 als Tag der Selbstbestimmung – Kranzniederlegungen auch an den Gräbern von Ferdinand Wedenig und Vinzenz Schumy
Klagenfurt (LPD). Im Zuge der Gedenkfeiern am Friedhof Annabichl in Klagenfurt wurde auch das vom Schwarzen Kreuz sanierte Landesehrenmal eingeweiht.
Nachdem jugoslawische Truppen von 11. November bis Ende November 1918 Teile Kärntens besetzt hatten, beschloss die vorläufige Kärntner Landesversammlung am 5. Dezember 1918 den militärischen Widerstand, am 10. Dezember 1918 gab es bei Klein St. Veit die ersten Opfer. Nach dem 29. April 1919 waren auf beiden Seiten rund 14.000 Soldaten in die Kämpfe involviert, weitere 9.000 standen in Reserve, auch schweres militärisches Gerät kam zum Einsatz. Dieser Krieg, der am 6. Juni 1919 mit der militärischen Niederlage der österreichischen Truppen endete, forderte auf österreichischer 227 und auf jugoslawischer Seite 150 Opfer. Dieser Opfer, aber auch aller gefallenen Soldaten in Kriegen gedachte das Land Kärnten mit zahlreichen Repräsentanten des öffentlichen Lebens heute, Freitag, am Friedhof Annabichl.
„In den letzten Tagen haben wir wohl wie selten zuvor gemerkt, welche Auswirkungen die Geschichte auf uns, unser Leben hat und wie ereignisreich und vielfältig die Kärntner Geschichte ist“, begann LH Peter Kaiser seine Festrede bei der Gedenkfeier, um an das „demokratiepolitisch an ein Wunder grenzende Ereignis am 10. Oktober 1920“ zu erinnern. Kaiser betonte, dass die Volksabstimmung ohne den vorherigen bewaffneten Widerstand gegen die vorrückenden SHS-Truppen nicht möglich gewesen wäre. „Mit Mut, Ausdauer und einen festen Willen, Widerstand zu leisten, wurde auch die Einheit in der damaligen Kärntner Politik herbeigeführt, wodurch am Verhandlungstisch die Volksabstimmung überhaupt erst möglich wurde. Der damalige Zusammenhalt habe laut Kaiser alles überdauert und das klare Bekenntnis, so überraschend es auch war, sei zugleich das Fundament für heute gewesen.
„Es liegt an uns allen, diesem Vermächtnis gerecht zu werden, die Demokratie zu leben und zu ehren, die Tradition und die Moderne zu verbinden und die Nachbarschaft als Stärkung für unser Land selbst zu sehen“, so Kaiser.
LHStv.in Gaby Schaunig und LR Martin Gruber würdigten in ihren Reden an den Gräbern der Altlandeshauptleute Ferdinand Wedenig und Vinzenz Schumy deren Bemühen, ihre Aktivitäten und ihr Verhandlungsgeschick für ein freies, ungeteiltes Kärnten im Abwehrkampf und bei den Friedensverhandlungen in St. Germain.
LHStv.in. Gaby Schaunig sprach am Grab von Ferdinand Wedenig von einem „großen Kärntner, dessen Leistungen zu würdigen sind aus dessen Taten wir lernen können. Denn das zusammen ergibt eine Gedenkkultur!“. Schaunig erinnerte daran, dass Wedenig sein Leben darauf ausgerichtet habe, immer im Sinne der Arbeitnehmerinnen und Arbeiter zu wirken. „Er tat alles, um unser Land vor der Teilung zu bewahren und ist später gegen das unmenschliche NS-Regime aufgetreten. Er hat Kärnten aus der bittersten Armut hin zu einem sozialen, aufstrebenden Land geführt“, so Schaunig. Der Kampf für Freiheit und Demokratie sei immerwährend und Kärnten verneige sich dankbar und ehrfürchtig vor Männern wie Ferdinand Wedenig.
Ferdinand Wedenig wurde am 10. Mai 1896 in Niederdorf bei Ebenthal als Sohn eines Bahnwärters geboren. Nachdem er als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg diente, nahm er als Angehöriger eines Volkswehrbataillons am Abwehrkampf teil. Ferdinand Wedenig wurde mit dem Kärntner Kreuz für Tapferkeit ausgezeichnet. Im Jahre 1924 wurde Wedenig in den Klagenfurter Gemeinderat gewählt, ab 1926 war er Parteisekretär der Sozialdemokraten in Völkermarkt.
So wie Ferdinand Wedenig setzten viele einfache Soldaten ihr Leben im Abwehrkampf aufs Spiel. Als erstes provisorisches Heer der Republik Deutschösterreich trug die Volkswehr unter dem Kommando des späteren Vizekanzlers Oberstleutnant Ludwig Hülgerth die Hauptlast im Abwehrkampf. Unter den Volkswehrangehörigen waren viele Arbeiter, aber auch Angehörige vieler Berufsgruppen, meist Männer, die schon im Ersten Weltkrieg die Hauptlast des Krieges trugen.
In den knapp zwei Jahren von der Gründung der Republik bis zur Kärntner Volksabstimmung wurden zahlreiche Sozialgesetze einvernehmlich beschlossen und bestehende verbessert (u. a. Achtstundentag, Sonntagsruhe, Betriebsrätegesetz, Bergarbeitergesetz, Arbeiterurlaubsgesetz, Kollektivvertragsgesetz, Arbeiterkammergesetz, Arbeitslosenversicherung).
Auf diese Sozialgesetze wurde im Wahlkampf für die Volksabstimmung mit Flugblättern und Zeitschriften verwiesen. Zudem wurde die politische und soziale Rechtlosigkeit der Arbeiterschaft in der agrarisch geprägten Militärmonarchie Jugoslawien in österreichischen Flugblättern wiederholt thematisiert. Das Abstimmungsverhalten der Arbeiterschaft war mitentscheidend für den überraschend deutlichen österreichischen Erfolg am 10. Oktober 1920.
LR Martin Gruber hielt seine Rede zum Gedenken an Vinzenz Schumy an dessen Grab am Friedhof in Annabichl und betonte: „Wer die Zukunft begreifen will, muss sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen“. So habe Vinzenz Schumy stets das Bekenntnis zur unauflöslichen Landeseinheit Kärntens im Verbund mit Österreich abgegeben. Er habe im 1. Weltkrieg gekämpft, im Abwehrkampf für die Einheit gerungen und er habe am Verhandlungstisch in St. Germain das „Beste für Kärnten, die Volksabstimmung, verhandelt“.
„Als Obmann des Kärntner Heimatdienstes war es auch seinem Mitwirken zu verdanken, dass sich die Bevölkerung am 10. Oktober 1920 für ein ungeteiltes Kärnten ausgesprochen hat. Dafür dürfen wir ihm besonders heute, 100 Jahre danach, Dank und Anerkennung aussprechen“, sagte Gruber.
Ab 1923 war Schumy Landeshauptmann von Kärnten, in einer für das Land schwierigen Zeit. „Die Entscheidung für ein ungeteiltes Heimatland war getroffen, aber viele Wunden in der Gesellschaft waren noch nicht verheilt und viele Gräben noch nicht überwunden. Es braucht sicherlich sehr viel Weitblick und Bedachtheit, um als Politiker in so einer Zeit ein Land zu führen“, erklärte Gruber.
Vinzenz Schumy wurde am 28. Juli 1878 als Sohn eines Bauern in Saak bei Arnoldstein geboren. Zunächst als Lehrer tätig, wurde er einer der führenden Agrarpolitiker Österreichs. Als Landesrat für wirtschaftliche Angelegenheiten gehörte er 1918 der Landesregierung und von 1918 bis 1938 ohne Unterbrechung dem Kärntner Landtag an.
In St. Germain nahm er als Ländervertreter Kärntens mit der österreichischen Delegation an den Friedensverhandlungen teil. Er wurde im Jahre 1923 bis 1927 zum Landeshauptmann gewählt, war 1929 bis 1930 und 1933 Innenminister und 1929 Vizekanzler einer österreichischen Regierung. Nach 1945 gehörte er im Jahre 1947 der österreichischen Friedensdelegation in London an. Von 1945 bis zu seinem Tode im Jahre 1962 war Schumy als Generalanwalt der landwirtschaftlichen Genossenschaften tätig.
Schumy vertrat er Kärnten als Vertreter Kärntens in der deutschösterreichischen Friedensdelegation in Paris unter der Leitung von Karl Renner klug und geschickt. Schumy befasst sich vor allem mit wirtschaftlichen und politischen Fragen.
In Paris wurde im Sommer 1919 über das Schicksal des Landes Kärnten entschieden. Der Oberste Rat hatte bereits am 12. Mai und noch einmal am 29. Mai 1919 eine Volksabstimmung nach dem Selbstbestimmungsrecht beschlossen, deren Durchführung aber fast am Veto der jugoslawischen Delegation gescheitert wäre.
Umso wichtiger war es, die internationale Öffentlichkeit durch Informationen mit der Kärntner Frage vertraut zu machen. Österreich hatte wegen des Ausganges des Ersten Weltkrieges eine schlechtere Ausgangsposition als der SHS-Staat. Dennoch gelang es, den Standpunkt Österreichs bezüglich der Unteilbarkeit des Klagenfurter Beckens in der Öffentlichkeit angemessen zu vertreten. Letztlich wurde die Lösung mit den beiden Abstimmungszonen verfügt und im Friedensvertrag von St. Germain vom 10. September 1919 festgeschrieben.
Seine kurzeitigen Erfahrungen als „Diplomat“ kamen Schumy sicher auch als Vorstand des Heimatdienstes zu Gute. Der Heimatdienst wurde als Verein mit der Vorbereitung der Volksabstimmung betraut und war für die Wahlwerbung zuständig, die auf österreichischer Seite „emotionell und intellektuell glaubwürdiger“ war, als die „proslowenische Propaganda“, die sich „allzu sehr auf die einigende Kraft der Sprache“ verlassen hätte.
Unter den Ehrengästen wurden begrüßt: Bgm. Maria-Luise Mathiaschitz, Generalmajor i. R. Gerd Ebner vom Schwarzen Kreuz, Bischof Josef Marketz, der gemeinsam mit Superintendent Manfred Sauer die Segnung des sanierten Landesehrenmals vornahm, Umrahmt wurde die Feier von der Militärmusik Kärnten und vom Gemischten Chor Köttmannsdorf.
Quelle: Land Kärnten