vonRedaktion Salzburg
NOVEMBER 28, 2023
LR Schneemann: „Die neuen Technologien stellen uns vor große Herausforderungen. Darum müssen wir schon heute vorausdenken und an Lösungen arbeiten“
Neueste technologische Entwicklungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Forschung, und wie diese in ihrer Anwendung unsere Gesellschaft im Alltag beeinflussen, standen am Montag im Zentrum des Ersten Burgenländischen Zukunftssymposiums, zu dem das Land Burgenland und die Wirtschaftskammer Burgenland in das Kultur- und Kongresszentrum Eisenstadt geladen hatten. Vor allem die Digitalisierung und der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien haben großen Einfluss auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Die Welt verändert sich auf vielfältige Weise – durch Technologie, durch sozialen Wandel, durch ökologische Herausforderungen: „Und diese Veränderungen müssen wir nutzen. Nur so können sie positiv und nachhaltig sein. Doch dazu braucht es eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Wirtschaft und Bevölkerung“, betonte Wirtschaftslandesrat Dr. Leonhard Schneemann bei der Eröffnung des Symposiums, an dem auch Wirtschaftsminister Martin Kocher und der Präsident der Wirtschaftskammer Burgenland, Andreas Wirth, sowie zahlreiche Fachexperten teilnahmen.
Mit der Digitalisierung startet laut Zukunftsforschern die größte Revolution der Menschheitsgeschichte. Diese ist nur der Startschuss, so Schneemann: „Bald schon werden wir uns in einem völlig neuen Zeitalter befinden, in dem eben Flugtaxis, Roboter und High-Tech-Gewächshäuser zum normalen Stadtbild gehören.“ Man kann sagen: „Die vierte industrielle Revolution steht bevor.“ Ihre stärksten Treiber sind laut Experten Automatisierung und Künstliche Intelligenz. Die neuen Technologien stellen uns vor große Herausforderungen. „Darum müssen wir schon heute vorausdenken und an Lösungen arbeiten“, so Schneemann. Dazu braucht es „Voraussicht, Verwegenheit und den ungetrübten Willen zum Fortschritt, oft auch entgegen dem aktuellen Mainstream und dem Stand der Wissenschaft.“
Schätzungen von Wissenschaftsinstituten zufolge dürften etwa 60 Prozent der Berufe in den nächsten zehn Jahren durch Technologisierung beeinflusst werden. „Da braucht es verantwortungsbewusstes Vorgehen, verantwortungsbewusstes Wirtschaften, da braucht es von der Politik entsprechende Rahmenbedingungen, damit das gelingt. Das schafft niemand alleine“, stellte der Wirtschaftslandesrat fest. Hier verlangt es ein globales Zusammenspiel aller Verantwortlichen.
„Im Burgenland arbeiten wir so gut wie möglich Tag für Tag an diesen Lösungen, an diesen Herausforderungen der Zukunft“, hob Schneemann hervor. Auch in den fünf landeseigenen Forschungseinrichtungen versuche man, einen Beitrag zu leisten. 2023 hat das Land Burgenland insgesamt etwa zwölf Millionen Euro Budgetmittel für Wissenschaft und Forschung bereitgestellt. Im nächsten Landesbudget sind rund 16 Millionen Euro dafür vorgesehen. „Das Burgenland hat trotz seiner Kleinheit doch eine interessante Forschungslandschaft. Wir müssen uns auf unsere Stärken konzentrieren.“ Es braucht Nischen, auf die man sich konzentrieren und wo man Potenziale entfalten kann. Als Beispiele nannte der Wirtschaftslandesrat die Speichertechnologie und die Wasserstofftechnologie.
„Wir müssen mit offenen Augen durch die Welt gehen und dürfen uns der Zukunft nicht verschließen“, betonte der Präsident der Wirtschaftskammer Burgenland, Andreas Wirth. „Wir müssen neue Wege finden, Energie zu speichern, Arbeitsabläufe zu optimieren, aber auch Ideen finden, wie wir künftige Generationen wieder so in den Arbeitsprozess einbinden, dass Arbeit wieder geschätzt wird und der Fachkräftemangel irgendwann ein Thema der Vergangenheit ist“, so Wirth. Der Umstieg auf moderne, neue Technologien werde nur funktionieren, wenn Wirtschaft, Politik und Sozialpartner gemeinsam auf einer Ebene arbeiten und man gemeinsam Forschung und Innovationen vorantreibe. In der schwierigen Situation, die nun bevorstehe, gehörten die besten Köpfe an einen Tisch, appellierte Wirth.
Es sei wichtig, das Thema Forschung und Innovation noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken, stellte Wirtschaftsminister Martin Kocher fest. Gründe, warum Betriebe in Österreich investierten, seien die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Forschungslandschaft. Dies führe dazu, dass Österreich einen sehr hohen Wohlstand mit vielen hochwertigen Arbeitsplätzen aufrecht erhalten könne. Deshalb sei es umso wichtiger, sich Gedanken zu machen, wie man in der Zukunft Transformation gestalten könne, damit dieser Vorteil Österreichs erhalten bleibe oder im Idealfall noch ausgebaut werden könne.
Die Voraussetzungen für die Transformation seien relativ klar: „Wir brauchen die richtige Mischung aus der öffentlichen Investition, aus der privaten Investition, um digitale Transformation und natürlich auch die Dekarbonisierung voranzutreiben“, so Kocher. Der Minister erläuterte das Programm, mit dem die Bundesregierung versuche, die Transformation zu unterstützen. Bis 2030 seien dafür insgesamt 5,7 Milliarden Euro aus dem Klimaschutzministerium und aus dem Arbeits- und Wirtschaftsministerium vorgesehen, wobei zweiteres bis 2026 rund 600 Millionen Euro zur Verfügung stelle.
Auch burgenländische Unternehmen würden bereits von diesen Fördermöglichkeiten profitieren. Die Säulen der Transformationsinitiative seien eine Forschungs- und Technologieentwicklungsförderung, Qualifizierungsmaßnahmen sowie Standort- und Investitionsförderungen. Strategie Österreichs müsse es sein, Forschung und Produktion an einem Standort zu haben.
em. o. Univ.-Prof. Dr. Friedrich Roithmayr von der Johannes Kepler Universität Linz befasste sich in seiner Keynote mit dem Thema künstliche Intelligenz. Um die Wirkmächtigkeit der KI abschätzen zu können, bedürfe es eines systematischen wissenschaftlichen Zugangs. Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.sc.techn Bernd KLÖCKL von der TU Wien sprach über die Dekarbonisierung der Energieversorgung. Diese werde eines der dominierenden Zukunftsthemen der kommenden Jahrzehnte sein. Besonders schnell müsse der Stromsektor verändert werden. Eine Podiumsdiskussion rundete das Zukunftssymposium ab.
Quelle: Land Burgenland