vonRedaktion Salzburg
JULI 16, 2021
Budget auf 439 Millionen Euro aufgestockt / Aktuelle Zahlen und Entwicklungen / 1,5 Millionen Euro mehr für gewaltfreie Erziehung
LK) „Das soziale Netz in Salzburg ist dicht geknüpft und stabil – auch in herausfordernden Zeiten“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn. Das belegen die aktuellen Daten aus dem Sozialbericht für das Jahr 2020. Besonders erfreulich: Es gab auch im Vorjahr keinen Stillstand bei der Erweiterung der Hilfsangebote, sondern einen Ausbau. Das Budget stieg um 4,2 Prozent auf 439 Millionen Euro (2019: 421 Millionen). Das ist rund ein Siebtel des gesamten Landeshaushalts. Hier ein Überblick über die Eckpunkte.
„Das Sozialsystem in Salzburg hat sich auch während der Pandemie bewährt“, zog Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn heute, Donnerstag, Bilanz. „Es hält auch extremen Belastungsproben stand, sogar mehr als das. Innerhalb kürzester Zeit haben wir auf die Herausforderungen reagiert und so auch notwendige, neue Angebote geschaffen. Das alles war nur gemeinsam mit den Trägern, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Gemeinden, Bezirksverwaltungsbehörden und dem Bund möglich. Die Zusammenarbeit und der regelmäßige Austausch waren dabei besonders wertvoll.“
Schellhorn: „Neue Herausforderungen.“
Sozialreferent Heinrich Schellhorn ist sich bewusst: „Der Jahresbericht stellt dem System für 2020 ein gutes Zeugnis aus. Das Niveau heißt es auch künftig zu halten. Gerade in diesem, für unsere Gesellschaft so bedeutenden Bereich müssen wir uns ständig weiterentwickeln und uns neuen gesellschaftlichen Trends schnellstmöglich anpassen.“ Und Schellhorn fügt hinzu: „Es mussten viele, täglich neu hinzukommende Aufgaben miteinander bewältigt werden, wie zum Beispiel die Umsetzung kurzfristiger Änderungen bei den Vorgaben des Bundes, die Anschaffung von Schutzausrüstungen und der 500-Euro-Bonus für die 24-Stunden-Betreuung.“
Einige soziale Eckpunkte 2020 im Überblick
Eichhorn: „Balanceakt zwischen Gesundheit und mehr Hilfen.“
„Das Jahr 2020 war geprägt von einem Balanceakt zwischen bestmöglichem Schutz der Gesundheit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Einerseits waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Bereiche an der Grenze der Belastbarkeit. Andererseits brauchten Menschen, die schon vor der Pandemie auf Hilfe angewiesen waren, nun noch mehr Unterstützung als bisher. Hier ist es trotz schwieriger Rahmenbedingungen gelungen, entsprechende Angebote zu schaffen und zu handeln“, betonte Andreas Eichhorn, Leiter der Sozialabteilung.
Pflegende Angehörige entlastet
So konnten 2020 beispielsweise aufgrund eines neuen Angebots 54 pflegende Angehörige durch eine Betreuungskraft entlastet werden. „Ein Erfolgskonzept, das wir weiter auszubauen planen. Wir möchten Salzburgerinnen und Salzburger, die ihre Familienmitglieder zu Hause pflegen, regelmäßig entlasten und unterstützen“, so Schellhorn.
Niemand wird vergessen
Auch in der Unterstützung von obdachlosen Menschen wurde rasch reagiert: Von November 2020 bis Juni 2021 nutzten 181 Personen die zusätzlichen Räume und die Versorgung rund um die Uhr in der Landeshauptstadt. Aufgrund der intensiven Betreuung durch das Team der Caritas konnten 31 Menschen dauerhafte Wohnmöglichkeiten beziehen, zehn Personen fanden Arbeit. „Wir arbeiten gerade daran, dieses Angebot, das während der Pandemie als temporäre Hilfe auf die Beine gestellt wurde, zu evaluieren und nächste Schritte zu planen“, so Schellhorn.
Rückgang bei Mindestsicherung
Der Rückgang der durch Mindestsicherung unterstützten Bedarfsgemeinschaften setzte sich im Jahr 2020 fort. Mit 4.124 sind dies rund 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch die Zahl der unterstützten Personen ging von 2019 auf 2020 um 6,3 Prozent auf 7.150 Personen zurück. In allen sechs Salzburger Bezirken bezogen weniger Personen Mindestsicherung als im Vorjahr. In der Stadt Salzburg wurden 27 von 1.000 Personen finanziell unterstützt. Dies ist ein deutlich höherer Wert als in den anderen Bezirken. Im Tennengau waren es neun von 1.000, im Pinzgau acht, im Flachgau sieben, im Pongau sechs und im Lungau fünf. Der Rückgang fiel im Tennengau mit 9,4 Prozent gegenüber 2019 am deutlichsten aus, im Lungau mit 2,1 Prozent am geringsten.
Grundversorgung: Trend nach unten
Der Rückgang der Zahl der in der Grundversorgung unterstützten Personen setzte sich 2020 moderat fort. Am Ende des Jahres wurden 1.244 Menschen in organisierten Quartieren des Landes und in Privatunterkünften versorgt. Das waren um 137 Personen (9,9 Prozent) weniger als ein Jahr zuvor. Rund 70 Prozent der Leistungsbeziehenden waren Männer, 30 Prozent Frauen.
Unterstützung für Menschen mit Behinderungen
2020 nahmen 907 Menschen mit kognitiven und mehrfachen Behinderungen einen Wohnplatz in Anspruch. Bei den Wohnangeboten für Menschen mit psychischen Erkrankungen gab es 2020 wieder ein deutliches Plus auf 327 Personen (2019: 306). Insgesamt wurde die Zahl der Wohnangebote um 39 Plätze ausgebaut.
Mehr Inklusion und Selbstbestimmung
Ein immer größerer Anteil dabei sind teil- oder mobil betreute Angebote. „Wir gehen hier den Weg von mehr Inklusion und größerer Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen konsequent weiter“, betont Heinrich Schellhorn. „Das zeigt sich auch beim laufenden Ausbau der persönlichen Assistenz.“ Gestiegen ist auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die zum Schulbesuch pflegerische Betreuung benötigen. 5.032 Stunden pro Woche bedeuten ein Plus von 9,3 Prozent. Bei der persönlichen Assistenz stieg nicht nur die Zahl der unterstützten Personen (von 19 Personen 2019 auf 28 Personen), sondern auch die Zahl der geleisteten Stunden auf 68.946 im Jahr 2020.
Psychosozialer Dienst: Weniger Betreute, mehr Leistungen
Die Zahl der vom Psychosozialen Dienst (PSD) betreuten Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen oder Suchtproblemen ging pandemiebedingt im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 Prozent zurück (2020: 2.193 Personen). „Jedoch nahm die Zahl der von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des PSD erbrachten Leistungen um 14 Prozent auf 21.439 Stunden zu. Das ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sich insbesondere mit dem zweiten Lockdown die psychische Verfassung der Klientinnen und Klienten deutlich verschlechterte und zu erhöhten Betreuungsleistungen führte“, erklärte Andreas Eichhorn.
1,5 Millionen Euro mehr für gewaltfreie Erziehung
Die Anzahl der Gefährdungsabklärungen und Interventionen nach Meldungen und Anzeigen nahm gegenüber dem Vorjahr um 3,5 Prozent zu (2020: 2.343). Einen Anstieg gab es auch bei der Anzahl der Unterstützungen zur Erziehung, und zwar von 1.722 auf 1.799. Mit den im Vergleich zu 2019 unveränderten Zahlen an Pflegekindern (254) und an voller Übernahme der Erziehung durch die Kinder- und Jugendhilfe (434) ergeben sich knapp 2.500 Fälle von Erziehungshilfen 2020. „Der Ausbau der Unterstützung der Erziehung wird auch 2021 fortgesetzt und das dafür zur Verfügung stehende Budget um 1,5 Millionen Euro aufgestockt. Sozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie Psychologinnen und Psychologen kommen in Krisensituationen zu den Familien und begleiten sie durch herausfordernde Zeiten“, so Schellhorn.
Quelle: Land Salzburg