vonRedaktion Salzburg
APRIL 13, 2022
Landesstatistik blickt in die Zukunft: Wir werden älter und ein wenig mehr / Interview mit Statistiker Stefan Senn
(LK) Salzburgs Bevölkerung wird in den nächsten 40 Jahren weiterhin wachsen, allerdings deutlich langsamer als heute und die Alterung der Gesellschaft schreitet voran. Das und noch vieles mehr verrät der Ausblick der Landesstatistik ins Jahr 2061. Dann werden rund 590.000 Menschen im Bundesland leben. Anschaulich mit vielen Grafiken werfen die Statistikerinnen und Statistiker einen Blick in die Zukunft und zeigen auf, wie sich das Land entwickelt.
Zurück in die Zukunft. Zeitreisende sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesstatistik zwar nicht, aber sie analysieren die Faktenlage, wie wir sein werden – und vor allem wie viele. 2061, also in exakt 39 Jahren, sind wir rund 590.000 Salzburgerinnen und Salzburger. Die 600.000 Marke könnten wir übrigens im Jahr 2090 knacken. „Der Salzburger von 2061 wird auf jeden Fall durchschnittlich älter sein als wir jetzt, nämlich 48 Jahre. Aktuell sind wir im Durchschnitt 42,9 Jahre alt“, so Stefan Senn von der Landesstatistik, der sich das Zahlenmaterial für 2061 genau angesehen hat.
Typisch Salzburg 2022
Doch zuerst aktuelle Fakten: Wie ticken die Salzburgerinnen und Salzburger jetzt im Jahr 2022? Die typische Salzburgerin: 44,1 Jahre alt, geht mit 59,5 Jahren in Pension, hat eine Lebenserwartung von 84,4 Jahren, verdient im Jahr 22.400 Euro brutto und hat 1,57 Kinder. Ihr männliches Gegenstück ist mit 41,7 Jahren etwas jünger, verabschiedet sich mit 61,3 Jahren in den Ruhestand, lebt 79,9 Jahre und verdient mit 36.483 Euro deutlich mehr. Gemeinsam haben beide, dass sie mehrheitlich einen Lehrabschluss haben, durchschnittlich 0,57 Pkw fahren, verheiratet sind und wahrscheinlich im Flachgau leben.
Flachgau hat die Stadt Salzburg schon überholt
Denn: Die Bevölkerungsentwicklung in den Salzburger Bezirken wird in den kommenden Jahrzehnten sehr unterschiedlich sein. Der Flachgau wird in 20 Jahren einen Zuzug von 12.000 Menschen erleben. Allen voran der „Speckgürtel“ rund um die Stadt Salzburg sowie das Seengebiet profitieren und wachsen stark. Bereits zu Jahresanfang hat die Wachablöse in Punkto einwohnerstärkster Bezirk stattgefunden. Mit 1.1.2022 leben 155.735 Menschen in den Gemeinden im Bezirk Salzburg-Umgebung, 155.348 wohnen in der Landeshauptstadt. Der Lungau wird in den kommenden 20 Jahren kontinuierlich schrumpfen.
Pongau erlebt starke Veränderung
Auf Gemeindeebene liegt die Landeshauptstadt beim Wachstum in absoluten Zahlen vorne. Hier wird ein Plus von „nur“ rund 3.000 Einwohnern in den kommenden 20 Jahren erwartet. Beim prozentualen Wachstum stechen die Pongauer Gemeinden Pfarrwerfen und Altenmarkt heraus. Sie werden um 36,5 beziehungsweise rund 25 Prozent „wachsen“. Den größten „Bürgerschwund“ müssen im gleichen Zeitraum Bad Hofgastein mit 400 und Bad Gastein mit rund 375 Personen hinnehmen. Prozentual den größten Rückgang werden die Lungauer Gemeinden Muhr (- 30,7 Prozent) und Tweng (- 27,3 Prozent) hinnehmen müssen.
Wir werden älter
Die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe ist jene der über 85-jährigen. Derzeit gibt es davon 13.346 im Land. In 20 Jahren sind es doppelt so viele, bis 2051 hat sie sich die Zahl auf rund 38.000 fast verdreifacht. Ein Babyboom, der die Überalterung bremsen könnte, ist derzeit nicht in Sicht. Die Zahl von Neugeborenen pro Jahr wird sich langfristig zwischen 5.300 und 5.600 einpendeln.
So „ticken“ wir 2061
Wie sehen die typischen Salzburgerinnen und Salzburger in 39 Jahren aus? Die Frauen werden im Durchschnitt 48 Jahre alt sein. Die Lebenserwartung beträgt 2061 bei neugeborenen Mädchen 90,7 Jahre. Männer werden mit 45,7 Jahren im Schnitt etwas jünger sein, sie werden 87,7 Jahre leben. Familienstand, Bildungsniveau oder Einkommen voraus zu sagen, „das wäre dann doch ein wenig gewagt, denn hier gibt es sehr verschiedene Modelle“, so Senn.
Daten im „Salzburg-Kontext“
Für den aktuellen Blick ins Jahr 2061 ist Stefan Senn verantwortlich. Er arbeitet seit zwei Jahren in der Landesstatistik. Das Landes-Medienzentrum (LMZ) hat mit ihm und über seinen Ausblick in die Zukunft gesprochen.
LMZ: Wie ist der vorliegende Bericht entstanden, welche Parameter wurden dabei berücksichtigt?
Senn: Die Rohdaten erhalten wir, so wie alle anderen Bundesländer auch, von der Statistik Austria. Diese setzten wir dann in einen ,Salzburg-Kontext‘. Beispielsweise wie sind die Entwicklungen in den Bezirken. Auf unseren Prognosen bauen dann die Planungen der Landesverwaltung auf. Etwa welche Auswirkungen hat ein Zuzug auf die Kapazitäten der Wasserversorgung oder Kläranalgen in einem Bezirk.
LMZ: Salzburger werden mehr, aber deutlich langsamer?
Senn: Die Geburtenbilanz im Bundesland ist noch immer positiv, dass ändert sich aber zu Beginn des nächsten Jahrzehnts. Offen ist die Frage der Migration. Wie wird sie sich vom Ausland und innerhalb von Österreich entwickeln. Natürlich können auch wir nur Zahlen analysieren, eine Unschärfe bleibt bestehen. Für das Jahr 2041 beträgt diese für Salzburg je nach Berechnungsvariante rund 100.000 Einwohner. Die Hauptvariante, hier werden bei allen Variablen mittlere Werte angenommen, stellt jedoch das wahrscheinlichste Szenario dar.
LMZ: Können Sie auch weiter in die Zukunft blicken als 2061? Zum Beispiel bis 2100?
Senn: Gewisse Parameter kann man natürlich abstecken und sich näher anschauen, etwa wie viele Frauen sind im gebärfähigen Alter. Die Unschärfe von Berechnungen über einen Zeithorizont von 80 Jahren ist aber immens. Die Diskrepanz in den unterschiedlichen Varianten macht in etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung aus. Das hat mit seriöser Wissenschaft nichts mehr zu tun, sondern ist nur mehr ,Kaffeesudleserei‘. Aber wohin wir uns ungefähr bis 2061 entwickeln, das können wir recht gut veranschaulichen
Quelle: Land Salzburg