vonRedaktion Salzburg
OKTOBER 20, 2022
Kulturgeschichten als grenzüberschreitender Kitt
Die NÖ.Regional, die Stadt Bratislava und die Wirtschaftsagentur Burgenland organisierten im Rahmen des Interreg SK-AT Projektes „baum_cityregion“ die bereits fünfte Konferenz für Bratislava und sein österreichisches Umland. Etwa 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Österreich und der Slowakei fanden sich dazu im Speicher von Schloss Marchegg ein. Die Konferenz stand unter dem Motto „Grenzüberschreitende Kultur: Vergessene Geschichten“ und verfolgte das Ziel, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Kultur- und Tourismusbereich anzuregen. Die Konferenz wurde vom slowakischen Schriftsteller Michal Hvorecký moderiert und spannte den Bogen vom alten, mehrsprachigen Pressburg über das römische und jüdische Erbe der Region bis hin zur Thematisierung der Grenze und der Pressburger Bahn - allesamt identitätsstiftende Themen für die Grenzregion.
Landesrat Martin Eichtinger hob in seiner Videobotschaft die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hervor: „Der heutige thematische Fokus auf vergessene Kulturgeschichten ist besonders spannend. Einige dieser gemeinsamen Geschichten haben enormes Potenzial für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Kultur- und Tourismusbereich. Aus touristischer Sicht sind hierbei für Niederösterreich besonders die Marchfeldschlösser sowie das gemeinsame römische Erbe der Region von Relevanz. Auch die Bedeutung der ehemaligen Pressburger Bahn als identitätsstiftendes Thema für den Grenzraum ist nicht zu unterschätzen.“
Niederösterreich und die Stadtgemeinde Marchegg präsentierten sich auf der Konferenz als verlässliche Partner für die Stadt Bratislava:Die NÖ.Regional, Service Agentur in Niederösterreich für Regionalentwicklung, ist Partner im Projekt baum_cityregion und war Hauptorganisator der Veranstaltung.
Ein weiterer Schwerpunkt was das Thema „vergessene Kulturgeschichten“. Die Stadt Pressburg/Bratislava und die österreichischen Umlandgemeinden funktionierten über Jahrhunderte als ein gemeinsames Ganzes, unterbrochen von einer rund 40 Jahre dauernden Teilung durch den Eisernen Vorhang. Als Untermauerung dieser Gemeinsamkeiten lieferte Jozef Tancer, Literaturwissenschaftler und Historiker an der Comenius-Universität Bratislava, seine Keynote Speech zur Mehrsprachigkeit im alten Pressburg. Herr Tancer brachte in seinem Vortrag die Erinnerungen der Einwohnerinnen und Einwohner von Pressburg aus der Zwischenkriegszeit und deren sprachliches Umfeld näher – er bot einen Querschnitt zu den vielfältigen sprachlichen, ethnischen und religiösen Hintergründen der Stadt, somit über: Deutsche, Ungarn, Slowaken, Kroaten und Juden – nennen wir sie einfach „die alten Pressburger“. Mehrsprachigkeit war damals sozusagen an der Tagesordnung. Heute finden wir den Sprachenmix von damals vor allem im österreichischen und im ungarischen Umland der Stadt Bratislava wieder – durch die zugezogenen Bürgerinnen und Bürger aus der Slowakei ist auch die Mehrsprachigkeit in die gemeinsame Region zurückgekehrt. Als weitere Inspiration erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz einen Einblick in die Funktionsweise der Niederösterreichischen Landesausstellung 2022 als regionales Entwicklungsprojekt und in ein bestehendes Kooperationsprojekt entlang der burgenländisch-ungarischen Grenze mit dem Titel „Border Histories“.
Im Anschluss wurden durch mehrere Vortragende aus Österreich und der Slowakei drei Projektideen für den Grenzraum vorgestellt und diskutiert.• Das römische Erbe der Region grenzüberschreitend in Wert setzen:Mit dem römischen Kastell Gerulata in Bratilslava-Rusovce und der ehemaligen römischen Großstadt Carnuntum finden sich gleich zwei wichtige römische Stätten in und um Bratislava.• Entwicklung eines „Mitteleuropäischen jüdischen Kulturwegs“ mit Schwerpunkt auf Bratislava und Ostösterreich.• Das kulturelle Potenzial der Pressburgerbahn heben: Vorgeschlagen wurde die Entwicklung eines grenzüberschreitenden Pop-Up Museums entlang der (ehemaligen) Trasse sowie gemeinsame Aktivitäten zum 110-jährigen Jubiläum im Jahr 2024.
Alle diese „Kulturgeschichten aus dem Grenzraum“ haben das Potential, zum gemeinsamen „Kitt“ für diese Grenzregion zu werden. Baum_Cityregion bot diversen Stakeholdern eine Bühne zur Präsentation und grenzüberschreitenden Weiterentwicklung ihrer Ideen.
Quelle: Land Niederösterreich