vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 21, 2025
Goldener Messkelch als Zeuge: Das Salzburger Wappen gab es schon bevor Amerika entdeckt und der Buchdruck erfunden wurde
(LK) Er ist rund 20 Zentimeter groß, 250 Gramm schwer, glänzt golden und auf seiner Unterseite prangt der Salzburger Löwe mit rot-weißem Schild. Der rund 600 Jahre alte Messkelch des Salzburger Erzbischofes Johann II von Reisberg wurde heute Donnerstag von Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll sowie Vertretern des Bergbau- und Gotikmuseums Leogang der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Erfindung des Buchdruckes dauerte noch rund 20 Jahre und die Entdeckung Amerikas noch rund 60 Jahre. Auf das Jahr 1430 ist der Messkelch von Erzbischof Johann II von Reisberg datiert und somit eine der frühesten Darstellungen des Salzburger Landeswappens. Es ist ein Fundstück, das Salzburgs Geschichte lebendig macht und das sogar etwas mit Napoleon zu tun haben könnte.
Messkelch und Madonna
Neben dem Kelch wurde heute auch eine Madonna im sogenannten „Schönen Stil“ vorgestellt, die ebenfalls aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt. Förderer des Bergbau- und Gotikmuseums Leogang ermöglichten mit einer sechsstelligen Summe den Ankauf der beiden für die Geschichte Salzburgs bedeutenden Exponate.
Haslauer: „Einzigartiger Kulturschatz.“
Für Landeshauptmann Wilfried Haslauer kehrt mit dem Landeswappen am Messkelch von Erzbischof Johann II von Reisberg ein Stück Salzburger Geschichte zurück ins Bundesland. „Durch die jahrelange Arbeit und das dichte Netzwerk an Interessierten sowie Experten ist es dem Bergbau- und Gotikmuseum gelungen, diesen einzigartigen Kulturschatz wieder zu entdecken und für die Menschen in Salzburg und darüber hinaus zugänglich zu machen. Das Museum in Leogang beweist Tag für Tag, dass sich mit viel Engagement ein Top-Museumsstandort auch im ländlichen Raum etablieren kann“, unterstreicht der Landeshauptmann.
Schnöll: „Großzügige Spende.“
Der Messkelch wurde in Frankreich entdeckt. Wie das Objekt dorthin gelangt ist, kann heute nicht mehr genau rekonstruiert werden. Es ist möglich, dass er als Raubgut in der Zeit der napoleonischen Kriege dorthin gebracht wurde. „Das Wichtige ist aber, dass er jetzt wieder in Salzburg ist und für die künftigen Generationen erhalten bleibt. Aufgrund von privaten Förderern, der internationalen Salzburg Association sowie dem Komitee für Salzburger Kulturschätze konnte die Madonna und der Kelch angekauft werden – eine großzügige Spende und wichtiges Zeugnis unserer Geschichte“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll.
Erzbischof mit Weitblick
Johannes II von Reisberg war einer der bedeutendsten Salzburger Kirchenfürsten im 15. Jahrhundert. „Neben dem Kelch mit dem Wappen des Landes ist auch sein Porträt überliefert. Das sogenannte Goldfester in der Tamsweger Wallfahrtskirche St. Leonhardt stellt ihn dar. Das Besondere am Messkelch ist, dass sich auf ihm eines der frühesten Wappen des Landes befindet. Alfred Kolhammer, ein Kunsthändler aus Wien und Museumsvereins-mitglied, hat das Objekt bei einer Versteigerung in Paris entdeckt und stand uns beim Rückkauf zur Seite“, informiert Andreas Herzog, der Obmann und Kustos des Bergbau- und Gotikmuseums in Leogang.
Salzburger Madonna
Im Chiemseehof wurde heute auch eine auf 1420 datierte Madonna vorgestellt. „Die Madonna trägt bei dieser Abbildung noch die originale Fassung mit einem weißen Kopftuch und einem weißen Mantel mit blauem Futter und breiten Goldsäumen. Für ihr Alter von mehr als 700 Jahren ist sie sehr gut erhalten. Sie war ursprünglich im Besitz des Opernsängers Anton Dermota, der auch bei den Festspielen aufgetreten ist. Die Figur wurde im Kunsthandel in Bayern wiederentdeckt und ich konnte sie zuerst als Leihgabe für Leogang gewinnen. Jetzt geht sie vollständig in unseren Besitz über“, freut sich Museumsgründer Hermann Mayrhofer.
8.000 Kunstschätze in Leogang
Seit mehr als vier Jahrzehnten ist Hermann Mayrhofer unermüdlich für Salzburgs Kunst und Kultur im Einsatz. „Unser Musemsverein zählt 700 Mitglieder, auf der gesamten Welt sind es tausende von Menschen, die in unserem Netzwerk sind. Mit der Rückholung von Kulturgütern leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Geschichte Salzburgs, insbesondere für die Zeit des Mittelalters. Gestartet bin ich vor mehr als 30 Jahren mit 0 Exponaten, mittlerweile zählt das Museum rund 8.000“, so Hermann Mayrhofer.
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Quelle: Land Salzburg