Wien: 72. Österreichischer Städtetag - Personal neu denken!

vonRedaktion Salzburg
JUNI 02, 2023

Wien

Arbeitskreis über Maßnahmen zur Gewinnung neuer Mitarbeiter*innen in der Verwaltung

Am 72. Österreichische Städtetag wurde heute thematisch weitergearbeitet, der Arbeitskreis „Personal neu denken“ beschäftigte sich mit der Frage, wie sich der öffentliche Dienst heute positionieren muss, um Bewerber*innen anzusprechen.

Es diskutierten Cornelia Dietrich, Stadt Schorndorf, Robert Frasch (Lehrlingspower), der Villacher Magistratsdirektor Christoph Herzeg, Prof. Stephan A. Jansen (Hochschule Karlsruhe), Simon Mayr vom Magistrat Salzburg, Siegfried Nußbaumer von der Oberösterreichische Landesregierung und Martin Wagner, Stadt Wien und Vorsitzender des Fachausschusses für Personal des Österreichischen Städtebundes, unter der Moderation von Oliver Zeisberger.

Christoph Herzeg, Magistratsdirektor der Stadt Villach sprach über die 4 ½ -Tage-Woche im Magistrat Villach, die Stadt hat mit 63.000 Einwohner*innen knapp 1000 Bedienstete. Herzeg erläuterte den Aufwand von rechtlichen Fragen über Mitarbeiter*innenbefragungen, aber auch den Mehrwert der flexibleren Arbeitsform und anderer Innovationen, wie Verlosungen bei Bewerbungen oder das Du-Wort im Magistrat. „Wir haben in der Öffentlichkeit den Ruf des Ärmelschoners, und es ist höchste Zeit, das zu ändern.“

Über das Thema Besoldungsreform sprachen Simon Mayr, Stadt Salzburg und Siegfried Nußbaumer von der Oberösterreichische Landesregierung.

Ziele der aktuell in der Stadt Salzburg umgesetzten Besoldungsreform waren, die Attraktivität als Arbeitgeberin bei Jungen zu erhöhen, höhere Einstiegsgehälter und eine Abflachung der Lebensverdienstkurve. Simon Mayr zu den Erfolgsfaktoren des neuen Gehaltsschemas: „Neben einem engagierten Projektteam, Einbeziehung der Personalvertretung und der Führungskräfte, externer Begleitung und der Abstimmung mit dem Gesetzgeber Land Salzburg war vor allem eines ausschlaggebend: der klare politische Auftrag.“ Er riet, genügend Zeit und viele Beratungsgespräche für die Umsetzung einzuplanen, mit der Entwicklung in Salzburg zeigte er sich zufrieden: „Es läuft gut. Jeder hat die Option, auf das neue Schema umzusteigen. Es gibt keine Verlierer*innen, nur Gewinner*innen.“

Megatrends wie Digitalisierung, Demographie, Nachhaltigkeit oder Diversity verlangen laut Siegfried Nußbaumer ein Umdenken und eine systematische Weiterentwicklung des Personalbereichs. Die „Besoldung neu“ der Oberösterreichischen Landesregierung setzt einfach und transparent auf eine funktionsgerechte Entlohnung in 25 Stufen. Die Lebensverdienstsumme wird durch höhere Einstiegsgehälter und eine flachere Gehaltskurve umverteilt, dazu gibt es Zuschlagsmodelle für Pflege und Handwerk. Nussbaumer darüber, wie frei ist man als Kommune hier auf Vorgaben und Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Land angewiesen ist: „Die Legistik ist auf der Landesebene angesetzt, aber ich plädiere dafür, Dinge gemeinsam zu entwickeln und gemeinsam weiterzubringen.“ Größer als die Konkurrenz mit anderen Bundesländern sei laut Nussbaumer jene mit der Privatwirtschaft. „Aber es geht nicht nur ums Geld, es ist eine Summe an Maßnahmen, die Mitarbeiter*innen bewegt, einen Job zu wechseln oder in den öffentlichen Dienst zu gehen.“

„Wir brauchen die neuen Mitarbeitenden, und es reicht nicht, dass sie zu uns kommen - wir müssen sie auch ausbilden,“ erklärte Martin Wagner. Der Leiter Personalorganisation und –entwicklung der Stadt Wien stellte das duale Ausbildungsprogramm „Job PLUS Ausbildung“ für Verwaltungsberufe vor. Die Ausbildung wird über WAFF/AMS finanziert, während der Ausbildung wird bereits in den Dienststellen gearbeitet. „So kann man mögliche Mitarbeiter*innen ohne Budgetbelastung kennenlernen, das bringt einen ungeheuren Mehrwert. “

„Es geht um passende Mitarbeiter*innen, nicht um bessere!“ Robert Frasch, Gründer von Lehrlingspower.at und Experte in Sachen dualer Ausbildung sprach darüber, wie Kommunen das Wissen und die Kraft der Gemeinschaft nutzen können und wie Kooperationen, etwa bei Schoolgames, schon umgesetzt werden. Der Österreichische Städtebund bietet mit seinem Netzwerk „Personal und Ausbildung“ Personalverantwortlichen laufende Unterstützung und Zugang zu Know-How für die tägliche Arbeit. Informationen über Ausbilder*innentreffen und mehr: www.staedtebund.gv.at/ausbildung

Cornelia Dietrich aus der deutschen Stadt Schorndorf, präsentierte den kreativen Weg der Kreisstadt bei der Personalgewinnung, -bindung und -entwicklung. Von einer Kreativschmiede über Motto-Monate bis zu Escape-Games für Azubis reichen die Ansätze der baden-württembergischen Stadt. „Sinnhaftigkeit und Vielfalt im öffentlichen Dienst machen die Arbeit in der Stadt besonders, wir gestalten Städte – damit müssen wir werben,“ so Cornelia Dietrich.

Stephan Jansen von der Hochschule Karlsruhe sprach über die zahlreichen Dilemmata in der Arbeitswelt der aktuellen Wendezeit, stellte den Städten aber ein gutes Zeugnis als Arbeitgeberinnen aus: „Urbane Innovation ist wirklich magnetisch.“ Das Schlagwort der Stunde sei Purpose: „Eine Stadt ist nicht ein Arbeitgeber mit Haltung, sondern das, was die Stadt macht, ist eine Haltung und dafür gibt es Ämter und Stellen.“ Der deutsche Wirtschaftswissenschafter und Berater gab Empfehlungen zu mehr Empathie, verstärkter Digitalisierung, besserer Ausbildungen und neuen Zielgruppen aus. „Weil die Städte so erfolgreich wachsen, müssen sie immer wieder Probleme lösen, die es ohne sie nicht gegeben hätte. Aber Städte sind Transformationslabore, die können das, die sind darin richtig gut.“

Kulturdiskussion am Freitag

Morgen Freitag, 2. Juni wird der 72. Städtetag mit einer prominent besetzten Podiumsdiskussion der Frage nachgehen, inwieweit Kultur die nachhaltige Entwicklung einer Region anstoßen kann.

Auf dem Podium diskutieren EU-Abgeordneter Hannes Heide, Schriftstellerin Edith Kneifl, Schauspieler Cornelius Obonya, Kabarettist und Schauspieler Robert Palfrader, Liedermacherin Ina Regen, Elisabeth Schweeger, künstlerische Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl-Salzkammergut 2024 sowie Gregor Seberg, Schauspieler, Kabarettist und Autor.

Quelle: Stadt Wien

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