75 Jahre Ernennung Leopold Figls zum Bundeskanzler

vonOTS
DEZEMBER 19, 2020

Foto: Bundeskanzleramt

Foto: Bundeskanzleramt

„Leopold-Figl-Saal“ zur Erinnerung an den ersten Bundeskanzler der Zweiten Republik

Wien (OTS) - Am 20. Dezember 2020 jährt sich zum 75. Mal die Ernennung von Leopold Figl zum Bundeskanzler. Anlässlich des Jubiläums lud Bundeskanzler Sebastian Kurz dessen Tochter Anneliese Figl ins Bundeskanzleramt ein.

„Leopold Figl hat Großes für unser Land geleistet. In den dunkelsten Stunden unserer Geschichte hat ihn nie der Mut verlassen, für seine Überzeugungen zu kämpfen, auch nicht, als er von den Nationalsozialisten ins KZ gebracht und dort mehrfach schwer misshandelt wurde. Figl hat durch seinen unbändigen Willen, seine Courage und seinen unerschütterlichen Glauben an Österreich vielen in den schwersten Stunden unserer Geschichte Orientierung und Mut gegeben. Dafür und für seinen Einsatz für ein freies und geeintes Österreich sind wir ihm zu tiefstem Dank verpflichtet“, so Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Figl, erster Bundeskanzler der Zweiten Republik, unterzeichnete 1955 als Außenminister für Österreich den Staatsvertrag und war darüber hinaus Nationalratspräsident und Landeshauptmann von Niederösterreich. Seine politische Karriere ist untrennbar mit den politisch bedeutenden Anfangsjahren der Zweiten Republik verbunden. Als Staatsmann, Politiker und Mensch machte er sich nach 1945 um den wirtschaftlichen Wiederaufbau, die Wiederherstellung der Demokratie und die Selbstständigkeit unseres Landes verdient. Sein Wirken hat Österreich maßgeblich geprägt.

Zur Erinnerung an den ersten Bundeskanzler der Zweiten Republik und seine Leistungen um den Wiederaufbau Österreichs wird der Steinsaal im Bundeskanzleramt zukünftig den Namen „Leopold-Figl-Saal“ tragen.

Am 20. Dezember 1945 wurde er von Bundespräsident Karl Renner als erster Bundeskanzler der Zweiten Republik angelobt. In seiner Regierungserklärung vor dem Nationalrat, einen Tag später, am 21. Dezember 1945, führte er aus: „Es wird heuer leider kein Weihnachten sein, so wie wir es gerne haben möchten. Auf den Christbäumen, so wir welche haben, wird ein schönes Päckchen voll Sorgen hängen. Trotzdem wollen und dürfen wir an diesem Weihnachtsabend, wo zum ersten Mal wieder die Kerzen in einem neuen demokratischen Österreich leuchten, […] versprechen, dass wir […] Stück um Stück und Stein um Stein gemeinsam […] zusammenlegen können für den Neuaufbau unseres geliebten Österreichs. […] Und nun wollen wir an die Arbeit gehen.“

Es handelte sich wohl um eine der berührendsten Reden eines Bundeskanzlers. Es war ein Versuch, den Menschen in Zeiten der bittersten Not ein wenig Zuversicht zu schenken.

Im Jahr 1955 hingegen verzeichnete Leopold Figl als Außenminister der Regierung Raab seinen wohl größten politischen Erfolg. Die Wiederherstellung der vollständigen österreichischen Souveränität war nicht nur ein historisches Ereignis, sondern ist maßgeblich mit der Herausbildung einer österreichischen Identität verknüpft. 1945 und 1955 – zwei völlig verschiedene Situationen, die doch eines vereint: Der Glauben an Österreich, der zum Lebensinhalt Leopold Figls und schließlich zum Grundkonsens der Zweiten Republik wurde.

Dieses, sein frühes Eintreten für die Unabhängigkeit Österreichs und seine entschieden anti-nationalsozialistische Haltung hätte Leopold Figl beinahe mit seinem Leben bezahlt. Bereits kurz nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde er mit einem der ersten „Prominententransporte“ ins KZ Dachau deportiert und in Folge bis 1943 in den Konzentrationslagern Dachau und Flossenbürg interniert. Nach einer zwischenzeitlichen Freilassung 1943 wurde er wegen seiner illegalen Tätigkeit im Zusammenhang mit seinem Bemühen um die Schaffung politischer Strukturen für die Zeit nach dem NS-Regime neuerlich inhaftiert und kam in das KZ Mauthausen. 1945 erlebte er das Kriegsende und die Befreiung Wiens in der Todeszelle des Wiener Landesgerichts. All das konnte Leopold Figls Bekenntnis zu Österreich nicht brechen, sondern hat es im Gegenteil gestärkt. Nur elf Tage nach seiner Entlassung aus der Todeszelle gründete er gemeinsam mit Leopold Kunschak, Hans Pernter, Lois Weinberger, Felix Hurdes und anderen am 17. April 1945 die Österreichische Volkspartei. Am 27. April hatte er Anteil an der Mitbegründung der Zweiten Republik und führte die Regierungsfraktion seiner Partei in der Provisorischen Staatsregierung an. Leopold Figl zählt zu den bedeutendsten Symbolfiguren in der Geschichte Österreichs. Zu den ersten Opfern des Nationalsozialismus gehörend, trug er seinen Anteil zur Befreiung Österreichs im Widerstand gegen dieses Regime bei. Er steht für ein ungeheures Engagement in den schwierigsten Zeiten des Wiederaufbaus und für den Kampf um die volle Unabhängigkeit Österreichs, aber auch für die Zusammenarbeit der großen politischen Kräfte. All das machten ihn bereits zu Lebzeiten zu einem der beliebtesten und populärsten Politiker der Zweiten Republik.

Die prägendsten Momente im Leben von Leopold Figl – die oft auch Schicksalstage für Österreich waren – zeigen: Leopold Figl hat für Österreich gelitten, gekämpft und gearbeitet. Sein Leben war geprägt von einem aufopferungsvollen Einsatz für ein demokratisches und freies Österreich. Sein Wirken prägt die Zweite Republik, auch heute noch. Seine Persönlichkeit ist unvergesslich in der Geschichte und tief in der Erinnerung Österreichs verankert.

Quelle: OTS

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