vonRedaktion International
MÄRZ 08, 2023
Programm in der Maria-Theresien-Straße
Der erste Internationale Frauentag fand am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, der Schweiz, in den USA und in Österreich statt. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen. Im Jahr 1921 wurde der Internationale Frauentag auf den 8. März festgelegt, an dem seither weltweit mit Veranstaltungen und Aktionen auf die Anliegen der Frauen aufmerksam gemacht wird. Seit 2019 gilt dieser Tag in Berlin sogar als gesetzlicher Feiertag.
In diesen 112 Jahren hat sich die Lebenssituation von Frauen entscheidend verbessert, dennoch gilt es in diesen Zeiten ganz besonders, errungene Ziele zu verteidigen, unerfüllte Grundforderungen weiter zu verfolgen und neue frauenpolitische Anliegen zu formulieren.
„Der Internationale Frauentag ist ein Kampftag für mehr Gerechtigkeit, an dem wir die Forderungen von Frauen lautstark und solidarisch wiederholen und erneuern. Wir sollten uns vor Augen halten: Die Geschichte der Frauenbewegung ist die umfassendste, erfolgreichste friedliche Revolution aller Zeiten. Daran knüpfen wir auch heute an, gerade in einer Zeit, in der mitten in Europa und auch verstärkt durch die Krise und ihren politischen Umgang damit herbe Rückschläge für Gleichstellung und Selbstbestimmung erkennbar sind“, erklärt Frauenstadträtin Mag.a Elisabeth Mayr: „Das große und inklusiv gedachte Ziel ist noch immer, gemeinsam eine gerechte Gesellschaft für alle Menschen zu erkämpfen.“
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Ein eigenes Einkommen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Frauen um sicher, eigenständig und unabhängig leben zu können. Frauen verdienen aber weiterhin deutlich weniger als Männer. Wie aus der Lohnsteuerstatistik der Statistik Austria zu ersehen ist, liegt die Differenz in Tirol bei durchschnittlich 20,5 Prozent, in Innsbruck bei 13,2 Prozent – bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung und Vergleich der Bruttoeinkommen – von Frauen und Männern (österreichweit 17,1 Prozent). Damit nimmt Österreich im EU-Vergleich weiterhin eine Schlussposition ein (EU-Schnitt: 12,7 Prozent).
Nur ein geringer Teil dieses Gender Pay Gaps (= der geschlechtsspezifische Lohnunterschied gemessen an den Bruttostundenverdiensten in der Privatwirtschaft) lässt sich durch verschiedene Faktoren wie Branche und Beruf erklären (Berufe, in denen überwiegend Frauen tätig sind, sind schlechter bezahlt), für die große Kluft, die darüber hinaus besteht, gibt es keine Erklärung; aber sie besteht.
Gerade in der Krise haben sich die überwiegend von Frauen ausgeübten Berufe sichtbarer denn je als unverzichtbar und „systemrelevant“ herausgestellt, doch weder der anfängliche Applaus noch der wiederholte Ruf nach mehr Anerkennung durch bessere Bezahlung hat bisher zu einer spürbaren Verbesserung der Arbeitsrealität geführt. Besonders fatal ist auch die manchmal geringere Entlohnung pro Stunde in Teilzeitverhältnissen verglichen mit derselben Tätigkeit in Vollzeitausübung, von der ebenfalls häufig Frauen betroffen sind. Bei dieser klaren Form der Diskriminierung lohnt es sich, sich an die Gleichbehandlungsanwaltschaft zu wenden.
Gerechte Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit
Die gravierendsten Nachteile erleiden Frauen aber dadurch, dass immer noch der Großteil der unbezahlten Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen wie selbstverständlich auf ihren Schultern lastet, denn das österreichische Sozialversicherungssystem ist auf vollerwerbstätige Menschen ohne Lücken im Arbeitsleben ausgerichtet. Teilzeitbeschäftigung und Karenz führen zu weniger Beitragsjahren und weniger Beitragshöhe – mit massiven Folgen für die Pension. Die durchschnittliche Pension von Frauen in Österreich betrug im letzten Jahr etwa um 41,6 Prozent bzw. 864 Euro brutto pro Monat weniger als jene von Männern. Die Einkommensunterschiede klaffen somit nicht nur während der Erwerbstätigkeit auseinander, sondern wirken sich auch empfindlich auf die Höhe der Pension aus; in vielen Fällen droht Altersarmut.
Geschlechtergerechtigkeit wirkt auch gegen Gewalt gegen Frauen
Geschlechtergerechtigkeit fängt im Kopf an. Denn erst wenn es ein gesellschaftliches Bewusstsein über die Benachteiligung von Frauen in fast allen Lebensbereichen gibt, kann sich auch etwas ändern. Wenn Frauen gleiche Rechte haben, gleich viel verdienen wie die Männer und die unbezahlte Care-Arbeit gerecht verteilt ist, dann ist auch die Gefahr von Abhängigkeitsverhältnissen geringer und sind Frauen nicht so machtlos männlicher Gewalt ausgesetzt. Österreich ist bei den Frauenmorden seit Jahren trauriger Spitzenreiter in der EU; es ist höchste Zeit, dass sich alle gemeinsam dagegenstemmen.
Fahne am Rathaus, IKB-Gebäude violett
Um ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit allen Frauen zu setzen und gleichzeitig all jene Frauen zu würdigen, die sich für die Rechte der Frauen eingesetzt haben und weiter einsetzen, weht am 7. und 8. März 2023 die Fahne zum Internationalen Frauentag vom Innsbrucker Rathaus. Zusätzlich wird heuer das Gebäude der Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) violett beleuchtet.
Frauen*vernetzung: „Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht!"
Unter diesem Slogan der Sozialistin Rosa Luxemburg realisiert die Frauen*vernetzung, ein Bündnis von Organisationen, Vereinen, Projekten und Einzelpersonen, die sich in Innsbruck feministisch engagieren, am 8. März 2023 wieder ein umfangreiches Aktionsprogramm in der Maria-Theresien-Straße:
Ab 12.00 Uhr bieten Workshops, Diskussionsrunden, Redebeiträge, Performances & musikalische Darbietungen sowie Infostände allen Interessierten die Möglichkeit, sich auszutauschen und gemeinsam aktiv zu werden. Zeitgleich stehen Frauen-Einrichtungen und Beratungsstellen für Informationen und Fragen zur Verfügung.
Details unter: www.frauenvernetzung.tirol/frauenkampftag sowie über Social Media
Quelle: Stadt Innsbruck