vonRedaktion Salzburg
SEPTEMBER 01, 2021
Mit einem symbolischen Spatenstich wurden heute, Dienstag, die umfangreichen Umbauarbeiten im Bereich des Bahnhofs Gols gestartet. Dabei erfolgt die Errichtung eines zweiten Fahrgleises und eines neuen überdachten Mittelbahnsteigs. Damit können die Züge auf der eingleisigen Neusiedler Seebahn-Strecke (Neusiedl-Pamhagen) im Bahnhof Gols aneinander vorbeifahren und ein ganztägiger Halbstundentakt wird ermöglicht. „Wir wollen, dass die Pendlerinnen und Pendler möglichst schnell, sicher und bequem an ihr Ziel gelangen. Mit dem Ausbau der Eisenbahninfrastruktur im Seewinkel setzen wir einen wichtigen Schritt, um den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr attraktiver zu machen“, betont Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
Für Klimaschutzministerin Leonore Gewessler ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs „ein ganz wichtiger Baustein im Kampf gegen die Klimakrise“. Gewessler: „Die Attraktivierung der Neusiedlerseebahn im Bereich Bahnhof Gols, die wir gemeinsam mit dem Land vornehmen, leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Damit machen wir das Pendeln mit der Bahn für viele Burgenländerinnen und Burgenländer noch attraktiver.“ Verkehrslandesrat Heinrich Dorner ergänzt: „Für fast drei Viertel der Burgenländerinnen und Burgenland steht der Ausbau des Angebots im Vordergrund. Dort muss der Schwerpunkt liegen – nur so wird die klimafreundliche Mobilität von der Bevölkerung auch angenommen.“
„Eine Aufwertung von Gols als Lebensraum und Wirtschaftsstandort“, verspricht sich Hans Schrammel, der Bürgermeister der Marktgemeinde von der Maßnahme, und bedankt sich für die gute Zusammenarbeit mit dem Land Burgenland, an der Spitze bei Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Neben diesem und Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner, wohnten dem Spatenstich auch Landesrätin Daniela Winkler, Nationalratsabgeordneter Maximilian Köllner und der Golser Vizebürgermeister, Landtagsabgeordneter Kilian Brandstätter, bei. Seitens der Neusiedler Seebahn GmbH waren die Geschäftsführer Gernot Grimm und Arnold Schweifer sowie seitens der Raaberbahn AG die stellvertretende Generaldirektorin, Vorstandsdirektorin Hana Dellemann und Repräsentanten der ungarischen Seite anwesend. Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinde und Pfarre sowie der Nachbar- und Bahngemeinden und des nahegelegenen Truppenübungsplatzes komplettierten die Reihe der Ehrengäste.
Im Detail sind folgende Maßnahmen im Zuge der Umbauarbeiten vorgesehen:
· Abtrag des bestehenden Randbahnsteigs und Errichtung des zweiten Gleises
· Errichtung eines überdachten Mittelbahnsteigs
· Neugestaltung eines barrierefreien Bahnsteiges und Bahnsteigzuganges
· Einbau zweier neuer Weichen
· Anpassung der Fahrleitungsanlage sowie der Sicherungsanlage
· Umbau der Lichtzeichenanlage bei der Eisenbahnkreuzung Am Heideboden in eine Schrankenanlage
Außerdem werden zusätzliche Parkmöglichkeiten für Pkw durch das Versetzen des bestehenden Wartehauses und für Fahrräder durch die Errichtung von fünf mietbaren Fahrradboxen geschaffen. Die Umbaukosten am Bahnhof Gols belaufen sich auf insgesamt ca. 5,6 Mio. Euro und werden von Bund, Land und der Neusiedler Seebahn GmbH gemeinsam getragen.
Die eigentlichen Bauarbeiten finden zwischen dem 6. September 2021 und dem 17. April 2022 statt. Im Zeitraum zwischen dem 16. Oktober und dem 2. November 2021 ist der gesamte Streckenabschnitt zwischen den Bahnhöfen Neusiedl am See und Mönchhof gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr zwischen diesen Stationen wird eingerichtet.
Ab dem 2. November wird der Bahnbetrieb wieder aufgenommen, lediglich der Bahnsteig im Bahnhof Gols bleibt gesperrt und die Züge fahren durch. Bis zur Wiederaufnahme des Bahnverkehrs am 28. Feber 2022 wird ein Shuttleverkehr zwischen Gols und Mönchhof eingerichtet, sodass Bahnreisende von und nach Gols am Bahnhof Mönchhof zu- und aussteigen können.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Der Ausbau des Bahnhofs Gols ist ein wichtiger Teil des im vergangenen Herbst beschlossenen ÖBB Rahmenplans. Damit soll das Bahnnetz im regionalen Raum modernisiert, ausgebaut und umweltfreundlich gestaltet werden. Denn mit einem guten Schienennetz wird uns die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene gelingen. Die Regionalbahnen spielen dabei eine große Rolle, liefern sie doch wertvolle Zubringerdienste und bringen dem ländlichen Raum generell eine umweltfreundliche Infrastruktur. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2040.“
„Vorzeigeprojekt wichtiger Impuls für Wertschöpfung in Region“
„Das Burgenland hat in den vergangenen Jahren enorme Anstrengungen unternommen, die Verkehrsinfrastruktur im ganzen Land zu modernisieren“, so Landeshauptmann Doskozil. „Dazu benötigt es ein gut ausgebautes Verkehrsnetz, ein attraktives Angebot an Park- bzw. Bike & Ride-Plätzen und ein funktionierendes Angebot im Bahn- und Busverkehr.“ Das alles konnte speziell im Seewinkel entlang der Neusiedler Seebahn konsequent umgesetzt werden. „Die Bahnstrecke samt ihrem Angebot an hochwertigen und modernen Park & Ride- und Fahrradabstellanlagen ist heute ein Vorzeigeprojekt für ganz Österreich und ist nicht nur ein wesentlicher Beitrag für den Klimaschutz im Verkehr, sondern auch für Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region“, sagt Doskozil.
Dafür sprechen auch jene Zahlen, die vom Fachverband der Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich erhoben wurden:
· Zehn Euro, die im laufenden Betrieb von den privaten Regionalbahnen erwirtschaftet werden, generieren weitere acht Euro an Wertschöpfung in der Region.
· Zehn Arbeitsplätze bei den privaten Regionalbahnen schaffen weitere neun Arbeitsplätze, also fast eine Verdoppelung.
Eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur im Norden und ein gut ausgebautes Busangebot im Süden bilden für den für Verkehr und Mobilität zuständigen Landesrat Heinrich Dorner das Rückgrat für ein zukunftsfähiges Verkehrssystem im Burgenland. „Schnelle Verbindungen und kurze Taktfrequenzen sind der Schlüssel, um den öffentlichen Verkehr im Burgenland noch attraktiver zu gestalten“, so Landesrat Dorner. Der Bau des zweiten Gleises im Bahnhof Gols ermöglicht in Zukunft einen ganztägigen Halbstundentakt entlang der Neusiedler Seebahn und entspricht somit den Zielen der heuer überarbeiteten Gesamtverkehrsstrategie des Landes.
Neusiedler Seebahn laufend modernisiert
Mit insgesamt 834.000 Personen wurden 2019 so viele Fahrgäste wie nie zuvor auf der Strecke der Neusiedler Seebahn befördert. Seit Beginn der Covid-19 Krise sind deutlich weniger Personen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Da die Klimaziele aber nur mit einer starken Zunahme des Bahnverkehrs zu erreichen sind, ist der Ausbau der Strecke ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz.
Dr. Gernot Grimm, Vertreter des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) in der Geschäftsführung der Neusiedler Seebahn GmbH, betont, dass mit der Errichtung der Ausweiche Gols ein langjähriges Modernisierungsprogramm zur Entwicklung der Neusiedler Seebahn hin zu einer attraktiven und leistungsfähigen Bahnstrecke zum Abschluss kommt. „Seit Beginn des Modernisierungsprogrammes im Jahr 2003 konnten im Rahmen von vier von Bund, Land und EU finanzierten sog. „Mittelfristigen Investitionsprogrammen“ auf der Strecke der Neusiedler Seebahn zahlreiche technische Maßnahmen verwirklicht werden, die nicht nur zu einer erheblichen Steigerung der Verkehrssicherheit, sondern auch zu einer Anhebung der Streckengeschwindigkeit und der Qualität im Personenverkehr geführt haben“, sagt Dr. Grimm.
Folgende Maßnahmen wurden seit 2003 zur Modernisierung der Neusiedler Seebahn umgesetzt:
· Elektrifizierung der gesamten Strecke von Neusiedl am See über Pamhagen bis Fertõszentmiklós - Inbetriebnahme der elektrifizierten Strecke am 24. April 2004
· Streckenumbau im Abschnitt Pamhagen - Wallern (2005) und Gols - Mönchhof-Halbturn (2008)
· Errichtung von Randbahnsteigen an den Bahnhöfen Bad Neusiedl am See (2006), Gols (2007) und Weiden am See (2007)
· Errichtung eines Fahrgastinformationssystems (2008)
· Komplette Erneuerung des Oberbaues zwischen den Bahnhöfen Bad Neusiedl am See und Gols (2010-2011) sowie zwischen den Bahnhöfen St. Andrä am Zicksee und Wallern (2011)
· Bahnhofsumbauten Pamhagen, Wallern und Frauenkirchen (2012)
· Fahrdienstleitung neu - Betriebsfernsteuerzentrale, modernes Stellwerkssystem (2013-2017)
· Erneuerung des Streckenkabels (2013-2015)
· Einbindung von bestehenden Eisenbahnkreuzungen in die neuen Stellwerke (2013-2016)
· Erneuerung bzw. Umbau der sicherungstechnischen Außenanlagen (2013-2016)
· Barrierefreie Neugestaltung sämtlicher Bahnhöfe und Haltestellen (2017)
· Umbau des Abschnittes Frauenkirchen - St. Andrä am Zicksee für eine Streckengeschwindigkeit von 120 km/h
· Errichtung von Mittelbahnsteigen in St. Andrä am Zicksee und Mönchhof-Halbturn
· Neue Park & Ride Anlagen in Pamhagen (2019) und Frauenkirchen (2020)
Zwischen 2013 und 2017 erfolgte gemeinsam mit der Betriebsführerin Raaberbahn AG die Umstellung auf ein zentrales Fernmelde- und Sicherungstechniksystem (FSE-Projekt). Im Rahmen des Projektes wurden die sicherungstechnischen Anlagen erneuert sowie die Betriebs-, Fernmelde- und Sicherungstechnik und die Zug- und Eisenbahnkreuzungsüberwachung digitalisiert. Ziel war es, sowohl die Raaberbahn-Strecke zwischen Sopron und Ebenfurth als auch die Neusiedler Seebahn künftig von der zentralen Fahrdienstleitung in Wulkaprodersdorf aus steuern zu können. Im Zuge des Projekts wurden sämtliche Eisenbahnkreuzungen entlang der Strecke entweder technisch gesichert oder aufgelassen, dadurch konnte nicht nur die Verkehrssicherheit entlang der Strecke erhöht, sondern auch das Geschwindigkeitsprofil vereinheitlicht und somit die Reisezeit verkürzt werden.
Dank dieses langfristigen und konsequenten Investitionsprogrammes in die Verkehrsinfrastruktur der Neusiedler Seebahn ist der Einsatz neuester und schnellster Zuggarnituren der Raaberbahn, wie beispielsweise des Ventus, erst möglich geworden. Dadurch konnte das Fahrplanangebot entlang der Strecke sukzessive ausgebaut und in weiterer Folge das gesamte ÖV-Angebot im Seewinkel attraktiviert werden (z.B. symmetrischer Taktknoten und Flügelkonzept am Bahnhof Neusiedl am See).
Mit dem Bau des zweiten Gleises am Bahnhof Gols erfolgt die letzte Etappe zum technischen Vollausbau der NSB-Strecke. Sowohl die Bahn-Infrastruktur als auch die Begleitanlagen entsprechen dann dem Stand der Technik und bilden die Basis für ein attraktives, nachhaltiges und klimafreundliches Verkehrssystem für die nächsten Generationen.
Quelle: Land Burgenland