vonRedaktion International
JULI 08, 2023
WKÖ, Stadt Wien und philippinische Botschaft schließen Memorandum of Understanding ab – Ausbildung auf den Philippinen auf hohem Niveau
Auf Initiative der Stadt Wien und der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) wurde heute ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Personalmangel im Pflegebereich gesetzt: Wirtschaftskammer, Stadt Wien und die philippinische Regierung, vertreten durch die philippinische Botschaft und das Department of Migrant Workers, unterzeichneten ein Memorandum of Understanding (MoU) zur Anwerbung philippinischer Pflegefachkräfte. Ziel ist es insbesondere, die Kooperation und internationale Rekrutierung von philippinischem Personal zu stärken. Aber auch eine Verbesserung der Ausbildungsanerkennung in Österreich (Nostrifizierung) sowie die Vereinfachung der Auswanderungsvoraussetzungen von Seiten der Philippinen sind Teil des Memorandums.
WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf ist zuversichtlich, damit bald Pflegefachkräfte aus dem 115 Millionen Einwohner zählenden Land rekrutieren zu können. Ein Pilotprojekt ist im Rahmen der Internationalen Fachkräfte-Offensive der WKÖ auch bereits erfolgt: „Wir konnten dabei gute Kontakte zu den philippinischen Behörden aufbauen und freuen uns, die Zusammenarbeit künftig zu intensivieren. Denn die Philippinen erweisen sich als spannendes Fokusland unserer Internationalen Fachkräfte-Offensive mit einem großen Potenzial für unsere Betriebe“, betont Kopf. So verfügen die Philippinen im Pflegebereich über eine vierjährige Ausbildung auf Bachelor-Niveau, die international einen sehr guten Ruf genießt. Nicht zuletzt deshalb rekrutiert Deutschland seit Jahren aus dem asiatischen Land. Günther Wiesinger, Obmann des WKÖ-Fachverbands der Gesundheitsbetriebe, der gemeinsam mit der Wiener Fachgruppe der Gesundheitsbetriebe und dem Fonds Soziales Wien sowie dem Wiener Gesundheitsverbund für die Abwicklung der Kooperation zuständig ist, ergänzt: „Gerade im Gesundheitsbereich ist der Personalmangel groß. Es ist daher unerlässlich, internationale Fachkräfte für die Branche zu gewinnen.“
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker verweist auf die Erfahrungen der Stadt Wien in den 70er und 80er Jahren, als gezielt philippinische Pflegefachkräfte für Wien angeworben wurden: „Die Ausbildung und die Arbeit der philippinischen Fachkräfte genießen bis heute bei uns in Wien und aber auch international einen sehr guten Ruf. Dank der guten Zusammenarbeit aller beteiligten Akteur:innen ist es uns gelungen, das Wien als best practice vorangehen wird. Einmal mehr zeigt sich durch die ressortübergreifende Zusammenarbeit die Stärke unserer Stadt. Mit der heutigen Unterzeichnung ebnen wir den Weg für eine rasche Anwerbung von sehr gut ausgebildeten Pflegefachkräften, die im Langzeitpflege- und Akutbereich tätig sein werden. Zudem gibt es bei den Pflegepersonen aus den Philippinen bereits eine starke und gut integrierte Community in Österreich, sodass gewährleistet ist, das neuankommende Menschen aus den Philippinen sich rasch in Wien einfinden und Teil des reichen sozialen Lebens werden können.“
Evangelina Lourdes A. Bernas, Botschafterin der Philippinen in Österreich, betonte, dass die Unterzeichnung dieses neuen bilateralen Arbeitsabkommens ein Beweis für die langjährige Zusammenarbeit zwischen Österreich und den Philippinen bei der Anwerbung von philippinischem Gesundheitspersonal sei. Sie äußerte sich optimistisch, dass wir mit der Unterzeichnung dieses MOU und mit der Hilfe aller Beteiligten in den kommenden Jahren mehr philippinische Krankenschwestern und vielleicht auch andere philippinische Fachkräfte willkommen heißen werden: „Wir sind stolz auf den Beitrag unserer philippinischen Krankenschwestern und -pfleger in Österreich und gleichzeitig glücklich über den Schutz, den das Land unseren Gesundheitsfachkräften gewährt."
Patricia Yvonne Caunan, Vizeministerin des Departments of Migrant Workers, fügte hinzu, dass die Absichtserklärung „ein bedeutender Schritt zur Festigung unserer Zusammenarbeit bei der Schaffung besserer Möglichkeiten für philippinische Krankenschwestern ist, die dazu beitragen, die Bedürfnisse des Wiener Gesundheitswesens zu erfüllen".
Starkes Wachstum im eigenen Land
Fachkräfte von den Philippinen sind international sehr gefragt. Gleichzeitig tragen im Ausland arbeitende Filipinos durch Rücküberweisungen in Milliardenhöhe zur Ankurbelung der Wirtschaft im eigenen Land bei. Konkret machten Rücküberweisungen im Vorjahr 8,9 Prozent des philippinischen BIP aus. Dieses wird vor allem durch einen starken Inlandskonsum getragen und wuchs zuletzt um 7,6 Prozent. Aber auch 2023/2024 soll der BIP-Anstieg laut Weltbank 5,4 Prozent und laut Asiatischer Entwicklungsbank (ADB) 6,0 Prozent betragen. Damit liegt das Land den ADB-Berechnungen nach knapp hinter Vietnam mit 6,3 %, jedoch vor Indonesien (4,8 %), Malaysia (4,3 %) und Thailand (4,0 %). Für die ADB sind die Philippinen die zweitgrößte Wirtschaft in Südostasien gemessen am Wirtschaftswachstum und Oxford Economics sieht die Philippinen als einen von fünf „emerging markets“ in den nächsten zehn Jahren.
Für die Abwicklung der Anwerbung philippinischer Pflegefachkräfte ist vor allem wichtig, dass bürokratische Hemmnisse möglichst aus dem Weg geräumt werden. Dazu die beiden Geschäftsführer des Fonds Soziales Wien, Anita Bauer und Michael Rosenberg: „Mit dem unterzeichneten Memorandum of Understanding ist der Weg frei für einen effizienten Ablauf für die Anwerbung auf den Philippinen und den beruflichen Start in Wien. Dabei war uns von Beginn an wichtig, dass die bürokratischen Hürden für die Interessierten möglichst gering sind, gleichzeitig aber ein qualitätsvolles Verfahren gesichert ist. Wir freuen uns, jetzt von der Theorie in die Praxis zu kommen.“ Der Fonds Soziales Wien hat sich intensiv mit den Rahmenbedingungen vor Ort auf den Philippinen auseinandergesetzt und gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien und lokalen Akteur:innen den Grundstein für das heute unterzeichnete Memorandum of Understanding gelegt.
Über die Internationale Fachkräfte-Offensive der WKÖ
Die von der WKÖ 2022 gestartete Internationale Fachkräfte-Offensive (IFO) hat zum Ziel, in bestimmten Mangelberufen Fachkräfte aus ausgewählten Fokusländern anzuwerben. Zu diesen Ländern zählen neben den Philippinen noch Indonesien, Brasilien, Nordmazedonien, Kosovo und Albanien. Konkret werden Unternehmen, darunter auch KMU, durch gezielte Maßnahmen wie etwa Kooperationen und Veranstaltungen bei der Rekrutierung von Fachkräften aus diesen Ländern unterstützt. Aber auch die weitere Verbesserung des Zugangs zur Rot-Weiß-Rot-Karte sowie die Attraktivierung des Arbeitsstandorts Österreichs sind Teil der IFO.
Quelle: Stadt Wien