vonRedaktion Salzburg
MAI 02, 2021
Radarsatelliten messen in 700 Kilometer Höhe auf den Millimeter genau / Kostenlose Daten für die Bevölkerung
(LK) Wir bemerken es nicht, aber unter unseren Füßen bewegt sich der Boden. Mit Satelliten können Hebungen oder Senkungen millimetergenau vermessen werden. Das Land Salzburg stellt diese Daten erstmals über das Salzburger Geografische Informationssystem unter www.salzburg.gv.at/sagis öffentlich zur Verfügung. „Eine hilfreiche Erweiterung für Sachverständige und Bauherren. Die hohe Präzision kürzt aufwendige Messverfahren ab“, betont Landesrat Stefan Schnöll und dankt den Experten der Landesgeologie für die Aufbereitung.
Das Ortszentrum von Bad Gastein: Ein Hotel neben dem anderen. Massiver Stahlbeton, für die Ewigkeit gebaut. Doch der Schein trügt, der Hang ist in Bewegung. „Die Messungen zeigen eine Geschwindigkeit von mehr als einem Zentimeter pro Jahr“, erläutert Gerald Valentin vom Landesgeologischen Dienst. „Auch auf der anderen Talseite konnten wir eine große Rutschung feststellen.“ Ein Blick auf den Laptop offenbart: Auch Skilifte, Stromleitungen und die Eisenbahn sind betroffen. „Kein Grund zur Sorge“, beruhigt Valentin, „diese Bewegungen sind wahrscheinlich schon seit hunderten, ja tausenden Jahren aktiv und stellen nur vereinzelt eine Gefährdung für Bauwerke dar. Bisher war es uns aber nicht möglich, großflächige Bewegungen mit dieser Genauigkeit zu erfassen.“
Millimetergenaue Messung aus 700 Kilometern Höhe
Das Adlerauge im Weltraum für die Messungen sind die europäischen Sentinel-Satelliten. Bei jedem Überflug werden aus 700 Kilometern Höhe Radarwellen ausgesendet. Von den reflektierten Signalen werden Laufzeiten und Phasenverschiebungen gemessen und damit die Entfernungen berechnet. „Wir garantieren eine Genauigkeit von wenigen Millimetern“, erklärt Markus Dörfler von der Salzburger Forschungsgesellschaft Georesearch. Beim Interreg-Forschungsprojekt „SedInOut“ hat sein Unternehmen gemeinsam mit der Partnerfirma Tre Altamira 400 Radaraufnahmen ausgewertet. Das Ergebnis sind Karten mit Millionen bunten Punkten. Rot steht für Senkungen, blau gefärbte Punkte weisen auf eine Hebung des Bodens hin. Der Großteil der Punkte ist grün – stabiler Untergrund. Mit Klick auf einen Punkt werden dessen Bewegungen in einem Zeit-Diagramm dargestellt.
Erste Analyse vom Schreibtisch aus
Für Experten bedeuten die Daten einen enormen Erkenntnisgewinn. „Mit ihnen kann ich mir bereits im Büro ein erstes Bild machen, ob sich ein Hang bewegt oder ein Gebäude absinkt“, schwärmt Gerald Valentin über das hilfreiche Instrument bei seiner täglichen Arbeit als Geologe. Aber nicht jede vom Radar erfasste Abweichung ist auf Bewegungen des Untergrunds zurückzuführen, schränkt Markus Dörfler ein: „Ein neu gedecktes Dach kann zum Beispiel eine Hebung vortäuschen. Für eine genaue Interpretation der Daten braucht es zudem einiges an Erfahrung.“
Quelle: Land Salzburg