vonRedaktion Salzburg
APRIL 21, 2022
Landesrätin Wiesflecker stellte neues Projekt „Begleitung nach der Diagnose Demenz“ vor
Hard (VLK) – Menschen mit Demenz und ihre An- und Zugehörigen sind in der ersten Zeit nach der Diagnose sehr gefordert und oft alleine. Dabei brauchen sie gerade in dieser Phase ein intaktes Gemeinwesen und gesellschaftliche Teilhabe. Um Betroffenen und deren Familien eine gute Begleitung und Unterstützung anbieten zu können, wurde auf Anregung und Initiative der Aktion Demenz das innovative Projekt „Begleitung nach der Diagnose Demenz“ entwickelt. Es soll in der zweiten Jahreshälfte 2022 in einer Stadt und in einer Region mit mehreren Gemeinden gestartet werden, so Landesrätin Katharina Wiesflecker bei der Vorstellung am Mittwoch, 20. April, in Hard. Gemeinsam mit Projektleiterin Daniela Egger und Sozialsprengel Hard-Geschäftsführerin Cornelia Reibnegger präsentierte sie dabei auch den aktuellen Jahresbericht der Aktion Demenz.
In Vorarlberg sind etwa 6.000 Menschen mit einer demenziellen Entwicklung diagnostiziert. „Die Prognosen zur weiteren Entwicklung besagen, dass in Österreich mit einer Verdreifachung der Zahlen bis ins Jahr 2050 gerechnet werden muss, das gilt auch für unsere Region. Mit den aktuellen Bedingungen auf dem Pflegesektor ist es besonders wichtig, das Gemeinwesen und vor allem die pflegenden Angehörigen zu unterstützen, wo immer möglich“, betonte Landesrätin Wiesflecker.
Das Projekt „Begleitung nach der Diagnose Demenz“ baut als wohnortnahes und sehr flexibles Unterstützungsangebot auf bestehende Strukturen auf. Es fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit und wird im Rahmen der „Ambulanten gerontopsychiatrischen Pflege“ in Kooperation mit zwei Krankenpflegevereinen umgesetzt, erläuterte Wiesflecker. Die Finanzierung – rund 80.000 Euro – ist vorerst auf zwei Jahre begrenzt und die Projektleitung liegt, wie auch die weitere Prozessbegleitung der „Ambulanten gerontopsychiatrischen Pflege“, bei der connexia.
Die Aktion Demenz ist von Beginn an von der Überzeugung getragen, dass Demenz als gesamtgesellschaftliche Herausforderung und Aufgabe wahrzunehmen ist und nur so die Teilhabe und Teilgabe gesichert werden kann. Mit ihrer Präsenz in bereits 51 Modellgemeinden erreicht die Aktion Demenz in Vorarlberg drei Viertel der Bevölkerung. Für Projektleiterin Daniela Egger ist es wichtig, ein breites Verständnis für die unterschiedlichen Verläufe und Stadien der Erkrankung in der Gesellschaft zu etablieren: „Menschen sollen sich vor und vor allem nach der Demenz-Diagnose weiterhin akzeptiert und aufgehoben fühlen. Dementsprechend steht die Teilhabe von Menschen mit Demenz im Vordergrund unserer Aktivitäten.“ Als Beispiele nannte Egger etwa das Demenzcafé in Lustenau sowie Spaziergänge und Rikschafahrten, die an vielen Orten in Vorarlberg regelmäßig veranstaltet werden. Teilhabe erleben im Erzählen und gemeinsam handarbeiten ist auch der Kern eines Kunstprojektes „Unsere Straße“ unter der Leitung der Künstlerin Kirsten Helfrich. Weitere Veranstaltungen zum Schwerpunkt Teilhabe im heurigen Jahr sind der Frühstücksgruß für pflegende Angehörige am Sonntag, 24. April, in 27 Gemeinden sowie die internationale Fachtagung „Demenz – Sinne, Genuss und Sinn“ am Freitag, 30. September.
Die Gemeinschaft, das Zusammenleben in der Gemeinde und in der Nachbarschaft prägen auch die Arbeit im Sozialsprengel Hard. Geschäftsführerin Cornelia Reibnegger schilderte das anhand von zwei Beispielen. Das „Museum für Lebensgeschichten“, eine Kooperation von SeneCura Haus am See, Gemeindearchiv, Sozialsprengel Hard und engagierten BürgerInnen, erzählt in kleinen Ausstellungen das Leben von Menschen aus der Region. Menschen mit Demenz und deren Angehörige können spezielle Führungen erhalten, die speziell auf ihre individuellen Interessen eingehen und so alte Erinnerungen wecken Die bereits siebte Ausstellung hat sich 2021 mit dem Harder Sattler Jakob Neyer befasst. Die nächste Ausstellung ist bereits für Frühjahr 2023 in Planung und widmet sich der Mundartdichterin Lydia Bonetti (1924 – 2012). Weiters wurden in einem Beteiligungsprozess im Jahr 2021 zahlreiche Menschen aus Hard jeden Alters befragt, um aufzuzeigen, welche Ressourcen eine gute Nachbarschaft birgt und wie diese genützt werden können. Aus den Ergebnissen wurde gemeinsam mit einem Grafiker ein Wimmelbild erstellt, das eine bunte, vielfältige Wohnanlage darstellt und den multiperspektivischen Blick auf das Zusammenleben ermöglicht. Auch der Umgang mit Menschen mit Demenz wird darin sichtbar gemacht. Das Wimmelbild wird als Publikation im Frühjahr 2022 an alle Haushalte in Hard versendet und bildet den Auftakt für weitere Programmpunkte. So sind etwa Begegnungsaktionen in Wohngebieten in Hard geplant.
Quelle: Land Vorarlberg