vonRedaktion International
AUGUST 24, 2024
Im Abstand von zehn Jahren wurde das Nachbarschaftsbarometer 2024 im Auftrag vom Servicebüro zusammen>wohnen< erstellt. Aktuelles Ergebnis: Die Menschen in der Steiermark kommen gut miteinander aus. Immer mehr plagen allerdings Anonymität und Einsamkeit.
Graz (23. August 2024).- Im Jahr 2014 wurde letztmals die Qualität des nachbarschaftlichen Zusammenlebens in der Steiermark durch eine Umfrage ermittelt. Im Abstand von zehn Jahren liegt nun eine neue Umfrage vor, die die agentur scan online unter „einer repräsentativen Stichprobe von 600 Menschen über 14 Jahren in der Steiermark? im Auftrag des Servicebüros zusammen>wohnen< – einer Einrichtung der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften und des Landes Steiermark - durchgeführt hat.
Dabei stellen die Befragten der Qualität ihrer Nachbarschaft ein gutes Zeugnis aus. 52 Prozent haben angegeben, dass sie mit „manchen Nachbarn plaudern, wenn wir uns begegnen?, ein Drittel (exakt 32 Prozent) kennt seine Nachbarinnen und Nachbarn „eigentlich ganz gut?. Jeder fünfte Befragte „trifft sich regelmäßig auch privat?. Allerdings: Fast verdoppelt hat sich der Anteil von Personen - von zwölf auf 22 Prozent, die ihre Nachbarinnen und Nachbarn „eigentlich nur vom Sehen kennen?. Anonymität und Vereinsamung haben also spürbar zugenommen.
Die Studienautoren dazu: „Unsere Studie zeigt, dass das Zusammenleben in steirischen Nachbarschaften, trotz der Herausforderungen durch multiple Krisen, nach wie vor überwiegend als gut empfunden wird. Allerdings wächst die Anonymität, insbesondere bei jüngeren und älteren Menschen, was auf einen Rückzug aus der Öffentlichkeit hinweist. Um das positive Miteinander in Wohnanlagen und Quartieren, insbesondere in städtischen Gebieten, langfristig zu sichern, sollten Unterstützungsangebote zur Förderung der Kommunikation und Konfliktprävention gestärkt sowie gut gestaltete Gemeinschaftseinrichtungen und Freiräume ausgebaut werden.?
Weitere Ergebnisse des Nachbarschaftsbarometers 2024:
Es gibt wenige Konflikte in der Nachbarschaft: 41 Prozent der Befragten haben angegeben, dass sie gar keine Konflikte mit ihren Nachbarn haben.Wenn es Konflikte gibt, dann ist unter anderem der Lärm Auslöser dafür – in 29 Prozent aller Fälle.Aber: Rund die Hälfte (52 Prozent) gibt an, dass sie Konflikte in Eigeninitiative lösen. 2014 hat dies nur ein Drittel angegeben. 27 Prozent wenden sich in solchen Fällen an die Hausverwaltung.Für jede/n zweite/n Zweite/n sind Gemeinschaftseinrichtungen wichtig (51 Prozent).Zwei Drittel aller Befragten bezeichnen die Hilfsbereitschaft in ihrer Nachbarschaft als „gut? oder sogar „sehr gut?
Soziallandesrätin Doris Kampus: „Die Steirerinnen und Steirer sind gute Nachbarn, aber es gibt natürlich auch Probleme und Konflikte. Vor zehn Jahren hat jeder Achte gesagt, seine oder ihre Nachbarn nur vom Sehen zu kennen. Dieser Anteil hat sich nunmehr verdoppelt. Gerade ausgelöst durch die Pandemie, haben Vereinzelung, Rückzug und Alleinsein zugenommen. Wir werden daher auch in Zukunft Maßnahmen wie den Projektfonds des Sozialressorts und die Initiativen aus dem Servicebüro zusammen>wohnen< brauchen, um die Menschen wieder stärker miteinander in Kontakt zu bringen. Zum Glück genießt ja die Nachbarschaftshilfe einen hohen Stellenwert in der Steiermark.?
Wohnbaulandesrätin Simone Schmiedtbauer: „Ich bin froh, dass die Steirerinnen und Steirer weiterhin zusammenhalten und Wert auf gute Nachbarschaft legen. In Zeiten, wo viel über die Spaltung der Gesellschaft gesprochen wird, beweist diese Studie, dass dies in den steirischen Wohnhäusern noch nicht der Fall ist. Das ist das gute steirische Klima, welches wir erhalten wollen. Als Wohnbaulandesrätin werde ich mich weiterhin dafür einsetzen, dass wir nicht nur leistbare, nachhaltige und hochwertige Wohnhäuser bauen, sondern auch ein gelebtes Miteinander ermöglichen und Orte der Begegnung schaffen.?
Christian Krainer, Obmann GBV Steiermark: „In Umfragen zur Lebens- und Wohnqualität der steirischen Wohnbevölkerung sehen wir, dass neben baulichen Gegebenheiten auch funktionierende Nachbarschaftsbeziehungen maßgeblich sind. Der gemeinnützige Wohnbau setzt immer wieder Maßnahmen für ein soziales, leistbares und ebenso qualitativ hochwertiges Wohnen um - und das auch in wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich herausfordernden Zeiten.?
Wolfram Sacherer, Obmann-Stellvertreter GBV Steiermark: „Gerade in Bezug auf die Zunahme von Anonymität in den steirischen Nachbarschaften braucht es die Zusammenarbeit der GBV Landesgruppe Steiermark mit den Ressorts Soziales und Wohnbau, um nicht nur leistbaren Wohnraum zu schaffen, sondern auch ein angenehmes Wohnumfeld und sozialen Zusammenhalt zu fördern.?
Die neue zusammen>wohnen< Landkarte bekräftigt diese übergreifende Zusammenarbeit und Funktion als Schnittstelle. Hier können Organisationen, Behörden, (ehrenamtliche) Vereine, NGO's etc. ihr Angebot eintragen und somit in der Steiermark verorten. Damit wird einerseits die bereits vielfältige Expertise sichtbar gemacht und andererseits ein Mehrwert für die Steirerinnen und Steirer bei der Suche nach Unterstützungs- und Leistungsstrukturen geboten.
Mit dem Servicebüro zusammen>wohnen< nehmen sich die gemeinnützigen Wohnbauträger gemeinsam mit dem Land Steiermark dem Thema des nachbarschaftlichen Miteinanders an und unterstützen zentrale Akteurinnen und Akteure im Bereich Wohnen und die steirische Wohnbevölkerung im nachbarschaftlichen Zusammenleben. Die Ergebnisse des „Steirischen Nachbarschaftsbarometers 2024? und weitere Informationen zu den Angeboten finden Sie unter zusammenwohnen.at.
Quelle: Land Steiermark