vonRedaktion Salzburg
JULI 28, 2022
Eine 55-jährige Wanderin aus dem Bezirk Amstetten kam am Weg vom Brandstetterkogel am versicherten Matras Steig etwa in der Falllinie zum Gipfelstein am vergangenen Montag (25.7.2022) am frühen Nachmittag vom Steig ab und gelangte in steiles und ausgesetztes Felsengelände. Für die Frau gab es weder ein Vor noch ein Zurück. Der abgesetzte Alpin-Notruf erreichte die Bergrettung Amstetten deren Einsatzgebiet die Neustadtler Bergland und speziell auch die Klettergärten in Tiefenbach umfasst.
Nach kardiologischen Problemen hatte der Facharzt der Frau empfohlen einen Belastungstest auszuführen. Ausgestattet mit einem mobilen EKG unternahm die Frau in Begleitung ihres Mannes die Tour auf den Brandstetterkogel als Test. Das Paar trennte sich beim Abstieg, während der Mann den direkten Wanderweg zum Donauufer wählte, stieg die Frau in den Matras Steig ein. Der relativ gut markiert Steig weist einige Abzweigungen zu Aussichtspunkten auf, ebenso gibt es Ausstiegs- bzw. Zustiegssteige zu Kletterfelsen. Einer derartigen Spur war die Wanderin gefolgt, bis es für sie keinen Weiterweg bzw. Rückweg mehr gab.
Für die Bergrettung gehört eine „Felsbergung“, noch dazu einer unverletzten Person, zu den klassischen Standardaufgaben. Schwierig ist allerdings an Wochentagen in der Urlaubssaison die entsprechende Einsatzmannschaft zu stellen. Die Bergrettung Amstetten hatte daher Unterstützung der Bergrettung Waidhofen/Ybbs angefordert, mit der ja auch sonst und speziell im Winterdienst auf der Forsteralm gemeinsam gearbeitet wird.
Sieben Bergretter und ein Polizeibeamter waren letztlich im Einsatz. Mit der Frau konnte bald Rufkontakt hergestellt werden. Der Zustieg am bisher heißesten Tag des Jahres erforderte einige Seillängen herausfordernder Kletterei. Dabei stellten die stark bemoosten Felsen und Steinschlag eine besondere Gefahr dar. Die Frau wurde über eine ca. 25 m hohe vertikale Felsstufe abgeseilt und weiter gesichert zur Donauuferstraße geleitet, wo sie ihrem Begleiter unbeschadet übergeben werden konnte. – Interessant wird wohl für den Kardiologen das EKG sein. Die Herzfrequenz der Frau wird mehrfach besonders angestiegen sein und einiges verraten über Absturzangst, Begegnung mit den Rettern, erstmaliges Abseilen, gerettet auf sicherem Boden stehen, Wiedersehen mit dem Partner …
Eine Lehre für alle Wanderer aus der Geschichte: Touren gut planen, am markierten Weg bleiben, bei „Verhauern“ rechtzeitig umkehren und zur letzten Markierung zurückgehen, bei Abzweigungen auf den Wegverlauf achten, richtige Ausrüstung wählen - feste Schuhe, Sonnenschutz /Wetterschutz, aufgeladenes Handy und Powerbank, ausreichend Getränke mitführen. Sollte es nicht mehr weitergehen den Alpin-Notruf 140 wählen, die Bergrettung kommt so schnell wie möglich.
Quelle: ÖBRD NÖ/W