vonRedaktion Salzburg
JUNI 05, 2024
LR Schuschnig: Kärntner Betriebe und Pflegeeinrichtungen können ab sofort bis 30. August 2024 ihren Fachkräftebedarf online einmelden – Erste Branchenaufrufe betreffen Elektrotechnik, Metallverarbeitung und Pflegekräfte – Vermittlung der Arbeitskräfte soll im Herbst starten
KLAGENFURT. Ab heute, Mittwoch, haben die Unternehmen aus drei Branchen die Möglichkeit, sich bei der neuen Arbeitskräfteagentur des Landes um eine Fachkraft zu bewerben. Das gibt Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig zum Start bekannt. „Wir setzen damit einen von der Wirtschaft lange geforderten und österreichweit führenden Schritt, um den sich zuspitzenden Arbeitskräftemangel mittelfristig und professionell abzufedern. Denn in immer mehr Branchen bremsen fehlende Fachkräfte das Wachstum aus. Die neue Agentur ist ein wichtiger Puzzlestein, um dem entgegenzuwirken“, so der Landesrat.
Die Auswahl der Branchen und die Zuteilung der Fachkräfte wird über einen eigenen Expertenrat, bestehend aus den Sozialpartnern und dem AMS, festgelegt. Für den ersten Branchenaufruf wurden die die drei Berufsgruppen Metallverarbeiter, Elektrotechnik, Gesundheit und Pflege festgelegt. Die Unternehmer müssen das Stellenprofil und die Anforderungen möglichst genau festlegen und bekannt geben, ob die Betriebe ihren Bedarf bereits beim AMS gemeldet haben. „Es kommt damit zu keinen Doppelgleisigkeiten, die Fachkräfte aus Kärnten und Österreich haben immer Priorität. Erst bei nachweislich erfolgloser Suche im inländischen Arbeitsmarkt wird die Agentur tätig. Je konkreter die Angaben durch die Unternehmen erfolgen, umso optimaler kann das Jobprofil erstellt werden“, so Schuschnig. Daher ist auch das Arbeitsmarktservice Teil des Expertenrats und unterstützt bei der Überprüfung aller eingehenden Angaben.
Für die Anmeldung wurde ein eigenes Online-Portal auf der Website des Standortmarketing unter www.carinthia.com errichtet. Auf dem Portal finden Unternehmer auch Antworten auf die wichtigsten Fragen auf dem Weg zur neuen Arbeitskraft, wofür umfassende FAQs sowie ein Chatbot angeboten werden. Zusätzlich ist der gesamte Prozessablauf skizziert. Parallel dazu baut die Agentur einen Bewerberpool für Kärnten auf, mit dem in der Folge das Matching erfolgt. Eine zentrale Ansprechperson für Kärnten wird bereitgestellt. Bis zu 5 Mio. Euro stellt das Land, anhängig von den Calls, jährlich bereit. Nach Schluss des ersten Calls mit spätestens September 2024 erfolgt die Zuteilung der Fachkräfte an die Betriebe durch den Expertenrat.
Dazu der Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl: „Wir haben als Wirtschaftskammer Kärnten mit Blick auf den demografischen Wandel und dem Rückgang der erwerbstätigen Bevölkerung in Kärnten schon lange dezidiert eine eigene Arbeitskräfte-Incoming-Agentur für unser Bundesland gefordert und darum gekämpft. Die nun erfolgte Umsetzung ist ein wichtiger Schritt und ein attraktives Angebot für unsere Mitgliedsbetriebe. Wir müssen jede Möglichkeit nutzen, qualifizierte Personen für Kärnten zu begeistern, das hilft den Unternehmen ebenso wie dem ganzen Wirtschafts- und Lebensstandort“, so Mandl und betonte dabei allerdings auch, wie wichtig es sei, sämtliche Potentiale im Land voll auszuschöpfen: „Es kann nicht sein, dass wir seit Jahren darüber sprechen, wertvolle Senioren länger im Berufsleben zu halten, indem das Dazuverdienen in der Pension steuerlich attraktiver wird. Es kann nicht sein, dass wir seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten darauf drängen, dass die Kinderbetreuung verbessert wird, damit mehr Frauen, die das wollen, in den Arbeitsprozess zurückkehren oder von Teil- auf Vollzeit aufstocken können. Und schon gar nicht kann es sein, dass in Dänemark drei Viertel der ukrainischen Flüchtlinge berufstätig sind und in Österreich nicht einmal ein Drittel – aber nicht, weil sie keine Lust haben, sondern weil sie die österreichische Migrationsbürokratie daran hindert.“
Aufgrund der aktuellen demographischen Entwicklung hat sich auch die Situation am Kärntner Arbeitsmarkt in den letzten Jahren deutlich verschärft. Bis zum Jahr 2040 fehlen Kärnten bis zu 50.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter. Schon heute suchen viele Unternehmen händeringend nach Fachkräften. In Kärnten geben bereits aktuell über 68 Prozent der Unternehmer an, stark vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. Schuschnig betont, dass gerade in der ersten Phase Rückmeldungen der Betriebe umso wichtiger sind: „Wir nutzen die nächsten Wochen, um Erfahrungen aus der Praxis zu sammeln und den Ablauf möglichst unbürokratisch zu gestalten. Jeder Betrieb, der händeringend nach Arbeits- und Fachkräften sucht, kann dieses Angebot nutzen. Je konkreter die Beschreibung der Voraussetzungen, der nötigen Anforderungen, umso besser und rascher kann nach einer passenden Fachkraft gesucht werden“, so Schuschnig.
Quelle: Land Kärnten