Auszeichnung: Alpenverein ehrt drei Bergretter mit „Grünem Kreuz“

vonOTS
OKTOBER 22, 2022

Foto: Alpenverein/Simon Schöpf

Foto: Alpenverein/Gerold Benedikter

Jahr für Jahr honoriert der Österreichische Alpenverein herausragende Bergretterinnen und Bergretter für ihren ehrenamtlichen Einsatz. Erstmals im Jahre 1923 vergeben, gilt das „Grüne Kreuz“ als die höchste Auszeichnung für die Rettung aus Bergnot. Am 22. Oktober 2022 wurde diese Ehre drei Bergrettern im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Alpenvereins zuteil. Einem der Bergretter wurde eine posthume Auszeichnung verliehen: Er verlor bei einem Lawinenunglück am Ötscher in diesem Jahr das Leben.

Aktuell gibt es in Österreich mehr als 13.000 Bergretterinnen und Bergretter, die sich auf 291 Ortsstellen verteilen. Tagtäglich eilen sie anderen zu Hilfe und setzen sich in ihrem Dienst alpinen Gefahren aus. Dank ihrer intensiven Ausbildung können sie Menschen, die in Alpinnot geraten sind, professionell helfen. Diese Selbstverständlichkeit und Einsatzbereitschaft, mit der sie sich Gefahren aussetzen, resultiert aus einer Solidarität ihren Mitmenschen gegenüber, die eine große Anerkennung verdient.

„Diese Ehrung bietet dem Alpenverein die Möglichkeit Danke zu sagen und seiner Wert­schätzung gegenüber der Bergrettung Ausdruck zu verleihen“, betont Alpenvereins-Vizepräsident Dr. Wolfgang Schnabl in seiner Laudatio im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Alpenvereins in Waidhofen an der Ybbs. „Zudem ist es eine Gelegenheit, uns selbst an unseren satzungsbestimmten Auftrag zu erinnern: Alles zu tun, um Unfälle im Bergsport zu verhindern“, so Schnabl.

Berge als Konsum

Die Bergretterinnen und Bergretter sind immer häufiger mit den Auswirkungen des Massentourismus konfrontiert. Nicht zuletzt hat die Pandemie, aufgrund begrenzter Reisemöglichkeiten, noch mehr Menschen in die Berge gelockt. Darunter auch viele, die keinerlei Erfahrung im alpinen Gelände und der Bergnatur haben. Dies zeigt sich vor allem darin, dass inzwischen zu jeder Jahreszeit die Berge bewandert und „konsumiert“ werden. Bewusstsein für das Umfeld, mangelndes Wissen, fehlende Ausrüstung und Tourenplanung sowie falsche Selbsteinschätzung sind dabei Faktoren, die missachtet werden und oftmals zu Rettungseinsätzen der Bergrettung führen.

Wandern und Bergsteigen werden zudem immer mehr als günstiges Vergnügen in der Freizeit gesehen. Und ein weiteres Phänomen ist hinzugekommen: Die Berge als „Social Media Hotspots“. Die Suche nach einer idealisierten Natur oder einem heldenhaften Bergbild führen oftmals dazu, dass eine Vielzahl an Menschen in einem Gelände unterwegs ist, für das ihnen Ausrüstung, Kenntnis und Einschätzung fehlen.

Grünes Kreuz als eine der renommiertesten Auszeichnungen

Rettungseinsätze unter extremen Bedingungen, Notbiwaks, Taubergung mittels Hubschrauber und der Einsatz im Schneesturm bei Lawinengefahr: Die Auflistung der Bergrettungseinsätze ist lang und liest sich jedes Jahr wie das Drehbuch eines Actionfilms. Das Grüne Kreuz gilt aufgrund der anspruchsvollen Auswahlkriterien als eine der renommiertesten Auszeichnungen im Bergrettungswesen. Voraussetzung dafür sind „mehrmalige, außerordentlich schwierige alpine Rettungen oder Bergungen, wobei eine deutliche Überschreitung der durchschnittlichen Pflichterfüllung gegeben sein muss". In den 99 Jahren seit Einführung des Grünen Kreuzes wurden 513 Personen damit ausgezeichnet.

2022 kamen drei weitere Persönlichkeiten hinzu, die für ihre großen Verdienste und ihren ehrenamtlichen und pro­fessionellen Einsatz geehrt wurden. Karl TISCH, Roland KRÄTZEL und Andreas ETZLER erhielten am Samstag, den 22. Oktober 2022, die Ehrenzeichen Nr. 514, 515 und 516.

Karl TISCH ist seit 1982 bei der Bergrettung Niederösterreich/Wien, Ortsgruppe Puchberg am Schneeberg. 40 Jahre Bergretter, Ausbildungsleiter, Einsatzleiter, Flugretter – immer ganz vorne mit dabei, wenn es um die Rettung vermisster oder verunglückter Menschen geht. Der Schneeberg ist sein Hausberg und er kennt die Region in- und auswendig, was bei vielen Einsätzen ausschlaggebend für den Erfolg war.

Dipl.-Ing. Roland KRÄTZEL ist seit 1984 Mitglied bei der Ortsstelle Reichenau/­Rax. Schnelle Entscheidungsfindung, Führungs- und Leitungserfahrung sowie alpinistische Fähigkeiten zeichnen ihn aus und er war an vielen Einsätzen der Bergrettung beteiligt. Allein für den Zeitraum 2008 bis heute war er an 329 Rettungseinsätzen beteiligt.

Andreas ETZLER war 40 Jahre bei der Bergrettung Niederösterreich/Wien und 30 Jahre lang, bis zuletzt, im Ausbildungsteam der Landesleitung. Er verfügte über einen sehr hohen Erfahrungsschatz als Bergretter und Bergsteiger und konnte dadurch Gefahrensituationen realistisch einschätzen und gute Entscheidungen treffen. Doch am 11.03.2022 kam alles ganz anders: Andreas ETZLER verlor bei einem Lawinen­unglück am Ötscher das Leben. Mit ihm starben drei Freunde. Der Alpenverein hat ihm eine posthume Auszeichnung verliehen.

Alpenverein in der Aufklärungspflicht

Auch im Jahr 2022 gab es eine hohe Einsatzzahl beim Bergrettungsdienst, welche zeigt, dass Menschen mit wenig Erfahrung in die Berge kommen. Hier sieht Vizepräsident Schabl eine der wichtigsten Aufgaben und Pflichten für den Alpenverein: Durch Aufklärung und Ausbildung das Risikobewusstsein jedes bergbegeisterten Menschen stärken und somit bewusstes und eigenverantwortliches Handeln ermöglichen. Eine wirkungsvolle Aufklärungs- und Präventionsarbeit zur Ausübung des Bergsports beginnt am besten bereits in jungen Jahren. Vielzählige Kurse, Aus- und Fortbildungen beim Österreichischen Alpenverein bieten hierbei gute Möglichkeiten und können ein zielführender Ansatz sein, so Schnabl.

Bei der Jahreshauptversammlung am 22. Oktober 2022 in Waidhofen an der Ybbs wurden folgende Personen mit dem „Grünen Kreuz“ (Ehrenzeichen-Nr. 514-516) ausgezeichnet:

Quelle: OTS

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