vonRedaktion Salzburg
JULI 25, 2024
LR.in Prettner: Einreichfrist für Tierschutzpreis bis 3. September – je 1.000 Euro für Kategorien Hundetrainer und Hundehalter – ab 1.Juli 2026 verpflichtende Kurse für Hundebesitzer – Kärnten: 52.000 Hunde, dritthöchste Hundedichte Österreichs – „Hunde-Gemeinderanking“
KLAGENFURT. Kärnten wird heuer zum 5. Mal den Tierschutzpreis des Landes vergeben. Ins Leben gerufen wurde er im Jahr 2019. 2020 fiel er der Corona-Pandemie zum Opfer. „Der Landestierschutzpreis steht jedes Jahr unter einem anderen und ganz speziellen Motto. Etwa „Landwirtschaftliche Nutztiere“ oder „Schwein gehabt“ oder „Mensch-Tier-Beziehung“. Im Vorjahr haben wir uns an die Kleinsten, an Volksschulkinder, gewandt. Und heuer werden wir Bezug auf die Anfang Juli im Nationalrat beschlossene Novelle des Tierschutzgesetzes nehmen“, kündigte heute, Dienstag, Tierschutzreferentin Beate Prettner im Rahmen einer Pressekonferenz an.
Ein zentraler Punkt der Gesetzesnovelle wird viele Tausende Menschen betreffen: Erstmalig wird ein Sachkundenachweis (im Ausmaß von mindestens vier Stunden) für Halter von Hunden, Amphibien, Reptilien und Papageienvögeln verlangt. Der Kurs ist vor der Anschaffung des Tieres erforderlich. Bei Hundehaltern kommt in der Folge ein zusätzliches praktisches Hundetraining (im Ausmaß von mindestens zwei Stunden) dazu. Der Sachkundenachweis tritt mit 1. Juli 2026 in Kraft. Damit haben auch die Bundesländer Zeit, entsprechende Kursangebote aufzustellen. „Genau gesagt sind es die jeweiligen Bezirksbehörden, also Magistrate und Bezirkshauptmannschaften, die diese Kurse anbieten müssten. Kärnten strebt aber eine Vereinheitlichung an: Das Land wird sich daher federführend um die Umsetzung kümmern und Vorgaben präzisieren“, sagte Prettner.
„Mit dem Sachkundekurs will man verhindern, dass sich Menschen unüberlegt und blauäugig einen Hund zulegen. Sie sollen und müssen wissen, worauf sie sich einlassen, wie zeitintensiv eine Hundehaltung ist und mit welchen Kosten es verbunden ist“, betonte die Landesrätin. Tatsächlich kostet ein Hund im Laufe seines Lebens durchschnittlich so viel wie ein Kleinwagen. „Viele Hundebesitzer stellen nach wenigen Monaten fest, dass sie völlig überfordert sind. Die Folge ist: Der Hund wird im Tierheim abgegeben.“ Im Sachkundekurs wird daher ein Basiswissen zu Hundeverhalten und Hundebedürfnissen vermittelt. Ebenso die Pflichten der Hundebesitzer, wie die Anmeldepflicht in den Gemeinden und die Registrierung in der Hundedatenbank.
„Wir gehen aktuell davon aus, dass viele Hunde nicht registriert sind. Mit Stand 22. Juli 2024 sind in der Heimtierdatenbank 41.741 Hundehalter und 52.960 Hunde in Kärnten gemeldet. Die Dunkelziffer liegt wohl um einige Tausend höher“, vermutet Prettner. Auf 100.000 Einwohner kommen in Kärnten 9378 Hunde: „Damit weist unser Bundesland die dritthöchste Hundedichte Österreichs auf.“ Die meisten Hunde sind (exklusive Bezirksstädte) in folgenden Gemeinden zu Hause: St. Andrä 1152, Ferlach 1113, Velden 957, Finkenstein 940, Ebenthal 932. Die wenigsten Hunde weisen die Gemeinden Zell (37), Mörtschach (46) und Weißensee (47) auf.
„Der heurige Landestierschutzpreis wird den verpflichtenden Sachkundenachweis in den Mittelpunkt rücken. Wir wenden uns konkret an zwei Zielgruppen: Einerseits an tierschutzqualifizierte Hundetrainer, von denen es in Kärnten 49 gibt. Andererseits an Hundebesitzer. Von den Hundetrainern wünschen wir uns Konzepte für die Ausgestaltung des künftigen Sachkundenachweises. Die Hundebesitzer rufen wir auf, uns eine Geschichte, gerne mit Video und Fotos, über ein erfolgreiches Hundetraining zu schicken. Also: Wie hat ein Hundetraining ein bestimmtes Verhalten des Hundes verändert?“, informierte Prettner. Eingereicht werden können die Beiträge bis Dienstag. 3. September 2024 (an abt5.tsk@ktn.gv.at; bis maximal 5 MP!). „Die Preisverleihung findet am 4. Oktober, das ist der Welttierschutztag, im Spiegelsaal im Amt der Kärntner Landesregierung statt“, erklärte die Tierschutzreferentin. Die jeweiligen Gewinner erhalten ein Preisgeld in der Höhe von 1000 Euro. Zudem gibt es Hundetrainingsstunden. Über die Beiträge wird eine Top-Jury beraten: So konnte der Leiter des Messerli-Institutes, Karl Weissenbacher, als Juror gewonnen werden (vom Bund beauftragtes Institut für Tierverhalten, Ausbildung für Therapiehunde und Ausbildung für Tierschutztrainer). Weiters in der Jury: Tierschutzombudsfrau Dr.in Jutta Wagner und Tierärztekammerpräsident Dr. Josef Schantl.
Als „richtig und wichtig“ bezeichnete Heidrun Pusch, tierschutzqualifizierte Hundetrainerin, das Motto des heurigen Landestierschutzpreises: „Das ist ein großes Thema. Es kommt oft vor, dass Hundebesitzer de facto nichts oder zu wenig über das Verhalten und über die Bedürfnisse ihres Hundes wissen. Was ist artgerechte Hundehaltung? Welches Hundeverhalten deutet auf welches Verlangen des Hundes hin? Wie lese ich die Körpersprache eines Hundes? Fragen, mit denen wir im Hundetraining immer öfter konfrontiert werden“, erklärte Pusch. Sie registriert, dass das Verhalten dem Hund gegenüber wieder ruppiger wird. Als mögliche Ursachen sieht sie den stressiger werdenden Alltag: „Wenn der Mensch selbst im Stress ist, sucht er nach vermeintlich schnellen Lösungen. Das äußert sich dem Hund gegenüber etwa mit Schupsen oder Stoßen. Leider sehen wir, das auch wieder mehr Stromhalsbänder, die verboten sind, im Umlauf sind.“
Eine Herausforderung seien zudem die vielen „wunderbaren, aber realitätsfernen Videos auf Social-Media-Kanälen: Da sieht man Hunde, die das Herrchen oder Frauchen den ganzen Tag mit besten Manieren begleiten. Das ist illusorisch. Und es widerspricht den Hundebedürfnissen“, erklärte Heidrun Pusch. Da konnte ihr ein weiterer Teilnehmer der Pressekonferenz nur bellend zustimmen – Houdini, der eineinhalbjährige English Springer Spaniel der Familie Pusch.
Quelle: Land Kärnten