Wien: Bildgewaltig und radikalästhetisch - Kaup-Hasler ehrt italienischen Starregisseur Romeo Castellucci

vonRedaktion International
APRIL 03, 2022

Wien

„Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien“ im Anschluss an Festwochen-Premiere verliehen

Gestern, Freitag, luden die Wiener Festwochen, gleichsam als Prolog zum diesjährigen Festival, in die Halle E im MuseumsQuartier. Auf dem Programm stand Wolfgang Amadeus Mozarts „Requiem“, dirigiert von Raphaël Pichon und meisterhaft in Szene gesetzt vom italienischen Starregisseur Romeo Castellucci. Im Rahmen der anschließenden Premierenfeier im Hotel Hilton überreichte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler Romeo Castellucci das „Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien“.

Castelluccis Arbeiten seien seit mehr als zwanzig Jahren ein ästhetischer Fixpunkt im Programm der Wiener Festwochen, wies Kaup-Hasler in ihrer Rede auf deren enge künstlerische Zusammenarbeit und die Bedeutung für das Kulturleben der Stadt Wien hin. Castellucci habe mit seinen Bühnenarbeiten neue Erfahrungsräume des Theatralen erschlossen. Mit ihm ehre sie „die radikale Weiterentwicklung eines Theaters, das die essenziellsten Fragen des Menschen, seine Sterblichkeit, sein Vergehen, seinen Kampf ums Überleben und die Frage nach der (Un-)Möglichkeit von Gemeinschaft stellt“. Mit seinem Bilderdenken habe Castellucci, aus der Bildenden Kunst kommend, „das Theater, die Oper revolutioniert, uns allen neue Erfahrungsräume, neue Dimensionen und Welten eröffnet, die wir so nicht kannten“, so die Stadträtin, die auch ihre persönliche Freundschaft und Arbeitsbeziehung zu Castellucci in ihrer Laudatio hervorhob.

Romeo Castellucci bedankte sich bei den Wiener Festwochen und bei der Stadt Wien.

Biographie Romeo Castellucci

Romeo Castellucci, 1960 in Cesena geboren, studierte Bühnenbild und Malerei an der Accademia di Belle Arti di Bologna. 1981 gründete er mit seiner Schwester Claudia Castellucci sowie mit Chiara Guidi das Theaterkollektiv Socìetas Raffaello Sanzio (heute: Societas). Die Theaterkompanie zählt zu den radikalsten Vertretern des „teatro nuovo“ und gastierte im Zeitraum von nahezu 40 Jahren in Theatern und Opernhäusern in über 50 Ländern. Ebenso sind Castellucci und die Kompanie Societas regelmäßig zu Gast bei renommierten Festivals in ganz Europa.

Mit seiner Inszenierung des Stücks „Sul concetto di volto nel figlio di Dio“ („Über das Konzept des Antlitzes in Gottes Sohn“), das in Rom, Avignon, Paris und Berlin sowie am Wiener Burgtheater im Rahmen der Wiener Festwochen zur Aufführung gelangte, provozierte Castellucci 2011–2012 einen veritablen Theaterskandal. 2014 war er bei den Wiener Festwochen mit einer aufsehenerregenden Inszenierung von Christoph Willibald Glucks „Orfeo ed Euridice“ vertreten, 2017 mit der Inszenierung „Democracy in America“ frei nach Alexis de Tocquevilles politischer Schrift „De la démocratie en Amérique“ (2 Bände, 1835 und 1840). 2019 nahm Castellucci an den Wiener Festwochen mit den Produktionen „La vita nuova“ (UA 2018, Kanal – Centre Pompidou, Brüssel) sowie „Le Metope del Partenone“ (UA 2015, Art Basel) teil. 2018 brachte er im Rahmen der Salzburger Festspiele Richard Strauss’ Oper „Salome“ neu auf die Bühne; für diese Inszenierung wurde er von der Zeitschrift Opernwelt als Regisseur des Jahres und Bühnenbildner des Jahres 2019 ausgezeichnet.

Castellucci wurde bisher mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Goldenen Löwen der Biennale di Venezia (2013) und dem Ehrendoktorat der Universität Bologna (2014).

Quelle: Stadt Wien

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