vonRedaktion Salzburg
AUGUST 18, 2021
Landesrat Schneemann im Gespräch mit Bundesminister Mückstein – Schneemann ortet in Burgenlandmodell Potenzial für ganz Österreich – Mückstein erwartet Evaluierungsergebnisse zum Anstellungsmodell
Soziallandesrat Dr. Leonhard Schneemann präsentierte den Burgenländischen „Zukunftsplan Pflege“, mit den Schwerpunkten des Anstellungsmodells inklusive 1.700 Euro netto-Mindestlohn, der Gemeinnützigkeit im Pflegebereich und den verschiedensten betreuten Wohnformen, heute Mittwoch vor Sozialminister Dr. Wolfgang Mückstein. „Menschen, die ihre Angehörigen zuhause pflegen oder betreuen, müssen sozialrechtlich abgesichert werden! Das von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil initiierte Anstellungsmodell funktioniert im Burgenland gut und könnte auch zur Lösung für den Bund werden,“ so Schneemann zur aktuellen Pflege-Diskussion. Aktuell sind im Burgenland mehr als 200 Personen als pflegende bzw. betreuende Angehörige bei der „Pflegeservice Burgenland GmbH“, einem Tochterunternehmen der „Burgenländische Krankenanstalten GmbH“ (KRAGES), angestellt. Mückstein zeigte Interesse am burgenländischen Modell und erwartet die Ergebnisse aus der im Burgenländischen Sozialhilfegesetz verankerten Evaluierung des Anstellungsmodells mit Spannung. Diese sollen im Spätherbst vorliegen.
Der Wert eines funktionsfähigen Pflegesystems könnte evidenter nicht sein. Die größte Gesundheitskrise der Zweiten Republik hat die öffentliche Sozial- und Gesundheitspolitik auf die Probe und in die Auslage der gesellschaftlichen Debatte gestellt.
Mehr als 87.000 Burgenländerinnen und Burgenländer, und damit rund 30 Prozent der Bevölkerung, sind älter als 60 Jahre. Pflege und Betreuung sind gegenwärtig zu gesellschaftlichen Kernthemen avanciert. Sie bestimmen die Lebensrealität nahezu aller Menschen – ob als Pflegebedürftige, deren Angehörige oder als Kräfte in Gesundheitsberufen.
Daher wurde im Land Burgenland der „Zukunftsplan Pflege“ entwickelt. Basierend auf Bedarfserhebungen und Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung, sichert dieser Pflege und Betreuung im Burgenland langfristig ab und gewährleistet allen Betroffenen leistbare und qualitätsvolle Angebote. Der Plan umfasst 21 Maßnahmen, die alle Bereiche des Pflegesektors umklammern – vom Aus- und Neubau von Pflegeeinrichtungen bis hin zur neuen Beschäftigungsform.
Seine Herzstücke sind die gesetzliche Verankerung der Gemeinnützigkeit im Pflegebereich sowie das innovative Anstellungsmodell für pflegende bzw. betreuende Angehörige. „Geld, das aus der Pflege kommt, wird wieder in die Pflege investiert – so steigt die Qualität am Pflegebett unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger,“ erklärt Soziallandesrat Dr. Leonhard Schneemann das Prinzip der Gemeinnützigkeit. Auch die Vorteile des Anstellungsmodells liegen für ihn auf der Hand: „Menschen, die dies wünschen, werden so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden betreut. Gleichzeitig werden Menschen, die Angehörige betreuen, sozialrechtlich abgesichert. Sie befinden sich in einem Dienstverhältnis, verlieren durch die Betreuung keine Pensionsjahre und müssen nicht auf ihre Entlohnung verzichten.“
Damit ist das Burgenland Vorreiter im Pflegebereich. Seit Umsetzungsstart des „Zukunftsplan Pflege“ wecken vor allem die beiden innovativsten Maßnahmen, nämlich die Gemeinnützigkeit und das Anstellungsmodell, das Interesse verschiedener Verwaltungen. Ende 2019 befürwortete EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit das Burgenlandmodell, Länder in Österreich und Deutschland bekundeten Interesse am Modell. 2020 sprach sich der seinerzeitige Sozialminister Rudolf Anschober insbesondere für die Planmaßnahmen zur Attraktivierung des Berufsfeldes aus. Vom Gespräch mit dem amtierenden Sozialminister Dr. Wolfgang Mückstein erhofft sich Soziallandesrat Dr. Leonhard Schneemann nun entsprechende Adaptierungen auf Bundesebene. „Gerne bin ich auch dazu bereit, in den Ländern und den Ausschüssen des Nationalrates den Burgenländischen Weg im Pflegebereich zu erläutern. In Würde zu Altern ist nicht nur eine der größten politischen Herausforderungen, sondern eine Verpflichtung die wir der älteren Generation schuldig sind,“ so Schneemann.
Quelle: Land Burgenland