vonRedaktion International
OKTOBER 14, 2020
45 ehemals arbeitssuchende Kärntnerinnen und Kärntner unterstützen Gesundheitsbehörden beim Contact Tracing – LHStv.in Prettner, LHStv.in Schaunig, AMS-Kärnten-Chef Wedenig: Ein Projekt, von dem alle Seiten profitieren
Klagenfurt (LPD). Contact Tracing ist einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg beim Eindämmen der Corona-Pandemie. Die Spurensuche nach den Kontakten von infizierten Personen ist aufwändig und verlangt großes Verantwortungsbewusstsein und Erfahrung im Umgang mit Menschen. Um für diesen Corona-Herbst und -Winter gerüstet zu sein, hat das Land Kärnten das Arbeitsmarktservice um Hilfe bei der Suche nach personeller Verstärkung gebeten und diese rasch bekommen – in Person von 45 Kärntnerinnen und Kärntnern, die es als Wiedereinsteigerinnen, Langzeitarbeitslose oder aufgrund ihres Alters bei ihrer Jobsuche zuvor besonders schwer hatten und die nun erfolgreich als Contact Tracer tätig sind.
„Diese Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsabteilung, Arbeitsmarktreferat und AMS ist eine mehrfache Win-Situation: die Behörden bekommen Verstärkung, das Contact Tracing geht rascher voran, womit Infektionscluster schneller ausgemacht werden und Personen, die seit langer Zeit auf Jobsuche sind, erhalten einen wertvollen Arbeitsplatz“, betonten LHStv.in Beate Prettner und LHStv.in Gaby Schaunig heute, Dienstag, bei der Präsentation des Projekts im Rahmen einer Pressekonferenz in Klagenfurt.
„Mit diesen 45 zusätzlichen Mitarbeitern verfügt das Contact Tracing in Kärnten über nunmehr 153 Personen", sagte Gesundheitsreferentin Prettner. In Kärnten würde man an dezentralen, also regionalen Stellen in den Bezirken festhalten. Im Magistrat Villach sind derzeit mit 35 Personen die meisten Contact Tracer beschäftigt. Im Magistrat Klagenfurt sind es 25, auf der BH Villach Land 18,6 und auf der BH Spittal 16. Der Aufwand der Kontaktsuche würde sich ganz unterschiedlich gestalten, zuletzt hätten rund um den Cluster St.Veit 13 Mitarbeiter das ganze Wochenende über intensiv gearbeitet. „Durchschnittlich werden pro positivem Fall vier Kontaktpersonen mit einer Quarantäne belegt: Bei Stand gestern von 255 Infizierten befanden sich 1.083 Personen in Quarantäne", informierte die Gesundheitsreferentin. Und sie versicherte: „Sollte die Zahl der Infizierten markant zunehmen, könnten wir zentral gesteuert weitere Mitarbeiter über freie Dienstverträge in Beschäftigung bringen.“
„Wir stehen am Arbeitsmarkt vor einer paradoxen Situation: auf der einen Seite gibt es einen unglaublich dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Auf der anderen Seite hören wir von der Wirtschaft, dass Fachkräfte fehlen. Und dann gibt es Menschen, die qualifiziert sind und dennoch trotz intensiver Suche keinen Job finden – weil sie beispielsweise über 50 sind oder gesundheitliche Einschränkungen haben“, erklärt Arbeitsmarktreferentin Schaunig. „In Zusammenarbeit mit dem AMS bemühen wir uns um diese Personengruppe ganz besonders und daher ist dieses Projekt so wichtig.“
Der Finanzierungsbedarf für das Arbeitsmarktprojekt „Contact Tracing“, das vorerst auf zwölf Monate ausgelegt ist, beträgt rund 2,06 Millionen Euro. Davon trägt 1,08 Millionen Euro das AMS, 977.000 Euro beträgt der Landesanteil. „Eingliederungsbeihilfen für arbeitslose Personen sind ein ungemein wichtiges Instrument, gerade jetzt in dieser herausfordernden Zeit. Gemeinsam mit dem AMS haben wir diese Maßnahme heuer um 300 Plätze ausgeweitet. Jeder Platz ist ein Job für einen Menschen, dem die Wirtschaft signalisiert hat, das sie ihn nicht braucht – und dem wir klar sagen: Wir brauchen Sie, wir brauchen Ihre Erfahrung und Ihr Engagement“, so Schaunig.
AMS-Kärnten-Geschäftsführer Peter Wedenig: „Einmal mehr bewährt sich die seit Jahren exzellente Zusammenarbeit von Arbeitsmarktservice und Land Kärnten. Es gelingt uns hier – wie bei den Projekten „Katastrophenhilfe für Oberkärnten“ und „Administrative Assistenz für Pflichtschulen“ – rasch ein Programm umzusetzen und Chancen für Arbeitsuchende zu schaffen. Solche Jobmöglichkeiten sind gerade für diese Zielgruppen – über 50-Jährige, Wiedereinsteigerinnen, Langzeitarbeitslose – wichtig, da sie der Verfestigung von Arbeitslosigkeit entgegenwirken. Rechtzeitig investiertes Geld wirkt hier doppelt.“
Bezirkshauptmann Johannes Leitner strich die enorme Bedeutung der personellen Verstärkung in seiner Bezirkshauptmannschaft hervor: „Bislang konnten in der Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt Land drei neue Contact Tracer ihren Dienst aufnehmen, drei weitere werden in den nächsten Wochen dazu stoßen, auf die wir auch schon dringend warten. Die neuen Mitarbeiter sind extrem motiviert und leisten großartige Arbeit.“ Das Contact Tracing und das Informieren von getesteten Personen würde sehr viele Ressourcen binden. „In diesem Zusammenhang gibt es logistische Herausforderungen wie das rasche Bereitstellen von Räumlichkeiten und technischer Ausstattung sowie die reibungslose Integration in den Dienstbetrieb“, erklärte Leitner. Darüber hinaus müsse großes Augenmerk auf die permanente gute Abstimmung mit anderen Stellen – Gesundheitsbehörden, Epidemieärzten, externen Dienstleistern – gelegt werden. „Es ist eine Kunst, alle involvierten Organisationen immer auf dem gleichen Stand zu halten, aber es gelingt uns sehr gut“, betonte der Bezirkshauptmann.
Einer der neuen Contact Tracer in der Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt Land ist Martin Mochar. „Es erscheint paradox, dass nicht eine gute Wirtschaftslage, sondern erst eine Krise, eine Pandemie, der Generation 50+ die Chance bietet wieder ins Berufsleben einzusteigen“, sagte er. Der Arbeitsaufwand sei gleich von Beginn an groß gewesen: „Die im Vorstellungsgespräch gestellte Frage nach Stressresistenz war keine geflügelte Floskel. Zehn- oder Elf-Stunden- Tage sind keine Seltenheit und trotzdem kann eine tagfertige Abarbeitung von Covid-19 Fällen durchgehend nicht mehr gewährleistet werden“, berichtet Mochar. Zu den besonders schönen Aspekten seiner Tätigkeit gehören die erleichterten Reaktionen auf negative Befundergebnisse „und besonders die Jubelrufe der Kinder, wenn sie wieder in die Schule gehen dürfen“.
Quelle: Land Kärnten