vonOTS
MÄRZ 01, 2023
Drei Ausstellungen im Jubiläumsjahr – Programmschwerpunkt im März und April
Heute vor genau zehn Jahren, am 1. März 2013, wurde die Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums nach einer mehrjährigen, umfassenden Sanierung und Neuaufstellung feierlich wiedereröffnet. Mit mehreren Ausstellungen sowie einem umfangreichen Programm zum Jubiläumsjahr feiert das Kunsthistorische Museum 2023 zehn Jahre Kunstkammer.
Die Kunstkammer Wien ist weltweit die bedeutendste ihrer Art und gilt als die „Wiege des Kunsthistorischen Museums“. Ihre zwanzig nach Themenschwerpunkten gestalteten Räume bilden heute ein „Museum im Museum“ und eröffnen eine Welt des Schönen und Geistvollen, Kuriosen und Wunderbaren. Zu den Höhepunkten der Kunstkammer gehören herausragende Goldschmiedearbeiten wie die berühmte Saliera von Benvenuto Cellini, Spitzenleistungen der Skulptur, darunter die Krumauer Madonna, sowie meisterhafte Bronzestatuetten, filigrane und bizarre Elfenbeinarbeiten, virtuose Steingefäße, aber auch komplizierte Automaten und vieles mehr.
„Die Neugierde, die Lust am Entdecken und das Begreifen der Welt durch Sammeln war ein zentraler Antrieb für die Errichtung frühneuzeitlicher Kunstkammern“, so Generaldirektorin Sabine Haag. „Dieses lustvolle Lernen macht die Kunstkammer Wien auch für das heutige Publikum weiterhin so attraktiv. Ich freue mich, dass wir heuer mit einem umfangreichen Programm zum Jubiläum zehn erfolgreiche Jahre Kunstkammer feiern dürfen!“
Anlässlich des Kunstkammer-Jubiläums zeigt das Kunsthistorische Museum in diesem Jahr gleich mehrere Ausstellungen bzw. ist es als wichtiger Leihgeber daran beteiligt: Ab heute ist im Gartenpalais Liechtenstein die Schau GEGOSSEN FÜR DIE EWIGKEIT. Die Bronzen der Fürsten von Liechtenstein zu sehen (bis 31.3.), die in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum entstanden ist. Die Schau präsentiert zahlreiche hochkarätige Leihgaben aus der Kunstkammer Wien, darunter das Renaissance-Meisterwerk Bellerophon bändigt den Pegasus von Bertoldo di Giovanni.
Von 20. Juni bis 15. Oktober rückt die Ausstellung IN LOVE WITH LAURA. Ein Geheimnis in Marmor in den Sonderausstellungsräumen der Kunstkammer ein Hauptwerk der europäischen Skulptur ins Zentrum: Francesco Lauranas (1430–1502) Weibliche Büste ist eine der wenigen farbig gefassten Marmorbüsten der Renaissance und zählt zu den bedeutendsten Schöpfungen der Porträtplastik des 15. Jahrhunderts. Neben Meisterwerken des Kunsthistorischen Museums wie Giorgiones Gemälde Laura werden internationale Leihgaben u. a. aus der Frick Collection in New York und aus der Biblioteca Laurenziana in Florenz in der Ausstellung präsentiert.
Auch die große Herbstausstellung des Kunsthistorischen Museums steht ganz im Zeichen der Kunstkammer: RAFFAEL. Gold & Seide widmet sich von 26. September 2023 bis 14. Jänner 2024 monumentalen Tapisserien, einem aus der Repräsentations- und Festkultur der Renaissance nicht wegzudenkendem Medium. Ausgehend von Wandbehängen nach Vorlagen Raffaels skizziert die Ausstellung die Entwicklung der Tapisseriekunst im 16. Jahrhundert und gibt Einblick in den herausragenden Tapisserienbestand des Kunsthistorischen Museums, der aus konservatorischen Gründen nicht dauerhaft gezeigt werden kann.
Die Reihe DONNERSTAGABEND IM MUSEUM setzt im März und April einen Schwerpunkt auf das Thema Kunstkammer: Bereits diese Woche, am 2. März, hält der Direktor des Grünen Gewölbes in Dresden, Marius Winzeler, einen Vortrag zur Rückkehr der Kunstkammern und spricht darüber, was Wien mit Dresden verbindet. Am 16. März hält Johann Kräftner, Direktor der Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein, einen Vortrag zur Ausstellung Gegossen für die Ewigkeit, und am 30. März spricht Kunstkammer-Kurator Paulus Rainer über die Kunst des Steinschnitts der italienischen Künstlerdynastie Miseroni. Schloss Ambras-Direktorin Veronika Sandbichler ist am 20. April mit dem Vortrag Korallen: Rätselhafte Verwandlungskünstler zu Gast und schließlich spricht Kurator Konrad Schlegel am 22. Juni über seine Ausstellung In Love with Laura.
Auch die KUNSTVERMITTLUNG widmet der „Wiege des Museums“ im März und April einen Programmschwerpunkt: Für Erwachsene gibt es einen Mittagsführungs-Zyklus, Spezialführungen und Vorträge sowie eine englischsprachige Führung und auch für Kinder wird ein umfangreiches Programm mit Führungen und Atelier angeboten. Ab Mitte März wird ein neues, kostenloses Mitmach-Booklet im Museum erhältlich sein, mit dem Kinder gemeinsam mit ihrer Familie die Kunstkammer näher kennenlernen können.
Darüber hinaus steht auch der BARRIERE*FREI*TAG des Kunsthistorischen Museums im März ganz im Zeichen der Kunstkammer und bietet jeden Freitag inklusive Führungen zu Kunstkammer-Lieblingsstücken der Vermittler*innen an.
Auch das beliebte After-Work-Event KUNSTSCHATZI ist im März der Kunstkammer gewidmet: Am Dienstag, den 21. März lädt das Kunsthistorische Museum zum Kunstschatzi of Curiosities und bietet von 19 bis 23 Uhr neben coolen Drinks und DJ-Sounds in der Kuppelhalle spannende Führungen in der Kunstkammer an.
Alle Termine und Details zum 10-Jahre-Kunstkammer-Programm sind auf der Website zu finden: https://www.khm.at/besuchen/sammlungen/kunstkammer-wien/
Die Kunst- und Wunderkammern der Renaissance und des Barock waren enzyklopädische Universalsammlungen, die das gesamte Wissen ihrer Zeit zu erfassen versuchten. Vor allem das Seltene, Kuriose und Außergewöhnliche galt als erstrebenswert. Vom späten Mittelalter bis zur Barockzeit sammelten die Habsburger Kaiser und Fürsten hier exotische und rare Materialien, denen man oft auch magische Wirkungen zuschrieb – wie edle Steine, Straußeneier, Korallen, oder Haifischzähne, die man für Drachenzungen hielt. Die Künstler schufen aus diesen Naturprodukten virtuose Kunstkammerstücke.
Die Kunstkammer Wien ist in ihrer geschichtlichen Entwicklung unter den weltberühmten Sammlungen alter Fürstenhäuser wohl eine der komplexesten. Ihre Wurzeln reichen bis in mittelalterliche Zeit zurück, als Herzog Rudolf IV. (1339–1365) die Gründung eines habsburgischen Hausschatzes anregte. Ursprünglich eine Anhäufung von Kostbarkeiten – neben Gerätschaften aus Gold und Silber, Münzen, Edelsteinen und Schmuckstücken gehörten dazu auch die für das Haus Habsburg maßgeblichen Urkunden, Insignien und Reliquien – wuchs die habsburgische Kunstsammlung kontinuierlich an. Nach den noch recht im Dunkeln liegenden Anfängen kamen im 15., vor allem aber im 16. und 17. Jahrhundert mehrere bedeutende Bestände hinzu, die den heutigen Reichtum der Kunstkammer Wien bilden: jene der Kaiser Friedrich III., Maximilian I., Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II. bzw. diejenigen der Erzherzöge Ferdinand II. von Tirol und Leopold Wilhelm.
Einen ausführlichen Überblick zur Geschichte der Kunstkammer Wien finden Sie hier
Quelle: OTS