Salzburg: Dieses Salzburger Herz schlägt ganz stark für die Europäische Union

vonRedaktion Salzburg
MAI 10, 2024

Foto: Land Salzburg/Franz Neumayr

Michaela Petz-Michez arbeitet für das Land in Brüssel: „Salzburg ohne die EU, die EU ohne Salzburg – unvorstellbar!“

(LK) Zwischen Salzburg und Brüssel liegen fast 1.000 Kilometer und „dennoch sind wir uns sehr nahe. Salzburg ohne die EU, das wäre unvorstellbar. Wir profitieren von der Union, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in Sachen Frieden, der, wie wir gerade sehen, alles andere als selbstverständlich ist“, sagt Michaela Petz-Michez. Sie leitet das Europabüro des Landes und ist der direkte Draht nach Brüssel. Ein Interview anlässlich des Europatages am 9. Mai und der Europawahl am 9. Juni 2024.

Michaela Petz-Michez lebt seit 30 Jahren in Brüssel, arbeitet seit 20 Jahren beim Land Salzburg für das Land Salzburg. Das Studium hat sie in der Hauptstadt der Europäischen Union absolviert, es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick mit dem Friedensprojekt EU. Die gebürtige Pinzgauerin, genau gesagt aus Zell am See, ist mit dem EU-Verbindungsbüro in Brüssel der direkte Draht von Salzburg nach Brüssel. Und sie lebt mit ihrer Familie Europa: „Mein Mann ist ein Mix aus Belgien und Italien, unsere Tochter fühlt sich in Brüssel genauso daheim wie im Pinzgau.“

Das Interview

Das Landes-Medienzentrum (LMZ) hat die Referatsleiterin des Landes-Europabüros bei ihrem Besuch in Salzburg getroffen. Eines ist klar: Dieses Herz schlägt für Salzburg, Österreich und Europa – und das widerspricht sich keineswegs.

LMZ: Fast 1.000 Kilometer liegen zwischen Salzburg und Brüssel. Ein weiter Weg, doch sind wir uns näher als wir glauben?

Petz-Michez: Wir sind uns viel näher als man denkt. Salzburg ist schon seit mehr als 30 Jahren in Brüssel stark präsent. Wir waren das erste Bundesland Österreichs, das in Brüssel ein EU-Verbindungsbüro eröffnet hat. Der Grund war einfach: Wir wollten uns Partner suchen, wissen wie sozusagen der Hase läuft in Brüssel. Und da rund 80 Prozent der EU-Gesetze auch uns in Salzburg unmittelbar betreffen, ist es sehr wichtig, dass wir mitwirken und das Beste für Salzburg herausholen. Dazu kommt, dass die EU-Staaten unser wichtigster Exportmarkt sind und wir bekommen Direktinvestitionen, die haben sich in den vergangenen Jahren verzehnfacht. Kurz: Wir sind Teil der Europäischen Union, das ist nicht mehr wegzudenken.

LMZ: Welche Aufgaben haben Sie und Ihr Team des Landes-Europabüros?

Petz-Michez: Es zählt die Vernetzung, dass man wahrgenommen wird und man sich mit anderen zusammentut, um etwas zu erreichen. Das alles machen wir. Salzburg ist inzwischen eine Marke. In den EU-Institutionen kennt man Salzburg sehr gut. Eine weitere wichtige Aufgabe von uns ist es, Informationen zu beschaffen, da wir in so vielen Bereichen – vom Naturschutz bis hin zum Tourismus und Verkehr – direkt von den Entscheidungen in Brüssel betroffen sind. Und dann sind wir eng mit zu Hause vernetzt, mit der Landesregierung, mit dem Landtag, mit dem Amt der Salzburger Landesregierung, mit den anderen Bundesländern und der Bundesregierung. Wir öffnen sozusagen die Wege für die Landespolitik, machen Interessensvertretung für unser Bundesland. Und es funktioniert. Aktuelles Beispiel ist das Thema Wolf oder auch die Tauernbahn. Da haben wir wirklich viel erreicht.

LMZ: Wie muss man sich das politische Leben in Brüssel vorstellen? Trifft man sich auf eine belgische Waffel und macht sich die Dinge aus?

Petz-Michez: Die Arbeit und das Privatleben sind sehr eng miteinander verwoben. Irgendwie hat jeder irgendwas mit der EU zu tun, das Gesprächsthema ist oft die EU. Und insgesamt ist alles sehr sach- und fachorientiert. Egal ob mit den Botschaftern, mit den anderen Bundesländern, mit den Abgeordneten – es geht meist um unser Bundesland und was wir erzielen können. Wir sind so um die 1.000 Österreicher in Brüssel und sind extrem gut vernetzt. Es gibt kurze Wege. Ein direkter Anruf beim Botschafter ist nicht selten, auch Anrufe im Kabinett des Kommissars oder auch beim Abgeordneten. Das macht uns in der Zusammenarbeit sehr schnell.

LMZ: Die Europäische Union hat rund 450 Millionen Einwohner, Salzburg rund 550.000, das sind 0,1 Prozent der EU-Bevölkerung. Hat Salzburg da überhaupt was zu melden?

Petz-Michez: Ja, wir haben eine starke Stimme in Brüssel. Es ist sehr wichtig, dass wir vertreten sind, auch weil die Institutionen lernen wollen, wie zum Beispiel Salzburg tickt. Viele kommen aus Großstädten, wissen gar nicht, was kleinstrukturierte Landwirtschaft heißt. Das ist unser Job: zu zeigen, wie wir ticken, was Salzburg ausmacht und dass man auf uns nicht vergisst. Das schaffen wir mit guter Vernetzung – zum Beispiel mit ähnlichen Regionen – oder auch mit guten fachlichen Argumenten. Wir Österreicher werden in Brüssel oft so gesehen: Die Deutschen gehen direkt zur Sache, die Italiener reden eher lange herum. Wir sind für die EU die Kombination aus deutscher Gründlichkeit und italienischem Charme. Damit punkten wir.

LMZ: Sie haben tiefe Einblicke in die Vorgänge in Brüssel, gleichzeitig wissen Sie, was Salzburg bewegt. Würden Sie sagen, dass wir als Region was von der EU haben?

Petz-Michez: Also erstens sind wir in Salzburg Nettoempfänger. Wir zahlen rund 35 Millionen pro Jahr an die EU und alleine im landwirtschaftlichen Bereich kommen rund 60 Millionen pro Jahr zurück. Dazu kommen noch zahlreiche andere Förderungen für Projekte auf verschiedensten Ebenen. Und stellen wir uns vor: Wir hätten wieder alle Grenzen, 70 Prozent des Außenhandels findet mit EU-Mitgliedsstaaten statt, Tourismus, Landwirtschaft und vieles mehr. Es wäre ohne EU ein riesiger Einschnitt, eigentlich undenkbar. Sind wir ehrlich: Wir merken es bei den Briten. Sie reden nicht viel darüber, aber ich glaube, dass selbst die Briten irgendwann wieder zur EU zurückkommen.

LMZ: Da spricht der große Fan der EU. Aber verstehen Sie Menschen, denen das „Verwaltungsmonster“ EU zu groß ist? Verstehen Sie, wenn die EU sehr kritisch gesehen wird?

Petz-Michez: Ich verstehe die Kritik und die Skepsis absolut. Ich verstehe sie vor allem, weil ich schon so lange in Brüssel bin. Die EU ist ein Vertrag und der ist megakompliziert. Wieso mischt sich die EU zum Beispiel bei Handelsabkommen ein oder auch beim Verkehr. Naja, weil es so festgelegt ist. Das System mit den 27 Mitgliedsstaaten sowie den vielen Institutionen ist kompliziert und schwer zu durchschauen. Und: Es ist so langwierig. Die Dinge brauchen oft Jahre, da brauche selbst ich oft einen langen Atem. Aus diesen Gründen verstehe ich die Kritik absolut. Ich appelliere daher immer wieder, sich zu informieren, zuzuhören, die Infos auch aktiv zu holen. Dann entwickelt man ein Gefühl, um was es überhaupt geht.

LMZ: Am 9. Juni wählen die Österreicher das neue Europäische Parlament. Gibt es gute Gründe hinzugehen?

Petz-Michez: Es ist sehr wichtig hinzugehen. Für uns sind die Europaabgeordneten die einzigen von der EU-Bevölkerung gewählten Vertreterinnen und Vertreter. Das Parlament entscheidet stark mit – im Zusammenspiel mit Kommission und Rat. Ich denke, das ist unsere Pflicht, dass wir mit unserer Stimme auch europaweit mitreden, welche Richtung eingeschlagen wird. Wie sollte Österreich es ohne EU in dieser globalisierten Welt packen? Darum: bitte mitreden und mitbestimmen!

LMZ: Schauen wir in die Zukunft. Was wünschen Sie sich von der EU und welchen Rat würden Sie ihr geben?

Petz-Michez: Ich wünsche mir mehr Vertiefung. Wir müssen uns gemeinsam überlegen, wie gehen wir es an. Ich denke da an Außenpolitik, Sicherheitspolitik, Klimapolitik. Und gleichzeitig muss sich die EU überlegen, ob sie wirklich überall so ins Detail gehen will, wo es oft auch übertrieben ist. Und ich gebe der EU mit, dass es wieder besser wäre zurück zu den Wurzeln zu gehen: Frieden und Solidarität sollte ganz oben stehen. Die EU ist ein wunderbares Friedensprojekt, das sollten wir hegen und pflegen – denn nur so kann Europa und damit Österreich und Salzburg bestehen.

Steckbrief: Landes-Europabüro Salzburg und Brüssel

Michaela Petz-Michez ist Referatsleiterin im Landes-Europabüro und leitet auch das EU-Verbindungsbüro in Brüssel, das Referat ist Teil der Fachgruppe Präsidium. Das Referat hat außer der Leiterin drei Mitarbeiter in Brüssel (Maren Kuschnerus, Julia Pleiel und Katharina Stolberg) sowie drei in Salzburg (Hans-Peter Steigerwald, Manuela Bamidele und Robert Eitzinger). Meist ist Michaela Petz-Michez eine Woche im Monat in Salzburg und drei Wochen in Brüssel. Besprechungen finden daher meist online statt, man ist es seit Jahren gewohnt, sich digital zu vernetzen und auszutauschen.

Quelle: Land Salzburg

Mehr Nachrichten aus

Salzburg