vonOTS
FEBRUAR 01, 2023
2 Mio. Euro für Kinderkrebsforschung: Ein Knochenkrebsmodell, das Medikamententests ermöglicht, könnte dank einer Förderung des europäischen Forschungsrates bald Realität werden.
Dr. Eleni Tomazou, Principal Investigator an der St. Anna Kinderkrebsforschung, erhält einen der heiß begehrten Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrates (ERC). Das mit 2 Mio. Euro geförderte Projekt will einen kindlichen Knochentumor im Labor nachbilden und damit einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Heilung dieser aggressiven Krankheit setzen.
Bei bestimmten kindlichen Knochen- und Weichteiltumoren, sogenannten Ewing-Sarkomen, sind die Überlebensraten niedrig und die Behandlungsprotokolle haben sich seit Jahrzehnten nicht verbessert. „Eines der Hindernisse auf dem Weg zu neuen Therapien ist, dass wir die Erkrankung nicht verstehen“, erklärt Tomazou. Nach der Devise „build it, to understand it“ will sie den Tumor daher nachbauen, um ihn zu verstehen und – noch viel wichtiger – um ihn für Medikamententests zugänglich zu machen. „Denn selbst, wenn wir eine Idee für eine neue Therapie haben, fehlen uns zuverlässige Modelle, an denen wir sie testen können“, so die Forscherin.
Rezept zum Nachbau des TumorsUm repräsentative Modelle des Ewing-Sarkoms zu entwickeln, nimmt Tomazou ihre Hypothese über die Tumorentwicklung zu Hilfe: Im Gegensatz zu Krebserkrankungen bei Erwachsenen, die sich im Laufe der Zeit entwickeln, scheinen kindliche Tumore die körpereigene Tumorabwehr in einem einzigen Schritt mittels Umlagerung von genetischer Information zu überwinden. „Das Ewing-Sarkom dürfte dann entstehen, wenn ein bestimmtes fehlerhaftes Protein in Zellen gebildet wird, die aufgrund ihrer Epigenetik dafür empfänglich sind. Ebenso entscheidend ist die passende Mikroumgebung“, erklärt Tomazou.
Um diesen Prozess zu simulieren, gewinnt die Wissenschafterin aus menschlichen pluripotenten Stammzellen viele Zellen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. In diesen regt sie dann die Bildung des für das Ewing-Sarkom typischen fehlerhaften Proteins an. „So entstehen zahlreiche potenzielle Tumorzellen als Grundlage für unser Modell, bei dem wir uns auf drei Blöcke konzentrieren: den Aufbau der Tumorzellen, ihre Mikroumgebung und wie sie sich im Organismus verhalten.“
„Anders als im Versuch-und-Irrtum-Ansatz, der in der Vergangenheit oft für die Erstellung von Tumormodellen herangezogen wurde, ermöglichen uns modernste Technologien wie Stammzell-Engineering oder CRISPR-Screening, diese Modelle auf systematische und biologisch interpretierbare Weise zu entwickeln“, sagt Tomazou. „Wir verfolgen einen unvoreingenommenen, umfassenden Ansatz und versuchen, so viele Zelltypen wie möglich herzustellen, um dann zu sehen, ob wir Modelle mit Ewing-Sarkom-Charakteristika erhalten.“
„Diese Forschungsförderung bietet alle notwendigen Ressourcen, um einen ehrgeizigen und hoch innovativen Forschungsplan durchzuführen. Wenn der Plan aufgeht, wird das der Suche nach Therapien für diese schwerwiegende Erkrankung neuen Schwung geben“, betont Tomazou.
„Wir sind sehr stolz darauf, dass Eleni Tomazou aus 2.222 Bewerber:innen für einen ERC Consolidator Grant ausgewählt wurde“, sagt Univ.-Prof. Dr. Kaan Boztug, Wissenschaftlicher Direktor der St. Anna Kinderkrebsforschung und selbst zweifacher ERC-Grant-Empfänger. „Eleni Tomazou hat ihre Forschung an unserem Institut seit 2012 vorangetrieben – und dieser Grant zeigt, dass sich ihre harte Arbeit ausgezahlt hat."
Quelle: OTS