vonRedaktion Salzburg
JUNI 23, 2021
An prominenter Adresse entsteht das neue Pratermuseum: An der Straße des 1. Mai nahe dem Riesenrad wird künftig die Geschichte des Praters neu erzählt. Das Projekt startet im Sommer 2021, die Eröffnung ist für 2024 geplant. Die Stadt stellt für die Neuadaption 1,6 Mio. zur Verfügung; ein dementsprechender Beschluss wurde im Wiener Kulturausschuss einstimmig gefällt.
Vor 255 Jahren wurden mit Ringelspiel, „Hutschen“ und „Schlittenfahrt“ die ersten Vergnügungsspiele angeboten. Bis heute ist der Wurstelprater im Besitz von Unternehmen, organisiert im Wiener Praterverband, die auf eine lange Familiengeschichte zurückblicken können. Der Wiener Prater als traditionsreicher Ort des Freizeitvergnügens stellt einen besonderen Sammlungsschwerpunkt des Wien Museums dar. Seit Jahren unterstützen die Praterbetriebe die Sammlung der Stadt Wien mit ausgesuchten Exponaten ihrer Attraktionen.
„Kaum ein anderer Vergnügungspark hat sich so stark in die städtische Identität und das Stadtimage eingeschrieben wie der Prater in Wien. Im Unterschied zu internationalen Vergnügungsparks ist der Wurstelprater für alle offen und frei zugänglich; auch das macht ihn zu einem einzigartigen Ort. Die Praterbetriebe mit ihren immer wieder neuen Attraktionen halten den Prater lebendig“, bedankt sich Bürgermeister Michael Ludwig. „Auch der grüne Prater als Naherholungsgebiet an der Donau mit seiner üppigen Auenlandschaft, gerade in der Pandemie von großer Bedeutung für die Wienerinnen und Wiener, wird ein wichtiger Teil der neuen Ausstellung“.
„Der Wurstelprater und der grüne Prater waren und sind für Kulturschaffende eine nie versiegende Inspirationsquelle. Man denke an Schnitzler oder Polgars Molnar-Übersetzung des ‚Lilliom‘, in der Musik von Robert Stolz bis Ernst Molden oder an Josef Haders ‚Wilde Maus‘ – der Prater ist immer wieder anregender Gegenstand künstlerischer Arbeiten“, betont Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. „Im Prater trafen nicht nur unterschiedliche gesellschaftliche Schichten aufeinander, hier wurden auch erstmals technische Innovationen einem breiten Publikum präsentiert. Im neuen Pratermuseum wird die Geschichte des Orts als magischer und prägender Teil unserer Stadt zeitgemäß aufbereitet werden, die sicher zahlreiche Wiener:innen und auch Tourist:innen begeistern wird“.
„Der Prater ist ein Ort der Moderne, ein Ort für Alle. Das Pratermuseum stellt einen wichtigen Beitrag zur lokalen Geschichte der Unterhaltungskultur und zur Stadtgeschichte Wiens dar“, stellt Matti Bunzl, Direktor des Wien Museums, fest. „Derzeit führt es ein Schattendasein im Planetarium, nur ein kleiner Teil der Highlights aus der Pratersammlung kann gezeigt werden. Aber der Gegenstand des Prater Museums ist lebendig, die Sammlung wächst kontinuierlich!“
Das Pratermuseum befindet sich derzeit in einem kleinen Raum im Planetarium; es liegt abseits und ist für die stattliche Pratersammlung mit ihren stetigen Zuwächsen zu klein dimensioniert. Dazu kommt, dass konservatorische Standards nicht gegeben sind, da es sich beim Planetarium nicht um einen klassischen Museumsbau handelt.
Pratersammlung von Hans Pemmer
Die Pratersammlung geht auf die Sammelleidenschaft von Hans Pemmer zurück. Der ehemalige Hauptschullehrer und Heimatforscher schenkte seine Sammlung 1964 der Stadt, die diese im damals neuen Wiener Planetarium unterbrachte. Seither verzeichnet die Sammlung beständig Zuwächse, die von den Praterbetrieben zur Verfügung gestellt werden. Etwa Hutschpferde, ein Modell der Weltausstellung und ein Heiratsvermittlungsautomat genauso wie eine Ausgabe des typischen Watschenmanns, ein beleuchteter Teufelskopf und Fotos des österreichischen Fotografen Emil Mayers. Die jüngste Donation ist ein Entenkarussell aus den 1950er Jahren der Familie Lang.
„Beinahe 30 Jahre nach Aufstellung der aktuellen Präsentation im Pratermuseum, nach intensiven Forschungen und spannenden Sammlungszuwächsen, freuen wir uns auf eine neue Auseinandersetzung mit dem historischen und dem gegenwärtigen Prater“, betonen die Kurator:innen Susanne Winkler und Werner Michael Schwarz.
Wiener Prater: Künstlerische Inspirationsquelle seit Jahrhunderten
Seit Jahrhunderten ist der Wiener Prater künstlerische Inspirationsquelle für KünstlerInnen aller Genres. Insbesondere in der Literatur entstanden wichtige Texte mit dem Prater als Schauplatz von AutorInnen wie Glaßbrenner, Stifter, Salten, Schnitzler, Altenberg, Zweig, Auernheimer, Veza Canetti, Graham Green, Artmann, Qualtinger, Jelinek, Seethaler und vielen mehr. Und auch im Film war der Prater beliebtes Motiv. Praterszenen im Kino (kleine Auswahl): „Pratermizzi“ (1926), Prater (1936), Letter from an Unknown Woman (1948), „The third man“ (1949), „Wienerinnen – Schrei nach Liebe“ (1951), „Exit…nur keine Panik“ (1980), „Slidin – alles bunt und wunderbar“ (1998) oder „Wilde Maus“ (2017). 2005 veranstaltete das Wien Museum ein Praterfilmfestival auf der Kaiserwiese, wo viele dieser Filme gelaufen sind.
Quelle: Stadt Wien