vonRedaktion International
FEBRUAR 12, 2022
Experten berechneten acht mögliche zusätzliche Standorte / Prüfung auf Wirkung und Machbarkeit
(LK) Der Oberpinzgau soll noch besser vor Hochwasser geschützt werden. „Die Häufigkeit und die Heftigkeit der jüngsten Ereignisse machen weitere Maßnahmen notwendig. Mit Experten haben wir acht mögliche Standorte herausgearbeitet. Jetzt gilt es, die besten Lösungen unter Einbindung aller Beteiligten zu finden“, betonen Landesrat Josef Schwaiger und Landesrätin Daniela Gutschi. Der Spagat zwischen den Schutzbauten und dem Nationalpark soll durch diese Abstimmung gelingen.
Untersucht wurden die südlichen Salzach-Seitentäler zwischen Krimml und Felbertauern. Experten haben berechnet, an welchen Standorten die größte Schutzwirkung erzielt werden kann. Bei einem runden Tisch mit Bürgermeistern und Grundeigentümern sowie Vertretern von Nationalpark, Naturschutzbund, Alpenverein und Landesumweltanwaltschaft wurden heute die vorläufigen Ergebnisse vorgestellt.
Machbarkeit wird geprüft
„Als nächsten Schritt prüfen wir die Machbarkeit, danach werden die erforderlichen Verfahren durchgeführt“, erläutern Landesrat Josef Schwaiger und Landesrätin Daniela Gutschi. Die Experten haben heute klar dargestellt, dass im Talboden defacto keine zusätzlichen Retensionsräume zwischen Krimml und Niedernsill mehr zur Verfügung stehen.
Schwaiger: „Prägende Bilder.“
Die Bilder der jüngsten Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 haben sich nicht nur in den Köpfen der Oberpinzgauer eingebrannt, sondern auch bei Landesrat Josef Schwaiger. „Es war mir schon damals klar, wir müssen diesen für den Pinzgau so wichtigen Lebensraum noch besser vor den Naturgewalten schützen und das funktioniert am besten in den großen Trichtern der Tauerntäler. Dass hier mehrere Interessen aufeinanderprallen, ist offensichtlich. Gleichzeitig bin ich fest der Überzeugung, dass wir gemeinsam zu zufriedenstellenden und für die Natur verträglichen Lösungen kommen werden“, so Schwaiger.
Gutschi: „Im Einklang mit dem Nationalpark.“
Die für Naturschutz und Nationalpark zuständige Landesrätin Daniela Gutschi, betont: „Wir begutachten nun die Auswirkungen auf geschützte Lebensräume und suchen verträgliche Lösungen, schließlich befinden sich die Standorte im für den Pinzgau so wichtigen Nationalparkgebiet. Gemeinsam werden wir die Ziele und die Aufgaben unseres Nationalparks mit den berechtigten Anliegen eines wirksamen Hochwasserschutzes für die Bevölkerung in Einklang bringen“, so Gutschi.
Warter: „Für den gesamten Oberpinzgau wichtig.“
Der Vorsitzende der Pinzgauer Bürgermeisterkonferenz sowie Ortschef von Piesendorf Hans Warter betont: „Der Sommer 2021 hat gezeigt, dass schon sehr viel für den Schutz der Bevölkerung gemacht wurde und diese Maßnahmen auch gewirkt haben. Die Auswirkungen wären sonst noch viel fataler gewesen. Aber wir haben auch erkennen müssen, dass wir knapp an einer Katastrophe vorbei geschrammt sind. Daher sind diese neuen, effektiven Schutzprojekte von essenzieller Bedeutung für eine ganze Region“, so Warter.
Viertler: „Überlebensfrage für die Region.“
Mittersills Bürgermeister Wolfgang Viertler – die Stadt ist leider Hochwasser geprüft und entging im vergangenen Sommer trotz Rückhaltebecken und Begleitmaßnahmen nur knapp einer neuerlichen Überschwemmung - hält weitere Schutzmaßnahmen für unabdingbar: „Für uns ist es eine Überlebensfrage. Wenn das Hochwasser über die Tauerntäler nicht reguliert wird, dann kann der Dauersiedlungsraum im Oberpinzgau nicht aufrechterhalten werden.“ Ohne die bisherigen Maßnahmen wäre für den Stadtchef die Region schon jetzt nicht mehr besiedelbar.
Obermoser: „Behutsames Vorgehen.“
Auch für Michael Obermoser, Bürgermeister von Wald, das 2021 stark von den Naturgewalten getroffen wurde, hat der Schutz der Menschen Vorrang, doch spricht er sich auch für die Rücksicht auf die Natur aus: „Wir müssen einen Weg finden, die Eingriffe behutsam zu machen und gleichzeitig einen effizienten Schutz schaffen.“ Obermoser begrüßt, dass nun die Fakten und Optionen durch die Experten ausgearbeitet worden sind: „Darauf aufbauend werden wir jetzt weitere Schritte setzen. Ich bin zuversichtlich, dass alles in die richtige Richtung geht.“
Mögliche Standorte im Überblick
Vorerst haben Experten acht mögliche Standorte für weitere Hochwasserschutzmaßnahmen in den Seitentälern des Oberpinzgaus herausgearbeitet. Ob alle verwirklicht werden oder welche das sein werden, ist nun Teil der nächsten Schritte. Die möglichen Standorte befinden sich im Krimmler Achental, Obersulzbachtal, Habachtal, Hollersbachtal und in Felbertal-Hintersee.
Zusätzliche Retentionsräume nur in den Seitentälern
Ziel der der vorgeschlagenen Maßnahmen ist es, dass für extremen Wetterereignissen zusätzliche Retentionsräume in den Seitentälern geschaffen werden. Damit werden bei Großereignissen die vorhandenen Hochwasserschutzbauten im Tal wieder ausreichen und die Bevölkerung ausreichend schützen. Insgesamt wurde ein Potential von mehr als neun Millionen Kubikmeter festgestellt.
Nächste Schritte
Die aktuell vorliegende Studie wird nun von der TU Wien überprüft, die notwendigen rechtlichen Erfordernisse abgeklärt und daraufhin die möglichen Standorte optimiert, um den bestmöglichen Schutz der Bevölkerung und die geringsten Eingriffe für die Natur zu bewerkstelligen.
Regionaler Info-Schwerpunkt
Beim Gespräch mit den Bürgermeistern der Region und den Experten wurde außerdem vereinbart, dass in den kommenden Wochen die regionale Bevölkerung über die Vorhaben ausführlich informiert wird. Es wir dazu auch direkte Mitteilungen des Landes Salzburg gemeinsam mit den jeweiligen Gemeinden geben. Und: Sobald die notwendigen Informationen vorliegen, wird es umgehend Gespräche mit den betroffenen Grundeigentümern sowie Gemeinden geben.
Bisherige Schutzmaßnahmen wirkten
Im vergangenen Juli standen große Teile des Oberpinzgaus nach 36 Stunden Dauerregen unter Wasser, die vorgesehenen Überflutungsbereiche entlang der Salzach waren bis zur Oberkante gefüllt. Das Hochwasser verursachte Schäden an 50 Wohnhäusern und einigen Gewerbebetrieben sowie an Freizeitanlagen, auch die Trasse der Pinzgaubahn zwischen Wald und Niedernsill wurde teilweise zerstört, Landwirtschafsflächen überschwemmt. „Die Schutzmaßnahmen haben gewirkt und weitaus Schlimmeres verhindert. Nicht auszudenken, was ohne den konsequenten Ausbau in den vergangenen Jahren passiert wäre. Und trotzdem war danach klar: Wir müssen noch mehr tun“, blickt Landesrat Josef Schwaiger zurück.
Laufende Projekte im Zeitplan
„Der Siedlungsraum ist auch im Oberpinzgau sehr begrenzt. Hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben können, aber wir machen, was uns möglich ist. Die laufenden Schutzprojekte entlang der Salzach werden weiter umgesetzt und durch die erworbenen Erkenntnisse im Sommer 2021 erweitert“, so Schwaiger. Laufende Projekte derzeit: In Neukirchen, Mittersill und in Bramberg wird gerade am Hochwasserschutz gearbeitet, genehmigt sind Projekte in Hollersbach und Niedernsill, eingereicht ist für ein Projekt in Uttendorf.
Quelle: Land Salzburg