Salzburg: Estland lebt die digitale Bildung

vonRedaktion International
APRIL 09, 2022

Foto: Land Salzburg

Foto: Estnisches Bildungsministerium

Foto: Estnisches Bildungsministerium

Online-Lernen gehört zum Schulalltag / Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch / Ideen für Salzburg

(LK) Estland hat seine Prozesse komplett in die digitale Welt verlegt. 99 Prozent aller Verwaltungsprozesse können digital erledigt werden – von der Steuererklärung in drei Minuten bis hin zum Wählen. „Die Digitalisierung ist auch im Bildungssystem ein sehr großes Thema. Damit hatten alle im Schulbetrieb schon hervorragende Voraussetzungen, als die Corona-Pandemie den Online-Unterricht weiter forcierte. Davon können wir lernen“, berichtet Landesrätin Daniela Gutschi von ihrem Besuch in dem baltischen Land.

Digitale Grundbildung ist in Estland bereits seit 2014 im Lehrplan verankert, es gibt umfassende Fort- und Weiterbildungsprogramme für das Lehrpersonal. Die Schulen sind sehr frei in der Auswahl der digitalen Hilfsmittel und kommunizieren direkt mit Firmen, was gebraucht wird. Nächster, langfristiger Schritt ist die Einführung von künstlicher Intelligenz. „Das führt auch weg vom starren Fächerdenken und verknüpft einzelne Inhalte miteinander. Das System erkennt, wie und was ein Schüler lernt und erstellt eigene Übungen“, so Landesrätin Daniela Gutschi.

Lehrer, Eltern, Schüler vernetzt

Was ebenfalls in Estland selbstverständlich ist: Umfassende Software, die die Eltern/Schule-Kommunikation, ein Mitteilungsheft oder den Stunden- und Essensplan, beinhaltet. „Hier gibt es auch bei uns in Österreich schon sehr gute Ansätze, allerdings nicht so umfassend“, so Gutschi.

Aus Cyber-Angriff gelernt

2007 erlebte Estland die weltweit erste Cyberattacke auf einen Staat. In Folge wurde die Blockchain-Technik massiv vorangetrieben und das Sicherheitsniveau deutlich ausgebaut. „Die Verantwortlichen haben sich durch den Hackerangriff nicht einschüchtern lassen, sondern gerade dann noch mehr in Digitalisierung und digitale Sicherheit investiert. Das kann auch Vorbild für uns sein“, berichtet Walter Haas, der Geschäftsführer der Innovation Salzburg GmbH. So wurden unter anderem Server zu Sicherung außerhalb der Landesgrenzen nach Luxemburg ausgelagert.

Vorreiter Estland

Estland verfügt über die größte Startup-Dichte weltweit. Zehn solcher Unternehmen in dem 1,3 Millionen Einwohner zählenden Land haben eine Marktbewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar und sind damit sogenannte „Unicorns“. Das Internet-Kommunikationsprogramm Skype wurde in Estland programmiert. „Jeder Technik-Student hier will das nächstes Skype erfinden“, berichtet Daniela Gutschi von der großen Bereitschaft zur Innovation. Schon 1996 wurde das Internet an Schulen und öffentliche Einrichtungen gebracht.

Digital von Kindesbeinen an

„Digitalisierung muss in die Grundausbildung, also in den Kindergarten und die Lehrpläne“, ist Professor Robert Krimmer überzeugt. Der gebürtige Österreicher ist Spezialist für e-Government und lehrt an der Universität Tartu. Er sieht aber auch Schattenseiten: „Mobiltelefone werden schon in sehr jungem Alter genutzt, Cybermobbing ist ein Thema. Soziale Fähigkeiten, Schreiben als Kulturtechnik und Sport kommen zu kurz. Hier gilt es, eine vernünftige Balance zu finden.“

„Bildungsreise“ in Europas Nordosten

Landesrätin Daniela Gutschi besucht derzeit gemeinsam mit einer Delegation der österreichischen Außenwirtschaft – unter anderen mit Vertretern der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung oder der Innovation Salzburg GmbH - Finnland und Estland und sammelt dabei Best-Practice-Beispiele für Schule, Firmen und Verwaltung. In Helsinki besuchte Gutschi bereits eine Versuchsschule für Phänomen-basiertes Lernen, einer multidisziplinären Form der Wissensvermittlung, sowie der STEAM-Pädagogik, wo vor allem Wissenschaft, Technik, Kunst und Mathematik unterrichtet wird.

Quelle: Land Salzburg

Mehr Nachrichten aus

Salzburg