vonRedaktion Salzburg
OKTOBER 13, 2022
LR Zadra: Die Energieautonomie ist nicht nur eine klima-, sondern auch eine sicherheitspolitische Notwendigkeit
Feldkirch (VLK) – Rund 60 TeilnehmerInnen fanden sich gestern (Mittwoch) Nachmittag im Montforthaus in Feldkirch ein, um im Fachforum Energieautonomie+ die bereits unternommenen und die noch bevorstehenden Schritte auf dem Weg zur Energieautonomie+ 2030 zu diskutieren. Das Treffen stand ganz im Zeichen der aktuellen Energie- und Gaskrise. „Klar ist: wir alle müssen uns anstrengen und Energie sparen. Denn nur gemeinsam kommen wir gut durch diesen und vor allem durch den nächsten Winter“, betonte Energielandesrat Daniel Zadra in seinem Eröffnungsstatement. Die Energieautonomie sei nicht mehr nur eine klimapolitische, sondern vor allem eine sicherheitspolitische Notwendigkeit. „Wir müssen alles daransetzen, um uns unabhängig von russischem Gas und Öl zu machen und so unsere Erpressbarkeit zu beenden. In diesem Sinn ist die Energieautonomie+ 2030 ein bedeutender Bestandteil der umfassenden Landesverteidigung“, stellte Zadra klar.
Karina Knaus von der Österreichischen Energieagentur stellte in ihrem einleitenden Vortrag mit dem Titel „Energiepreisrallye. Ursachen und Ausblick“ das europäische Preisbildungssystem im Energiesektor vor, das auf dem mittlerweile wohlbekannten Merit-Order-Prinzip basiert. Die Grenzkosten des letzten Kraftwerks, das zur jeweils aktuellen Bedarfsabdeckung benötigt wird, bestimmen den Strompreis. Dieses System verursacht im Augenblick die Preissteigerungen bei allen Energieträgern für Unternehmen und Haushalte. Für deren Abfederung hat die EU eine Solidaritätsabgabe und andere Notfallmaßnahmen beschlossen, die es den Mitgliedstaaten erlauben, Mittel abzuschöpfen und an Haushalte, Gewerbe und Industrie umzuverteilen. „Diese Maßnahmen führen kurzfristig zu einer Entlastung. Parallel dazu ist es wichtig, dass das europäische Strommarktdesign reformiert wird“, betonte Knaus. „Die Zeit der billigen fossilen Brennstoffe ist unwiderruflich vorbei. Doch die gute Nachricht lautet: die erneuerbaren Energien helfen, den Strompreis zu senken. Überall dort, wo die Sonne scheint und der Wind bläst, liegt die Zukunft der Energieversorgung.“
Monitoringbericht – eine weitere Etappe zur Erreichung der Energieautonomie
Der Klimaschutzkoordinator des Landes, Markus Niedermair, präsentierte die wichtigsten Ergebnisse des Monitoringberichts Energieautonomie+ 2030. Hervorzuheben ist hier, dass der Anteil heimischer erneuerbarer Energieträger am gesamten Energiebedarf beständig ansteigt und im Jahr 2020 bei 46 Prozent lag. Der Stromverbrauch wurde zu 90 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern gedeckt. Die Treibhausgasemissionen sanken gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent, gegenüber 2005 um 17 Prozent. „Wir haben also 2020 fast alle unsere Etappenziele erreicht, lediglich bei den Treibhausgasemissionen haben wir den Zielwert – trotz klar sinkender Tendenz – knapp überschritten“, erläuterte Landesrat Zadra. Große Freude rief die Entwicklung der Photovoltaik hervor. Deren Zubau bewegt sich derzeit auf Rekordniveau.
Seit Mai letzten Jahres arbeitet das Land intensiv an der Umsetzung der Strategie Energieautonomie+ 2030. Ein Schwerpunkt im vergangenen Jahr betraf den Ausstieg aus Öl und Gas in der Raumwärme. Bund und Land erhöhten die Fördervolumina deutlich, und das Programm „Sauber Heizen für alle“ unterstützt einkommensschwache Haushalte. Der Ausbau der Fernwärme hat an Fahrt aufgenommen und mehrere Kommunen, wie beispielsweise Bregenz, Lustenau, Feldkirch und Bludenz errichten neue Biomasseheizwerke. Mit der MissionZeroV+ werden auch Tochtergesellschaften des Landes bis 2040 klimaneutral. „Die konsequenten Schritte hin zu einer klimaneutralen Verwaltung sind ein wichtiger Beitrag zur Verwirklichung der Energieautonomie Vorarlberg“, erklärte Programmleiter Christian Vögel.
#vorarlbergspartenergie
Abgerundet wurde der Nachmittag durch eine Präsentation der Initiative #vorarlbergspartenergie. Hier haben sich das Land, die Gemeinden, illwerke vkw, die Caritas und das Energieinstitut Vorarlberg zusammengeschlossen und propagieren in ihren jeweiligen Wirkungsbereichen Energiesparmaßnahmen. Der Kommunikationsleiter des Energieinstituts, Wolfgang Seidel, stellte das Projekt vor, präsentierte erste Umsetzungsbeispiele und lud alle Anwesenden ein, bei der Initiative mitzumachen.
Energieautonomie+ 2030
Im Mai 2021 verabschiedete der Vorarlberger Landtag einstimmig die Strategie Energieautonomie+ 2030. Das Land hat sich drei ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis 2030 sollen 50 Prozent des Endenergieverbrauchs durch erneuerbare Energieträger gedeckt sein. Der Strom soll zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammen und die Treibhausgasemissionen sollen gegenüber 2005 um 50 Prozent reduziert werden. In insgesamt acht Sektoren wurden 26 Handlungsfelder und 116 Aktionsfeldern definiert, die nun zur Umsetzung gelangen.
(so/tm)
Quelle: Land Vorarlberg