vonRedaktion Salzburg
NOVEMBER 18, 2021
Leerstandsquote laut neuesten Daten bei 8,9 Prozent
Wie viele Wohnungen in Innsbruck sind bewohnt und wie viele stehen leer? Als bisher erste und einzige Landeshauptstadt Österreichs arbeitet Innsbruck an einer qualifizierten, verwaltungsdatenbasierten Antwort auf diese Frage. Zu diesem Zweck durchforstet das im April 2019 gegründete Referat für Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) den städtischen Bestand aller Gebäude und Wohnungen. Mit Hilfe des Zentralen Melderegisters (ZMR) wird dieser nach und nach auf den aktuellen Stand gebracht. Die bereinigten Daten werden vom Referat für Statistik erfasst und monatlich abgeglichen. Wohnungen, bei denen seit mindestens sechs Monaten kein Haupt- oder Nebenwohnsitz gemeldet war, werden als „leer“ gezählt.
Von aktuell 77.533 Wohnungen konnten bis zum 1. November 24.594 Einheiten bzw. 31,7 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes korrigiert werden. Von diesen befinden sich 19.368 seit sechs oder mehr Monaten im Monitoring der Statistik. Für 1.717 war im letzten halben Jahr kein Wohnsitz gemeldet. Somit ergibt sich eine Leerstandsquote von 8,9 Prozent.
„Die neuen Daten zeigen, dass der Anteil unbewohnter Wohnungen deutlich höher ist, als bisher angenommen. Fast jede zehnte Wohnung steht leer, was die Wohnungspreise aufgrund der Verknappung des Angebotes in die Höhe treibt. Umso dringlicher muss das Land Tirol endlich die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Leerstandsabgabe schaffen“, bekräftigt Bürgermeister Georg Willi die Forderung der Stadt Innsbruck. Ziel der Abgabe ist es, leere Wohnungen auf den Markt zu bringen und diesen zu entspannen.
Realistische Leerstandsquote
Die Leerstandsquote hat sich im Vergleich zur letzten Erhebung im Februar 2021 beinahe verdoppelt. Warum? „Vereinfacht gesagt, weil wir beim letzten Mal hauptsächlich Daten aus dem Olympischen Dorf zur Verfügung hatten, wo der Anteil an städtischen Wohnungen besonders hoch ist. Diese weisen im Vergleich zu privaten Eigentumswohnungen einen deutlich geringeren Leerstand auf“, erklärt MMag. Dr. Mathias Behmann, Leiter des Referats Statistik. In den neuen Daten sind mehrere komplette Sprengel im Westen sowie zahlreiche weitere Wohnungen aus dem gesamten Stadtgebiet enthalten. „Durchaus möglich“, so Behmann, „dass mit steigendem Eigentumsanteil an den insgesamt korrigierten Wohnungsdaten die Leerstandquote noch etwas anwächst.“
Wie ist die aktuelle Leerstandsquote zu bewerten? Wohnungen stehen ja auch dann leer, wenn sie neu vermietet werden. In diesem Fall spricht man von der sogenannten Fluktuationsreserve. „Selbst, wenn man von einer Fluktuationsreserve von rund drei Prozent ausgeht, was eher hoch gegriffen ist, müssen wir von einer sehr hohen Quote an qualifiziertem Leerstand sprechen. Das bedeutet, dass in diese Wohnungen seit mindestens sechs Monaten durchgehend niemand gemeldet war“, klärt Behmann auf. Die Fluktuationsreserve sei im Unterschied dazu eine Stichtagsbetrachtung.
Zeitaufwändige Klärung
Grundlage für die Erhebung des qualifizierten Leerstands ist die Arbeit des GWR. Hier kümmern sich drei Vollzeitkräfte um jeden „Klärungsfäll“. Ein Klärungsfall liegt dann vor, wenn etwa die baurechtlich bewilligten oder im Grundbuch eingetragenen Einheiten nicht mit dem Melderegister zusammenpassen. Von ursprünglich mehr als 55.000 im Jahr 2019 konnten mittlerweile bereits rund 20.000 abgearbeitet werden. Wie lange eine Klärung dauert, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. „Wir sind im direkten Kontakt mit den betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern bzw. den Eigentümerinnen und Eigentümern sowie deren Hausverwaltungen. Die Klärung hängt auch von deren Kooperationsbereitschaft ab“, verdeutlicht Referatsleiter Manfred Hirsch.
„Ich bedanke mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beiden Referate für ihre wertvolle Arbeit. Ich bin guter Dinge, dass wir mit den aussagekräftigen Daten den Handlungsdruck entscheidend erhöhen können“, so das Fazit des Bürgermeisters.WG
Quelle: Stadt Innsbruck