vonRedaktion Salzburg
JUNI 16, 2022
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler überreichte den Preis an den US-amerikanischen Ausnahmekünstler
Im September des vergangenen Jahres wurde Theaster Gates als Preisträger des 12. Österreichischen Friedrich Kiesler-Preises für Architektur und Kunst von einer international hochkarätigen Jury ausgewählt: Der 1973 in Chicago geborene Theaster Gates zählt zu den eigenständigsten Künstler*innen der Gegenwart. Er ist Bildhauer, Keramiker und sozialer Innovator. Er befasst sich mit Themen der Raumplanung sowie Revitalisierung und Reaktivierung von Gebäuden genauso wie mit Community-Building durch ambitionierte kulturelle Projekte und der Bewahrung Schwarzer Kultur in Amerika. Seine langfristig angelegten kulturellen Projekte vereinen das Ziel, soziale, politische oder künstlerische Veränderungen auszulösen. Bekannt wurde Theaster Gates mit der Rebuild Foundation, seiner Non-Profit-Organisation in Chicago, die verlassene Räume und Gebäude im Süden der Stadt zu einem kulturellen Ort für die Nachbarschaft transformiert. Zu seinen jüngsten Arbeiten zählt die Gestaltung des Serpentine Pavillons in London, der vergangene Woche eröffnet wurde. Gestern Nachmittag konnte die ursprünglich im Herbst 2021 geplante Preisverleihung, die aufgrund der Pandemie verschoben werden musste, nachgeholt werden: Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung im Auditorium der Universität für angewandte Kunst Wien überreichte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler in Anwesenheit zahlreicher Gäste den Friedrich Kiesler-Preis an Theaster Gates.
Gates: Projekte, die den Menschen beachten
„Räume und Plattformen, die die Leistung Schwarzer Künstler*innen und Designer*innen hervorheben, wurden lange Zeit übersehen. Projekte, die den Menschen ebenso beachten wie die Implikationen einer gebauten Form, verdienen Anerkennung. Ich bin sehr dankbar, Teil dieses beispielhaften Prozesses zu sein, und dankbar, dass das Auswahlkomitee meine Arbeit als einen Teil in der Reihe von herausragenden Persönlichkeiten anerkennt, die diesen Preis in der Vergangenheit erhalten haben. Mein Dank gilt all jenen, die meine Arbeit sowohl in den Museen als auch auf der Straße unterstützt haben," so Theaster Gates zur Verleihung des Preises.
„Theaster Gates versteht es, seine Kunst als Vehikel zu benutzen, das Prozesse anstößt und ermöglicht. Mit dem Schaffen von sozialen, kulturellen und architektonischen Räumen für die Zivilgesellschaft wirkt er nachhaltig in die Stadt und ihre Strukturen hinein, sodass ein gutes Leben für alle Bewohner*innen ein Stück realer wird. Es freut mich, dass der nach dem visionären Architekten Friedlich-Kiesler benannte Preis einen Künstler auszeichnet, der seine vielfältige künstlerische Praxis für den notwendigen urbanen und gesellschaftlichen Wandel einsetzt“, betont Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Elke Delugan-Meissl, Präsidentin der Österreichischen Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung, freut sich über die Entscheidung für den Künstler: „Für die Kiesler Stiftung ist es eine besondere Ehre, dass Theaster Gates den Preis erhält. Es ist eine mehr als schlüssige Wahl, verknüpft er doch in seiner Arbeit ästhetische Werte mit einer sozialen Agenda, deren Verbindung auch das Werk Friedrich Kieslers prägten und zu ganzheitlichen und bis in die Gegenwart wirkenden Ergebnissen führten.
Theaster Gates bringt scheinbar mühelos verschiedene Disziplinen wie die Architektur und Raumplanung, die Malerei und Skulptur, die Musik und den Film mit gesellschaftlichen Anliegen zusammen. Seine Arbeiten zeigen, wie Spielräume des Handelns und Gestaltens wieder gewonnen werden können“.
Videoinstallation "Public Notice" in der Friedrich Kiesler Stiftung
Anlässlich der Preisverleihung präsentiert die Kiesler Stiftung eine Videoinstallation und analoge Prints von Theaster Gates in ihren Räumlichkeiten auf der Mariahilfer Straße 1b. „Public Notice“ titelt die filmische Arbeit und „Landed: Gates et al.“ die analogen Prints, die für die Chicago Architecture Biennial 2019 entstanden sind und nun in adaptierter Version in Wien gezeigt werden. Im Video sind zumeist verlassene Räume und Gebäude in der Stadt Chicago zu sehen, die durch Theaster Gates' Arbeit transformiert und revitalisiert werden konnten. Historisches Material, Dokumente und Interview-Sequenzen zeigen u.a. die Bedeutung der Macht der Sprache für die Veränderungen von Räumen und die Rolle von Künstler*innen, Stadtentwickler*innen und Bürger*innen, die sie dabei spielen können. Die Ausstellung eröffnet als Soft-Opening am Freitag, 17.6. von 10 – 17 Uhr und ist bis 1. Oktober zu sehen.
Der Österreichische Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst
Der Österreichische Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst, einer der höchstdotierten internationalen Preise auf diesem Gebiet, wurde 2021 bereits zum 12. Mal ausgelobt.
Der mit 55.000 Euro dotierte Würdigungspreis dient zur Anerkennung der zukunftsweisenden Arbeit des 1890 in Czernowitz geborenen und 1926 in die USA ausgewanderten Künstlers, Designers, Bühnenbildners und Architekten Friedrich Kiesler (1890–1965). Die hochkarätige Jury setzte sich aus Elizabeth Diller (Diller Scofidio + Renfro, New York), der Juryvorsitzenden Bettina Götz (ARTEC Architekten, Wien), Dominique Gonzalez-Foerster (Paris), Anab Jain (Superflux, London sowie Universität für angewandte Kunst Wien) und Wolfgang Tschapeller (Wolfgang Tschapeller ZT GmbH sowie Akademie der bildenden Künste Wien) zusammen. Die Vergabe und Dotierung des Preises erfolgt abwechselnd alle zwei Jahre aus Mitteln der Republik Österreich sowie der Stadt Wien in Organisation mit der Österreichischen Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung mit Sitz in Wien. Bedingt durch notwendige Verschiebungen aufgrund der COVID-19-Pandemie wird der nächste Friedrich Kiesler-Preis im Jahr 2024 verliehen.
Quelle: Stadt Wien