vonRedaktion Salzburg
SEPTEMBER 03, 2021
In Utrecht überzieht der Mauerpfeffer die Wartehäuschen an den Haltestellen. Eine Pflanze aus der Familie der Dickblattgewächse, die vor allem eines ist: widerstandsfähig gegenüber Witterungseinflüssen.
Nun folgt auch Graz dem Vorbild der niederländischen Stadt und präsentiert das erste begrünte Wartehäuschen, das speziell an warmen Tagen ein angenehmes Mikroklima für die Fahrgäste schaffen soll.
Das erste seiner Art wurde vom Ankünder im Auftrag der Stadt Graz auf Initiative von Bürgermeister Siegfried Nagl entwickelt. Auf dem Dach wächst ebenfalls ein wettererprobtes Dickblattgewächs - die Fetthenne (Sedum). „Der Klimawandel findet statt und ist - wie wir alle merken - auch in Graz zu spüren", betont der Bürgermeister.
„Wir handeln und haben mit dem Klimafonds und der Rad-Offensive bereits millionenschwere Pakete beschlossen. Darüber hinaus versuchen wir aber auch mit kleineren ebenso innovativen Projekten wie der im Sommer präsentierten Watercloud oder den neuen begrünten Dächern an Warthäusern die Lebensqualität der Menschen im urbanen Alltag an Hitzetagen noch weiter zu verbessern".
Die Fetthenne, eine robustes Staudengewächs, speichert das Regenwasser und überlebt auch eine längere Durststrecke ohne Schaden zu nehmen. Sie muss also nicht bewässert werden, nur einmal im Jahr wird das Unkraut manuell entfernt. Die kleinen Pflanzen verbessern mit ihrer Verdunstung das Mikroklima in der unmittelbaren Umgebung. Bei Sonnenschein bleibt es unter dem Dach kühler, weniger Hitze strahlt in die Umgebung ab. Auch Feinstaub können die Mini-Wiesen aus der Luft filtern. Mit ihren Blüten locken sie Wildbienen und Hummeln an.
Ein Pilotprojekt startet nun in der Münzgrabenstraße. Wie der Vorstandsvorsitzende der Holding Graz, Wolfgang Malik, erklärt, ist die Beobachtungsphase für ein Jahr angelegt, „um den vollen Jahreswechsel durchzumachen und die Funktionalität sowie den Pflege- und Unterhaltsaufwand der Dachbegrünung intensiv zu erproben."
Nach Abschluss der Beobachtungsphase seien die Begrünungen vor allem entlang der Linie 5 angedacht: „Lange Gasse, Triester Straße, Griesplatz. Auch bei geplanten Linienerweiterungen werden die begrünten Wartehäuschen zum Einsatz kommen."
Der Prototyp weist im Gegensatz zum herkömmlichen Wartehaus eine neue Dachkonstruktion auf, um die Bepflanzung möglich zu machen. „Seit 26 Jahren baut der Ankünder die Wartehäuser für Graz. Stadtmöblierung ist immer auch ein Instrument in der Stadtentwicklung um den BürgerInnen in Design und Anwendung zeitgemäße Lösungen anzubieten. Als Partner der Stadt sind wir stets offen für Innovationen und freuen uns hier einen Beitrag zu einem möglichen klimafreundlichen Wartehaus zu leisten", sagte Dieter Weber, CEO Ankünder GmbH.
Folien absorbieren UV-Strahlung
Weil der Umbau jedes bereits bestehenden Wartehäuschens aufgrund des Gewichts der Dachkonstruktion nicht möglich wäre, plant man eine Begrünung auf jenen, die neu errichtet werden.
Für die bestehenden Fahrgastunterstände plant man, den vielfachen Wünschen der Grazer BürgerInnen nach mehr Schatten beim Warten nachzukommen. Dazu werden gerade Versuche mittels Dachfolierungen gestartet - der erste Prototyp wurde bereits am Kaiser-Josef-Platz errichtet und ist bereits live zu testen. Nachgebessert soll an besonders sonnigen Standorten werden, die UV-Strahlung wird zu fast 100 Prozent absorbiert.
Quelle: Stadt Graz