vonRedaktion Salzburg
NOVEMBER 23, 2022
30-Jahr-Feier des Vereins Österreichisch-slowenische Freundschaft Graz
"Freundschaft ist Stütze, Freundschaft ist Stärke, Freundschaft hält uns einen Spiegel vor - vor allem aber verbindet Freundschaft die Menschen. Das braucht Arbeit, Energie und Einsatz - ein Einsatz, den der Verein Österreichisch-slowenische Freundschaft Graz seit 30 Jahren erbringt. Dieser wird heute gewürdigt." Mit diesen Worten eröffnete Moderator Sebastian Walcher die Festveranstaltung des VÖSF Graz im Gemeinderatssitzungssitzungssaal des Grazer Rathauses. Mehr als 50 Personen, darunter auch Altbürgermeister Alfred Stingl, die Honorarkonsulen der Republik Slowenien Peter Merkscha und der Republik Kroatien Nikolaus Hermann sowie der frühere Wohnungsstadtrat und Landtagsabgeordneter a. D. Ernest Kaltenegger (KPÖ), waren der Einladung von Bürgermeisterin Elke Kahr gefolgt, die krankheitsbedingt durch Stadtrat Robert Krotzer vertreten wurde.
Dieser überbrachte die herzlichsten Grüße von der Bürgermeisterin, der die südlichen Nachbarn, insbesondere aber Slowenien, sehr am Herzen lägen. Er selbst habe sich vor Kurzem in Form eines Diavortrages auf eine Reise durch das Nachbarland begeben und sich fest vorgenommen, dieses bald wieder "in echt" zu erkunden. Krotzer bedankte sich im Namen der Stadt für die engagierte Vereinsarbeit, die ein wichtiger Beitrag für gelingende Völkerverständigung, aber dennoch keine Selbstverständlichkeit sei." Die Geschichte sei auch bestimmt gewesen von Jovinismus, Hass und Unfrieden zwischen den beiden Ländern, so Krotzer - "Sie haben Ihren Beitrag dazu geleistet, dass wir heute so ein schönes Miteinander leben dürfen".
Vizepräsident Curt Schnecker würdigte vor allem die grenzüberschreitenden Kooperationen in den Bereichen Kunst, Kultur, Wirtschaft und Universitäten, die sich in den 30 Jahren zwischen Graz und v. a. den Städten Maribor, Ljubljana und Bled aufgetan hätten: "Mit ungebrochener Freude erlebe ich in der Begegnung mit unseren slowenischen Freunden das Zusammenrücken der Kulturen", was vor allem auf das Engagement der Gründungspräsidentin Ivanka Gruber (diese hat auch einen fixen Platz in der Pionierinnengalerie im Rathaus) und das Weiterführen deren Arbeit durch Präsidentin Kasilda Bedenk zurückzuführen sei.
Diese betonte die Wichtigkeit von nachbarschaftlichen Verbindungen: "Obwohl wir alle Teil der globalen Welt sind, sind nachbarschaftliche Beziehungen sehr wichtig." Beziehungen, die in der Vereinsgründung 1992, als Alfred Stingl Oberhaupt von Graz war, mündeten. Dieser wie auch sein Nachfolger Siegfried Nagl hätten die gegenseitigen Beziehungen immer gefördert, hob Bedenk hervor. Eine Tradition, die nun auch Bürgermeisterin Kahr weiterführe. Überall fänden sich slowenische Spuren in der Stadt, etwa in Form der vielen Vereine. Von den 40 Nationen, die heute in Graz leben, stünden die Slowen:innen mit einer Zahl von ca. 3.000 an siebenter Stelle. Die völkerverbindende Gemeinschaft habe eine jahrhundertelange Tradition, so Bedenk weiter: "Kaum ein Slowene, der nicht schon in Graz gearbeitet, eine Ausbildung gemacht oder hier gelebt hat." Gerade die Steiermark sei immer ein Übergangsraum gewesen. So finde man etwa auf den Friedhöfen neben den österreichischen viele slowenische Namen. Die Beziehungen, blickt man in die Geschichte zurück, seien allzu oft nicht friedlich gewesen. Doch "im 21. Jahrhundert führen Slowenen und Österreicher ein Miteinander auf Augenhöhe, was die jeweiligen Kulturen bereichert". Somit sei Slowenien nicht nur ein wesentlicher Teil der Geschichte der Stadt (schon der Name Graz geht auf slowenisch "gradec" - kleine Burg - zurück), sondern auch der Gegenwart.
"30 Jahre sind eine große Zeit", würdigte auch Altbürgemeister Stingl die Leistungen des Vereins. Er sei dankbar dafür, diese Zeit in Frieden erlebt zu haben, denn dieser sei die Voraussetzung dafür, dass Menschen zusammenkämen. "Wir leben in einer schwierigen Zeit und brauchen mehr denn je den Zusammenhalt der Bürger in den europäischen Ländern", so Stingl. "Die Basis ist der Frieden - und der ist in Gefahr! Wir sind also gut beraten, im kleinen Stil über die Grenzen hinweg zusammenzukommen. Denn wir brauchen das Miteinander, nicht das Gegeneinander."
Es folgten noch Gastreden von Historiker Christian Promitzer (Universität Graz) zur österreichisch-slowenischen Geschichte und Kuratorin Verena Lorber zu den slowenischen Gastarbeiter:innen in der Steiermark. Musikalisch untermalt wurde die Festveranstaltung durch "KaLeiJdoskop" - eine Gruppe junger Slowen:innen, die an der Kunstuni Graz studieren.
Quelle: Stadt Graz