vonRedaktion Salzburg
SEPTEMBER 19, 2024
Keine „wirtschaftliche Abbruchreife“ mehr erteilt seit Einführung der neuen Bestimmungen - dafür Rekordförderungen für Sanierungen und Ausweitung der Gebäude-Screenings
Das einzigartige Stadtbild von Wien und die Mietobergrenzen im Altbau tragen maßgeblich dazu bei, dass Wien Seriensieger bei der Kür zur lebenswertesten Stadt der Welt ist. Diesen Umständen trägt auch die große Bauordnungsnovelle von 2023 Rechnung. Seit der Einführung im Dezember 2023 wurde keine einzige „wirtschaftliche Abbruchreife“ mehr erteilt. Grund dafür sind die neuen Bestimmungen, die Verschärfungen bei den zu Grunde liegenden Berechnungen mit sich gebracht haben.
„Mit der Bauordnungsnovelle ist ein wirklich großer Wurf gelungen, der langsam seine Auswirkungen zeigt. Durch die strengeren Bestimmungen bezüglich der Kurzzeitvermietung kommt es zu einer Mobilisierung von Leerstand und zu einer Verbesserung der Lebenssituation der Mieterinnen und Mieter vor Ort. Noch deutlicher zeigt sich die Wirkung beim Schutz von Altbauten: seit Einführung der verschärften Beurteilung wurde keine einzige wirtschaftliche Abbruchreife mehr erteilt. Damit schützen wir nicht nur das einzigartige Erscheinungsbild Wiens, sondern sichern auch dringend benötigten leistbaren Wohnraum.
Doch wer A sagt, muss auch B sagen und nicht zuletzt durch die Ausweitung der Förderungen für Gebäudesanierungen machen wir Sanierungen und Dekarbonisierungen von Altbauten auch leichter finanzierbar. Damit wir über die akute Situation der Gründerzeithäuser informiert bleiben, werden die Gebäude-Screenings der ‚Offensive Altbautenschutz‘ direkt in den Grätzln weiter ausgebaut“, so Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.
Strengeres Regulativ für den Erhalt von Gründerzeithäusern
Die novellierte Bauordnung trägt dem Schutz von Gründerzeithäusern im mehrfacher Hinsicht Rechnung und schiebt dem Abriss damit weitestgehend einen Riegel vor. So wird die Beurteilung der verfassungsrechtlich vorgesehenen wirtschaftlichen Zumutbarkeit insofern verschärft, dass mögliche Fördersummen zur Sanierung des Gebäudes, etwaige zusätzliche Erträge durch Aufkategorisierungen und Kosten die durch schuldhaftes Verhalten bei den Erhaltungspflichten entstanden sind, mit in die Kalkulation einbezogen werden. Zusätzlich gibt es mit dem Gebäudepickerl bzw. dem Bauwerksbuch nun verpflichtende regelmäßige Checks und eine Dokumentationspflicht bezüglich der Behebung von Baugebrechen.
Rekordsummen für Sanierung und Dekarbonisierung von Altbauten werden von der Stadt zur Verfügung gestellt
Um die Sanierungen zu ermöglichen und den Gebäudebestand zukunftsfit zu machen, investiert die Stadt Wien eine Rekordsumme an Förderungen für Sanierungen und Dekarbonisierungen. Durch die Sanierungs- und Dekarbonisierungsverordnung werden allein im Jahr 2024 zusätzliche Budgetmittel von bis zu 120 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Damit einher geht ein Paradigmenwechsel im Förderwesen, der darauf abzielt, neben der Sanierung verstärkt den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu beschleunigen. Dies schlägt sich speziell bei den kleinvolumigen Förderfällen zu Buche, bei denen bereits im ersten Halbjahr 2024 mit rund 1.500 Fällen das bis dato Ganzjahresrekordniveau des Vorjahres nahezu erreicht wurde. Die Hauskunft - das Beratungscenter der Stadt Wien für Sanierungskonzepte und Fördermodelle - verzeichnet mit durchschnittlich 615 Beratungen monatlich mehr als eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr.
Gebäudescreenings der „Offensive Altbautenschutz“ auf mittlerweile 9 Bezirke ausgeweitet
Gleichzeitig wird die „Offensive Altbautenschutz“, bei der verschränkte Teams der Baupolizei und der Gruppe Sofortmaßnahmen direkt in Grätzln die Bestandsgebäude kontrollieren, mit Floridsdorf und Hietzing auf 2 neue Zielgebiete ausgeweitet.
"Der Erhalt unserer Stadt und die Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger haben oberste Priorität. Mit der Offensive Altbautenschutz geht die Stadt Wien gegen die Vernachlässigung von Gründerzeithäusern vor. Wir setzen klare Regeln, um sicherzustellen, dass diese Gebäude gut gepflegt und erhalten werden. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit Konsequenzen rechnen", so der Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen und Stadtservice Wien Walter Hillerer.
Die „Offensive Altbautenschutz“ hat seit dem Bestehen in 9 Bezirken an 35 Aktionstagen bereits knapp 4.000 Häuser kontrolliert. Dabei kam es zur 740 Beanstandungen auf Grund von baulichen Mängel, feuerpolizeilichen Mängel oder sanitären Missständen. An den Aktionstagen werden die Teams durch das Gesundheitsamt der Stadt Wien ergänzt. Das Mobile Einsatzbüro des Stadtservice informiert an einem fixen Standort im Grätzl über Services, Förderungen und Leistungen der Stadt Wien. Verdachtsfälle und Missstände können auch bei der permanenten Service-Hotline 01/4000-4001 gemeldet werden.
Quelle: Stadt Wien