vonRedaktion Salzburg
NOVEMBER 24, 2021
„Hinschauen. Handeln. Helfen.“: Wienweite Bewusstseinskampagne zu den 16 Tagen gegen Gewalt
Ein Mann, der eine Frau in der U-Bahn belästigt. Eine Nachbarin mit einem blauen Auge. Ein Mann, der einer Frau im Park auf den Oberschenkel greift.
Was tue ich, wenn ich so eine Situation beobachte? Unter dem Motto „Halt! Zu mir!“ ruft die neue Kampagne der Stadt Wien die Wienerinnen und Wiener zu Zivilcourage auf – dazu, hinzuschauen und zu helfen. Die Kampagne läuft während der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, die am 25. November startet. Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál und Gemeinderätin Dolores Bakos gaben den Startschuss zur Kampagne gemeinsam mit 24-Stunden Frauennotruf-Leiterin Heidemarie Kargl. „Gewalt gegen Frauen hat in unserer Stadt keinen Platz. Zivilcourage heißt: Wir schauen nicht weg. In Wien schauen wir alle gemeinsam hin und holen Hilfe, wenn jemand Unterstützung braucht. Damit sich alle Wienerinnen und Wiener in unserer Stadt sicher und wohlfühlen. Daher starten wir als Stadt Wien eine groß angelegte, wienweite Kampagne. Da geht es darum, dass jeder und jede Einzelne etwas tun kann“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál zum Start der Kampagne „Halt! Zu mir!“.
Dabei soll die eigene Sicherheit immer im Vordergrund stehen: „Oft ist es ein wichtiger Schritt, einer betroffenen Frau zu zeigen, dass sie in der Situation nicht alleine ist. Die eigene Sicherheit muss da immer im Vordergrund stehen. Bei Gefahr heißt das: Die Polizei rufen! Und: Die Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs sind rund um die Uhr für Betroffene da – genauso wie für alle Wienerinnen und Wiener, die handeln und helfen wollen“, so Gaál.
„Die Kampagne der Stadt Wien für Zivilcourage und gegen Gewalt an Frauen soll daran erinnern, dass jeder und jede Einzelne einen Beitrag zu einem sicheren und respektvollen Miteinander leisten kann. Gewalt gegen Mitmenschen und insbesondere gegen Frauen können wir nur gemeinsam begegnen – auf Augenhöhe und mit der Courage, hinzuschauen und ‚Halt!‘ zu sagen“, so NEOS Wien Frauensprecherin Dolores Bakos.
„Halt! Zu mir!“: Zivilcourage-Installation, TV- und Radio-Spots
Eine große Zivilcourage-Installation im Arkadenhof des Wiener Rathauses ruft ab sofort auf: „Halt! Zu mir!“. Wer vorbeigeht, hört vertonte Erzählungen, „Botschaften“ von Wienerinnen und Wienern, die Szenen von Beleidigungen, Belästigungen oder Gewalt gegen Frauen beobachtet haben – und die hingeschaut und gehandelt haben. An den vier Seiten des Würfels sind die Sujets der Kampagne und die Nummern des 24-Stunden Frauennotrufs (01/71719) und der Polizei (133) angebracht. Mitte Dezember soll die Installation auf den Platz der Menschenrechte auf der Mariahilfer Straße übersiedeln – und dort auf die wichtige Botschaft „Halt! Zu mir!“ hinweisen.
Die Kampagne zeigt ab 25.11. Videos auf Social Media-Kanälen und im TV, auf Infoscreens, mit einem Hörfunk-Spot sowie mehreren Sujets auf Citylights, in Bahnhöfen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Gezeigt werden konkrete Situationen die beschreiben, wie man in einer bedrohlichen Situation anderen am besten beistehen kann – und wann und wo man Hilfe holen kann.
„Hinschauen. Handeln. Helfen.“: So geht Zivilcourage
„Zivilcourage muss nicht die eine große Tat sein, sondern besteht aus vielen kleinen Gesten des Aufeinanderschauens. Wir alle können Zivilcourage trainieren wie einen Muskel. Hinschauen, hinhören und eine gute Vorbereitung stehen dabei am Anfang“, so die Leiterin des 24-Stunden Frauennotrufs Heidemarie Kargl.
Gewalt gegen Frauen geht alle etwas an. Manchmal kommen Menschen in die Situation, Zeugin oder Zeuge einer Grenzüberschreitung, eines Übergriffs oder von Gewalt gegen Frauen zu werden – im öffentlichen Raum, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Lokalen oder sogar in der eigenen Wohnumgebung. Hier einzuschreiten ist nicht einfach, Gefühle der Angst sind verständlich. Deshalb ist es wichtig, zu diesem Thema zu informieren, zu sensibilisieren und konkrete Tipps anzubieten. So kann die Kompetenz für sicheres, zivilcouragiertes Handeln gestärkt werden – ohne dass sich die Helfenden dabei in Gefahr bringen.
Es gibt viele Möglichkeiten Zivilcourage zu zeigen. Um sich gut auf brenzlige Situationen vorzubereiten, kann man sich Informationen bei Beratungsstellen wie etwa dem 24-Stunden Frauennotruf unter 01/71719 holen. Man kann sich auch bereits vorab mit wichtigen Sicherheitsvorkehrungen und Kommunikationseinrichtungen in den öffentlichen Verkehrsmitteln vertraut machen. Wichtig ist es, dem eigenen Bauchgefühl zu trauen und hinzuschauen, wenn jemand Hilfe braucht. Man sollte sich nie darauf verlassen, dass andere Zeuginnen oder Zeugen „schon etwas unternehmen werden“, sondern selbst etwas tun. Dazu empfiehlt es sich, andere Personen ganz direkt auf Unterstützung anzusprechen. Die Expertinnen vom 24-Stunden Frauennotruf raten dazu, sich auf das Opfer zu konzentrieren und diesem Hilfe anzubieten. Um nicht zur weiteren Eskalation einer Situation beizutragen, kann etwa eine Bekanntschaft mit dem Opfer vorgegeben oder das Opfer um eine Wegbeschreibung gefragt werden.
Der Täter sollte nicht direkt angesprochen, nicht geduzt und vor allem nicht angegriffen werden.
Wenn die Situation als gefährlich eingeschätzt wird oder zu eskalieren droht: Sofort die Polizei unter 133 rufen!
Der 24-Stunden Frauennotruf ist Anlaufstelle für alle Frauen und Mädchen ab 14 Jahren, die von sexualisierter, körperlicher und/oder psychischer Gewalt betroffen sind oder Gewalt in der Vergangenheit erfahren haben – egal wie lange die Gewalterfahrung zurückliegt. Das Frauennotruf-Team ist täglich von 0 bis 24 Uhr erreichbar: 01/71719, frauennotruf@wien.at; www.frauennotruf.wien.at
Kostenlose Zivilcourage-Workshops in ganz Wien Das Frauenservice Wien macht Zivilcourage 2022 in seinen Workshop-Angeboten zum Thema. Die Initiative „Ich bin dein Rettungsanker!“ gegen Belästigung wird erweitert: Ab 2022 wird es kostenlose „Rettungsanker goes Zivilcourage“-Workshops beim Frauenservice Wien zu buchen geben. Dieses Angebot besteht für alle 23 Bezirke. Wer Interesse hat, meldet sich beim Frauenservice Wien unter rettungsanker@wien.gv.at. Das dichte Gewaltschutznetz der Stadt Wien noch weiter ausgebaut.
Frauen, die von Gewalt betroffen sind, brauchen schnell und unbürokratisch Hilfe. Darum werden die Mittel für Wiener Gewaltschutzvereine 2022 auf zwei Millionen Euro verdoppelt – um Frauen noch besser unterstützen zu können. Da geht es um Akuthilfe und um niederschwellige Angebote, um Frauen zu helfen, einer Gewaltspirale zu entkommen. Außerdem fließt mehr Budget in die Männerberatung und damit die wichtige Täterarbeit.
Die Stadt Wien baut bis 2022 ein fünftes Frauenhaus mit 50 zusätzlichen Plätzen. Außerdem wird ein bestehendes Frauenhaus in ein neues Frauenhaus für Mädchen und junge Frauen umgewandelt. Junge Frauen in der Altersgruppe von 16 bis 22 Jahren haben andere Bedürfnisse und brauchen daher eine andere Form von Unterstützung. Insgesamt fließen allein 2022 rund 11 Millionen Euro aus dem Wiener Budget in Gewaltschutz und –prävention sowie den Ausbau der Kinder- und Jugendarbeit.
Weiterführende Informationen:
Beratung zum Thema Zivilcourage gibt es unter 01/71719 beim 24-Stunden Frauennotruf.
Sujets zur Kampagne „Halt! Zu mir!“ (Credit:PID)
Weitere Informationen und konkrete Tipps zu Zivilcourage gibt es im Folder „Halt! Zu mir“ als Download.
Alle Infos unter wien.gv.at/gewaltschutz / Schluss
Quelle: Stadt Wien