vonRedaktion Salzburg
APRIL 06, 2022
Graz
Der Bezirksrat Ries lud am 4. April um 18:30 Uhr in Erinnerung an sieben Wehrmachtsdeserteure zur alljährlichen Gedenkveranstaltung beim Deserteuredenkmal auf der Ries.
In Anwesenheit von BezirksratsvetreterInnen und VertreterInnen des Gemeinderats wurde in kurzen Redebeiträgen der ermordeten Deserteure von damals und der Opfer von Krieg und politischer Willkür heute gedacht, musikalisch umrahmt von den beiden ukrainischen Künstler:innen Anna und Andrii Ilchuk.
Das Deserteuredenkmal auf der Ries
Zum 77. Mal jährte sich am 4. April 2022 die Hinrichtung von sieben jungen Wehrmachtssoldaten, die kurz vor Ende des 2. Weltkriegs aufgrund ihrer Verweigerung des Waffendienstes für das NS-Regime hingerichtet worden sind. Die sieben jungen Männer wurden am 4.April erschossen, nachdem sie zuvor vom Standgericht, das in der nahegelegenen Reiterkaserne tagte, zum Tode verurteilt worden waren. Ihre Leichen wurden auf der Ries aufgehängt - zur „Warnung" für die vorbeiziehenden Wehrmachtssoldaten, die trotz der aussichtslosen militärischen Lage in den letzten Kriegstagen noch durch die Oststeiermark in Richtung Ostfront geschickt wurden - ein Befehl, durch den Tausende junge Männer den Tod fanden.
Im April 1954 errichteten Mitglieder der Freien Österreichischen Jugend, die damals die Leichen der Deserteure gesehen haben, ein erstes schlichtes Holzkreuz zur Erinnerung an diese jungen Soldaten. Es verschwand aber bald wieder auf ungeklärte Weise, und erst als im „Gedenkjahr 1988" erstmals ausführlicher über die Ereignisse während der NS-Zeit in Graz diskutiert wurde, erinnerte sich ein Zeitzeuge an das verschwundene Gedenkkreuz für die Deserteure auf der Ries. Die Stadt Graz errichtete daraufhin ein neues Kreuz und brachte mit Unterstützung von Pfarrer Fink von der Pfarre St. Leonhard eine Gedenktafel an. Die Namen der sieben jungen Männer allerdings blieben bis heute unbekannt: Im Sterberegister der Gemeinde St. Leonhard, zu welcher auch die Reiterkaserne gehört, sind die sieben Ermordeten nicht verzeichnet.
Seit 1995 wurde jährlich am 4. April nach dem Datum auf der Inschrift - „Hier wurden am 4. April 1945 7 junge Soldaten wegen Widerstands hingerichtet" - am Ort des Denkmals ein Gedenkversammlung durchgeführt, seit 2011 als Veranstaltung des Bezirksrats Ries. Von der Stadt Graz kommt als jährlicher Beitrag eine Kranzspende.
Der Bezirksrat Ries bekennt sich zu dieser wichtigen Erinnerungskulturarbeit und wird auch in Zukunft das Gedenken an die Deserteure auf der Ries und die Opfer von Krieg und politischer Willkür hochhalten.
Quelle: Stadt Graz