Innsbruck: Gestaltungswille mit Menschlichkeit

vonRedaktion Salzburg
MÄRZ 03, 2022

Foto: K. Rudig

Neben Visionen für die bürgerInnenfreundliche Weiterentwicklung der Stadtverwaltung sind Empathie und lösungsorientierung wesentlich für die Frau an der Spitze des Magistrates.

In Innsbruck ist mit Mag.ª Gabriele Herlitschka, MSc seit Februar 2021 erstmals eine Frau mit dieser Position betraut. Die Aufgabe der Magistratsdirektorin ist es,
den Bürgermeister in der Eigenschaft als Vorstand des Magistrats zu vertreten Damit ist sie die Vorgesetzte aller Bediensteten im Magistrat In einer Landeshauptstadt sind in dieser Funktion in Österreich derzeit mit Mag.ª Gerda Torök (Eisenstadt) und Mag.ª Ulrike Huemer (Linz) insgesamt drei Frauen tätig. Im Folgenden zieht die Magistratsdirektorin gemeinsam mit Bürgermeister Georg Willi Bilanz über ihr erstes Jahr als Chefin von rund 1.700 MitarbeiterInnen und nimmt zum Thema Frauen in Führungspositionen Stellung.

Wie viele Frauen in Führungspositionen sind derzeit im Magistrat tätig? Wie sehen Sie das Thema Karrierechance für Frauen?

BÜRGERMEISTER GEORG WILLI: Im Stadtmagistrat sind aktuell 996 Frauen beschäftigt. Die Stadt Innsbruck bekennt sich zu einer aktiven Frauenförderung, in Ausschreibungen werden Frauen explizit angesprochen und aufgefordert, sich zu bewerben. Ich stehe zu 100 Prozent hinter dieser Vorgehensweise, in vielen Bereichen sind die Barrieren für Frauen noch zu hoch – an kompetenten Kandidatinnen mangelt es nicht.

Sie haben immer betont, dass Sie zwar die erste Frau in dieser Position in der Landeshauptstadt sind, Sie sich aber keinesfalls als Quotenfrau sehen. Wie sieht Ihr Frauenbild aus?
MAGISTRATSDIREKTORIN GABRIELE HERLITSCHKA: Das Thema Gleichstellung wird in Österreich sicher noch nicht umfassend gelebt. Es gibt strukturelle Probleme mit noch immer sehr traditionellen Rollenbildern in Österreich. In Innsbruck sind wir da auf einem guten Weg. Das erkennt man am besten an den vielen kompetenten Frauen, die in und für diese Stadt arbeiten und Verantwortung tragen. Und in diesem Sinn habe ich im beruflichen Kontext kein „Frauenbild“ genauso wenig wie ein „Männerbild“, sondern ich sehe Menschen, die mit Kompetenz und Herz für diese Stadt arbeiten. Darauf kommt es mir an.

Stichwort Frauenquote, wie wichtig ist Ihnen dieses Thema?
WILLI: Quoten sind wichtig, um Gleichstellung dort herzustellen, wo sie (noch) nicht gegeben ist. Der Stadtmagistrat hat hier als Arbeitgeber der öffentlichen Hand eine besondere Vorbildwirkung. Diversität ist Voraussetzung für eine gerechte Repräsentation und nachhaltige Lösungen. Hier gibt es noch einiges zu tun, nicht nur was die Förderung von Frauen anbelangt. Ich werde alles tun, damit das Bewusstsein für dieses Thema immer stärker wird.

Ein Jahr ist seit Ihrem offiziellen Dienstantritt 2021 vergangen. Sind Sie in Ihrer neuen Rolle angekommen? Was ist Ihre Antriebsfeder?
HERLITSCHKA: In dieser Management-Aufgabe muss man mit dem ersten Tag ankommen Eine solche Funktion ist mit formaler Macht verbunden und das Wort kommt von „machen“. Meine Antriebsfedern sind immer die Gestaltbarkeit und Sinnhaftigkeit meines Tuns für ein größeres Ganzes. Insofern begegne ich meiner Aufgabe mit Demut und Freude, auch wenn sie gerade in dieser Zeit eine wirklich große Herausforderung ist.

Wie würden Sie Ihren eigenen Führungsstil beschreiben?
HERLITSCHKA: Der Magistrat ist sehr groß, es geht um vielfältige Fachfragen, die für die BürgerInnen der Stadt durch unsere ExpertInnen sehr professionell bearbeitet werden. Meine Aufgabe ist klassisches Management: Ich leite das Gesamtteam, kläre und übernehme Verantwortung, entwickle Ideen für die Zukunft unserer bürgerorientierten Stadtverwaltung und bin täglich im Austausch mit den Beteiligten. Wenn Rahmenbedingungen schwierig sind, gehe ich pragmatisch vor: Was ist besonders dringend und wichtig – für BürgerInnen und MitarbeiterInnen, was davon ist auf welche Weise umsetzbar und wodurch. Offene und breite Kommunikation ist essentiell, um Entscheidungen nachvollziehbar zu machen.

Wie ist Ihr Eindruck? Hat sich durch eine Frau an der Spitze des Magistrats in der täglichen Arbeit etwas geändert?
WILLI: Ich arbeite mit Magistratsdirektorin Gabriela Herlitschka sehr gut zusammen und schätze sie vor allem für ihre fachliche Kompetenzen und dafür, dass sie stets das Wohl der MitarbeiterInnen im Auge hat. In der täglichen Arbeit ist es an uns allen, dafür zu sorgen, dass Frauen Teil von Entscheidungen sind – eine Besprechung, in der nur Männer am Tisch sitzen, sollte es im Jahr 2022 eigentlich nicht geben.

Welches gemeinsame Resümee ziehen Sie nach einem Jahr? Was waren die größten Herausforderungen? Welche Schwerpunkte konnten umgesetzt werden?
HERLITSCHKA: Als Magistratsdirektorin leite ich den gesamten Stadtmagistrat und bin das Bindeglied zur Politik. Das Ende der Koalition im Frühjahr 2021 brachte besondere Herausforderungen mit sich, z. B. beim Beschluss des Budgets, bei Bestellungen von Führungskräften oder bei städteplanerischen Großprojekten. Dies erfordert viel Aufmerksamkeit und Zeit von meiner Seite, und es ist wichtig, nach innen den MitarbeiterInnen Stabilität zu vermitteln. Gleichzeitig ist vieles gelungen, z. B. konnten bestens qualifizierte Führungskräfte gewonnen werden und der budgetäre Rahmen ist grundsätzlich festgelegt. Und all das während der Pandemie, die ständig rasch wirksame Maßnahmen erfordert. Ein Beispiel war die Umsetzung des Impfzentrums, das von großen Teilen der Bevölkerung sehr geschätzt wurde. Das ist für mich gelebte Bürgernähe: wirksam sein durch die Kombination von Können, Wollen und echtem Tun.
WILLI: Mit der Covid-19-Pandemie war und ist auch der Stadtmagistrat im Krisenmodus. Es galt viele unvorhersehbare Probleme zu meistern: Vom Aufbau des Corona-Center-Innsbruck über die Abwicklung der ersten Impfungen bis hin zu internen Herausforderungen wie die Umstellung auf Homeoffice und das Bereitstellen von zahlreichen, technischen Lösungen. Hier haben unsere MitarbeiterInnen wirklich Großartiges geleistet!

Das Interview führte Katharina Rudig.



Quelle: Stadt Innsbruck

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