vonRedaktion Salzburg
OKTOBER 22, 2020
Tiroler „Equal Pay Day“ am 22. Oktober, Innsbruck am 5. November
Der Equal Pay Day, der Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern, kennzeichnet rechnerisch den Tag, an dem Männer bereits die Gehaltssumme erreichen, für die Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen. In Tirol fällt dieser Tag heuer auf den 22. Oktober, in Innsbruck auf den 5. November.
„Alljährlich wird beim Equal Pay Day auf die Einkommensunterschiede von Frauen und Männern aufmerksam gemacht. Aktuell hat sich die Schieflage zwischen den Geschlechtern noch weiter verschärft, denn Frauen sind von den zusätzlichen Belastungen durch die Corona-Krise massiv – und in der Regel viel häufiger als Männer – betroffen. Es sind meist die Frauen in den Familien, die beim Job zurückstecken, Aufgaben der Bildung und Kinderbetreuung übernehmen und die daraus unweigerlich folgenden Nachteile beim Einkommen, in der Folge bei Pension, aber auch bei der Frage der Berufstätigkeit insgesamt zu spüren bekommen. Umso stärker muss es das erklärte Ziel der Politik sein, hier gegenzusteuern. Wer Frauen am Arbeitsmarkt und in ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit stärken will, muss den Ausbau ganztägiger Kinderbetreuung und der Ganztagsschule mit aller Kraft vorantreiben. Investitionen in diese Bereiche haben für mich daher auch in finanziell engen Zeiten oberste Priorität“, appelliert Frauen- und Bildungsstadträtin Mag.a Elisabeth Mayr besonders an die VertreterInnen der Politik auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene.
In Innsbruck am 5. November
Wie aus der Lohnsteuerstatistik der Statistik Austria zu ersehen ist, verdienen Frauen in Tirol – bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung und Vergleich der Brutto-Jahreseinkommen – durchschnittlich 22,1 Prozent weniger als Männer. Umgelegt auf die Kalendertage heißt das, dass Frauen in Tirol ab dem 22. Oktober statistisch gesehen für den Rest des Jahres 2020 „gratis“ arbeiten. In Innsbruck sind es 15,5 Prozent weniger und der Equal Pay Day fällt auf den 5. November. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Einkommenssituation der Frauen in Tirol und in Innsbruck zwar etwas verbessert, dennoch wird es mit diesem Tempo noch lange dauern, bis Einkommensgerechtigkeit erreicht werden kann.
Krise verschärft Ungleichheit
Wie sich diese Ungleichheit in Zukunft entwickeln wird, ist insbesondere aufgrund der prekären Umstände durch die Corona-Pandemie unklar. Einerseits sind Arbeitsbereiche, in denen viele Frauen tätig sind, wie zum Beispiel persönliche Dienstleistungen oder Tourismus, von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit betroffen. Andererseits hat sich die Aufteilung von unbezahlter Arbeit wie Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen weiter zu Ungunsten der Frauen verschoben. In acht von elf Berufen, die als „systemrelevant“ eingestuft sind, arbeiten überwiegend Frauen. In Summe sind zwei Drittel der LeistungsträgerInnen, die in der Krise das Land am Laufen halten, weiblich. Von elf als „systemrelevant“ eingestuften Berufsgruppen haben ausgerechnet jene fünf Gruppen, in denen der Frauenanteil am höchsten ist, Einkommen unter dem österreichischen Durchschnittslohn.
Lebenslange Folgen
Die ungleiche Bezahlung sowie die ungerechte Verteilung von Erwerbsarbeit und unbezahlter Arbeit ist eine enorme Belastung für die Frauen mit Folgen, die sie ein Leben lang begleiten. Jede Reduzierung oder Unterbrechung der Erwerbstätigkeit wirkt sich empfindlich auf die Höhe der Pension aus – in vielen Fällen droht Altersarmut. Über ein ganzes Erwerbsleben summieren sich diese Einkommensnachteile laut Berechnungen der Arbeiterkammer auf durchschnittlich 435.000 Euro. Basis für diese Berechnung sind Daten der letzten EU-weiten Verdienststrukturerhebung, nach der österreichische Frauen durchschnittlich 900 Euro pro Monat weniger bekommen, bei durchschnittlich 34,5 Erwerbsjahren.
Bewusstsein schärfen, Chancen aufzeigen
In Kooperation mit AK (Arbeiterkammer) und ÖGB (Österreichischer Gewerkschaftsbund) haben die Frauenbeauftragten österreichischer Städte eine Kampagne ins Leben gerufen, die österreichweit eine gerechtere Entlohnung der Frauen im Allgemeinen und der „Leistungsträgerinnen“ im Besonderen fordert. Gemeinsam mit Monika Erharter, der Gleichbehandlungsbeauftragten der Stadt Innsbruck, wurde zusätzlich ein Lineal konzipiert, das die Einkommenseinbußen durch Unterbrechung bzw. Reduktion der Erwerbstätigkeit eindrücklich veranschaulicht. Mit diesen Instrumenten, ergänzt durch Informationen über Möglichkeiten einer gerechteren Verteilung wie z.B. Pensionssplitting, soll Frauen wie Männern Impulse gegeben werden, die Zukunft gemeinsam gerechter zu machen.
„Der Equal Pay Day bietet die Chance, öffentlichkeitswirksam einen konstruktiven Dialog rund um das Thema Einkommensgerechtigkeit und Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zu führen“, stellt Stadträtin Elisabeth Mayr fest. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sollte eigentlich selbstverständlich sein, muss aber weiterhin vehement eingefordert werden. Was die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit betrifft, gilt es noch viel Bewusstseinsbildung bei Männern, aber auch bei Frauen zu leisten. Noch ungleicher ist die Verteilung von Vermögen und Eigentum zwischen den Geschlechtern: Sage und schreibe 95 Prozent des Vermögens gehört Männern, und Vermögen ist in unserer Gesellschaft der wesentliche Faktor für Macht und Einflussnahme."
Wichtige Bewusstseinsbildung
In einem neuen Spot des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes anlässlich des Equal Pay Days am 22. Oktober 2020 wird auf die Mehrfachbelastung von Frauen hingewiesen. Der Clip verdeutlicht: „In guter und in Krisenzeit sorgt Frau für Job, Kind, Hausarbeit. Doch beim Gehalt wird’s ungerecht. Geht’s ums Geld, zählt das Geschlecht“. Das Video ist unter https://youtu.be/0Il_myLWhv4 abrufbar.
Quelle: Stadt Innsbruck