vonRedaktion Salzburg
SEPTEMBER 04, 2024
Neues Beratungsangebot feiert ersten Geburtstag
Die Gesundheitsdrehscheibe der Stadt Graz in der Annenstraße 28 feiert ihren ersten Geburtstag. Im September 2023 startete die neue Einrichtung mit allen Angeboten. Durch die zentrale Lage und die gute Erreichbarkeit baut die Stadt seitdem soziale und sprachliche Hürden im Gesundheitswesen ab.
Seit Start kam es zu rund 3.600 Patient:innenkontakten für einmalige, mehrmalige Termine oder individuelles Gesundheitsmanagement in der Gesundheitsdrehscheibe. Darunter fallen auch die rund 1.000 Kontakte von telefonischen Beratungen und Patient:innen, deren Probleme und Anliegen rasch im ersten Kontakt gelöst werden können.
Die Mitarbeiter:innen helfen beim Zugang zum Medizinsystem, beim Management chronischer Erkrankungen und bei der persönlichen Gesundheitsvorsorge. Die Drehscheibe wirkt dadurch als niederschwellige Verbindung zwischen Allgemeinmediziner:innen, sozialen Einrichtungen und der lokalen Bevölkerung.
Die elf Mitarbeiter:innen haben unterschiedliche Gesundheitsberufe und können dadurch bei vielen Problemen wirksame Hilfestellungen anbieten. Das Team besteht aus Pflegefachkräften als Community Nurses, einer Sozialarbeiterin, einer Psychotherapeutin und einer Physiotherapeutin. Zudem bestehen bereits zum Start Kooperationen mit ausgewählten Bereichen der Krankenversorgung, in denen das Team der Gesundheitsdrehscheibe gemeinsam mit der Gesellschaft für Seelische Gesundheit (GFSG), der Marienambulanz, der Pflegedrehscheibe, dem Verein Wegweiser und weiteren engmaschig zusammenarbeitet, um die lokale Gesundheitsversorgung positiv zu beeinflussen.
Gesundheitsstadtrat Krotzer freut sich über die positiven Effekte
Der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) freut sich auf die positiven Effekte der Gesundheitsdrehscheibe: „Die Gesundheitsdrehscheibe Graz trägt zu einem gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsangeboten bei. Dadurch bauen wir soziale und sprachliche Hürden im Gesundheitswesen ab und wirken praktisch gegen die Zwei-Klassen-Medizin."
„Die Gesundheitsdrehscheibe bringt seit einem Jahr mehr Chancengleichheit für die Gesundheit der Grazerinnen und Grazer - ein Grund zu feiern und stolz zu sein auf das Team. Besonders, weil unsere Mitarbeiter:innen mit Offenheit, Zuwendung und ausreichend Zeit die bestmögliche Lösung finden können", führt Eva Winter (Leiterin der Gesundheitsamtes) weiter aus.
Nina Zangl von der Gesundheitsdrehscheibe erklärt: „Unter dem Motto Health for All trägt das Team der Gesundheitsdrehscheibe seit einem Jahr zu mehr Lebensqualität und Wohlbefinden für alle Grazer:innen bei. Health for All steht für das von der EU-Interreg für das Gesundheitsamt und seine Projektpartner in Slowenien und Kärnten bewilligte Projekt, das von September 2023 bis August 2026 läuft."
Alle Angebote der Gesundheitsdrehscheibe sind
Von Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr berät Sie eine Community Nurse individuell zu Ihrem Anliegen unkompliziert und ohne Termin. Sie macht sich ein umfassendes Bild Ihres Gesundheitszustands und leitet weitere Schritte ein. Auch direkte Pflegeinterventionen sind möglich. Bei Bedarf bietet sie Ihnen weitere Termine an oder verweist an andere Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialwesen.
Persönliches Gesundheitsmanagement
Bei komplexen oder besonders belastenden chronischen Erkrankung begleiten die Mitarbeiter:innen über einen längeren Zeitraum, in der Regel vier bis sechs Monate. Dafür arbeitet die Gesundheitsdrehscheibe mit Hausärzt:innen zusammen. Allgemeinmediziner:innen mit ÖGK-Kassenvertrag können Patient:innen zum persönlichen Gesundheitsmanagement zuweisen. Für Physiotherapie und direkte Pflegeinterventionen wird eine Überweisung benötigt.
Gesundheitsförderung und Prävention
Die Gesundheitsdrehscheibe achtet nicht nur auf Erkrankungen, sondern auch auf die Förderung die Gesundheit! Die Mitarbeiter:innen bieten Beratungen zu den Themen Ernährung, Bewegung, Konsumverhalten, Stress und Einsamkeit
Die Zahlen der Gesundheitsdrehscheibe im Überblick
Patient:innen
40% der Patient:innen sind im individuellen Gesundheitsmanagement/Case Management bei den Expert:innen in der GDS angebunden.
38% der Patient:innen der GDS haben eine psychiatrische Diagnose.
Ca. 18% der Patient:innen der GDS sind Migrant:innen 1. Generation.
In den Jahren 2023 und 2024 haben die Expert:innen in der GDS insgesamt 89 Stunden Videodolmetsch in Anspruch genommen. Hinzu kamen 18 Stunden mit Dolmetsch vor Ort zur Begleitung von psychotherapeutischen Gesprächen.
Überweisung, Vernetzung und Kooperation
Fast 30% der Patient:innen werden von ihren Hausärzt:innen in die GDS überwiesen, knapp 60% sind Selbstzuweiser:innen und der Rest wird von anderen Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens in die GDS überwiesen.
Insgesamt 31 Grazer Hausärzt:innen überweisen Patient:innen in die GDS.
Die GDS steht in regelmäßiger Vernetzung und Zusammenarbeit mit allen Grazer Primärversorgungszentren.
Herr A., 61 Jahre alt, hat über Medienbeiträge von der Gesundheitsdrehscheibe erfahren. Seine 85-jährigen Mutter hat nach Sturz einen Oberschenkelhalsbruch erlitten und wird jetzt nach längerem Krankenhausaufenthalt und REHA-Aufenthalt wieder ins häusliche Umfeld entlassen. Herr A. ist mit der Situation zu Hause überfordert, da seine Mutter einen höheren Betreuungsaufwand benötigt als vor dem Sturz. Er kommt ohne Termin in die offene Beratung. Im Zuge des Gesprächs mit der CN werden die individuellen Umstände abgeklärt und es erfolgt eine Beratung bezüglich der möglichen Hilfeleistungen. Gemeinsam und nach Rücksprache mit der Mutter fällt die Entscheidung auf weitere Betreuung durch die HKP, damit die Bedürfnisse der Mutter wahrgenommen werden und Herr A. entlastet wird. Anbindung an HKP organisiert.
Fallbeispiel 2: Berufsgruppenspezifische Begleitung
Herr D., 28J, erhält von der Hausärztin eine direkte Überweisung für Physiotherapie und Psychotherapie aufgrund von chronischen Rückenbeschwerden und Depression. Herr D. startet mit Physiotherapie-Einheiten, im Anschluss daran macht er weiter mit Psychotherapie. Herr D. wird im Anschluss bei einem Bewegungsangebot, welches sich an Personen mit psychiatrischer Diagnose richtet, einer anderen Organisation, längerfristig angebunden.
Ziel in der GDS ist es, akute Hilfe anzubieten und zu leisten, und in weiterer Folge die Personen längerfristig bei geeigneten Organisationen oder Einrichtungen einzubinden.
Fallbeispiel 3: Case Management
Frau L., 40J, mit der Erkrankung Multiple Sklerose, bekommt eine Überweisung für einen präventiven Hausbesuch von der Hausärztin. Dieser findet inklusive Videodolmetschsystem mit einer Community Nurse und einem Sozialarbeiter statt. Frau L. lebt mit beiden Eltern und der Großmutter in einer gemeinsamen Wohnung. Durch die interdisziplinäre Bedarfs- und Bedürfnisanalyse der Mitarbeiter:innen und der Familie werden verschiedene Schritte eingeleitet: Durch die Sozialarbeit wird die Bewilligung für eine rollstuhlgerechte Gemeindewohnung organisiert, durch die Physiotherapie werden regelmäßig Hausbesuche zur Bewegungsverbesserung durchgeführt, das Community Nursing organisiert einen Kurs für pflegende Angehörige auf Türkisch für die Eltern, da auch diese von Rückenschmerzen und Fingergelenksproblemen betroffen sind. In Zusammenarbeit mit Pflegedrehscheibe ermöglicht das Community Nursing der Gesundheitsdrehscheibe auch die Begleitung der erkrankten Großmutter. Ansprechperson und Organisatorin vieler Zusammenhänge ist dabei unsere türkischsprachige Mitarbeiterin vom Front Office.
Die Berufsgruppen der Gesundheitsdrehscheibe arbeiten untereinander und mit anderen Stellen zusammen, um komplexe gesundheitliche Situationen zu managen.
So erreichen Sie die Gesundheitsdrehscheibe Graz
Quelle: Stadt Graz