vonRedaktion Salzburg
MAI 16, 2023
80. Jahrestag: LH Kaiser und Sloweniens ehem. Staatspräsident Borut Pahor gedenken der Enthauptung von 13 Widerstandkämpfern – Erinnerungskultur gegen das Vergessen – Kaiser und Pahor: Kranzniederlegung als sichtbares Zeichen der Erinnerungskultur
ZELL PFARRE/SELE-FARA. Heute, Montagnachmittag, kamen LH Peter Kaiser und der ehemalige Staatspräsident der Republik Slowenien, Borut Pahor, in Zell Pfarre zusammen, wo man mit einer Kranzniederlegung bei der Gedenkstätte „Alte Kirche“ anlässlich des 80. Jahrestages 13 enthaupteter Widerstandkämpferinnen und Wiederstandkämpfer in einer gemeinsamen Feierstunde gedachte.
„Eine Gedenkfeier gibt Anlass zu einer kritischen Reflexion die Entwicklung der Geschichte betreffend. Der Blutrichter des nationalsozialistischen Reiches persönlich hat hier in diesem Ort ein Exempel statuiert, Todesurteile für 13 Menschen in Klagenfurt unterzeichnet und ihre Hinrichtung in Wien streng überwachen lassen. Der Mut und die Tapferkeit jener Männer und Frauen, die trotz dieses Terrors für Freiheit, Gerechtigkeit und auch mit der Waffe in der Hand gegen ein unmenschliches Regime gekämpft haben, soll uns in dieser Gedenkstunde in Erinnerung gerufen werden“, hielt Kaiser in seiner Rede fest.
Der Widerstand auch der Kärntner Partisanen habe laut Kaiser entscheidend dazu beigetragen, dass Österreich - neben seiner Opferrolle - auch Widerstand attestiert wurde. „Das haben wir diesen unerbittlichen, mutigen Menschen, derer wir hier gedenken, aber auch vielen anderen Frauen und Männern zu verdanken, die damit die Grundfeste für eine zweite Republik gelegt haben. Die Erinnerungskultur in Kärnten/Koroška, gerade Angesichts aufflammender Kriege mitten in Europa, ist eine, die uns gemahnen sollte, allen Anfängen zu wehren, allen faschistoiden, autokratischen und autoritären Strukturen mit aller notwendigen Humanität und dem Bewusstsein geläuterter Demokraten entgegen zu stehen. So, wie es damals unter weitaus schwierigeren Verhältnissen jene taten, denen wir heute hier Respekt, Dankbarkeit und Bewunderung für ihren Mut zollen“, sagte Kaiser.
Borut Pahor legte den Kranz „in Gedenken an die Opfer der Nazi-Verfolgung in Kärnten und aus Respekt all jenen gegenüber, die die slowenische Sprache in Kärnten weiterhin pflegen“ nieder. Der ehemalige Slowenische Staatspräsident beschwor in seiner Rede als Vertreter jener Generation in Slowenien, die die Vorteile der EU-Integration erlebt haben, den „Geist des friedlichen Zusammenlebens und der Gemeinsamkeit in Europa“ zu bewahren. Die Geschichte lehre laut Pahor, dass weiterhin gemeinsame Kraftanstrengungen über Grenzen hinweg nötig seien, um ein friedliches Zusammenleben aller Menschen zu ermöglichen.
13 Kärntner Sloweninnen und Slowenen aus der Gemeinde Zell Pfarre/Sele-Fara wurden 1943 angeklagt, „Feindbegünstigungen und terroristische Handlungen gegen das deutsche Volk“ begangen zu haben und dementsprechend verurteilt: Tod durch das Fallbeil. Am 29. April wurden 11 Männer, eine Frau und ein Jugendlicher in Wien von den NS-Behörden hingerichtet.
Bauern, Forstarbeiter, Holzknechte, ein Postbeamter, ein Zimmermann, ein Gewehrmacher, ein Schuster und eine Tagelöhnerin wurde mittels Fallbeil das Leben genommen, weil sie der entarteten Nazi-Ideologie nicht folgen wollten, weil sie sich nicht an der rassistischen Vernichtung von Menschen beteiligen wollten, weil sie einem diktatorischen Regime die Stirn gegen die Zwangsaussiedelung ihrer Familien geboten haben.
In Folgeprozessen wurden Angehörige der Hingerichteten verfolgt und 34 weitere durch die NS-Justiz zum Tode verurteilt und in Summe mindestens 90 weitere Urteile gefällt, nach kurzen Zuchthausstrafen wurden diese Verurteilten in Konzentrationslager verbracht.
Die Gedenkstunde wurde feierlich umrahmt von Tomaž Hribar und Danilo Lukan.
Quelle: Land Kärnten