vonRedaktion International
OKTOBER 19, 2024
Ort feiert 100jährige Zugehörigkeit zu Österreich mit LH Kaiser, LRin Prettner, Landtagspräsident Rohr - Mut, demokratische Mittel und vor allem Zusammenhalt der Bevölkerung haben Grenzziehung beeinflusst
ARNOLDSTEIN. Heute, Samstag, haben die Vereine von Thörl-Maglern und Arnoldstein zu einem großen Fest ins Dorf an der Grenze geladen. Vor 100 Jahren konnte Thörl nach der italienischen Besatzung wieder zu Österreich gezählt werden. Schon um 10 Uhr begannen die Feierlichkeiten mit einer Festmesse. Mit Kranzniederlegungen danach gedachte man all jener, die ihr Leben im ersten Weltkrieg gelassen haben und jener, die unerschrocken für den Erhalt Thörls bei Österreich gekämpft haben.
In seinen Grußworten wies LH Peter Kaiser auch darauf hin, dass Thörl mit diesem Jubiläum auch die Zugehörigkeit zur Republik feiern könne, da davor andere Staatsformen abseits der Vorzüge einer Republik herrschten. Immerhin dauerten durch die sich über drei Jahre erstreckende Entscheidungsfindung der internationalen Kommission die Kriegswirren bzw. –folgen in Thörl um 6 Jahre länger. „Die entscheidende Rolle, dass dieser Festakt heute gefeiert werden kann, kommt dem damaligen Gemeinderat zu. Nur dessen Engagement in Verbindung mit dem Mut und dem Zusammenhalt der Bevölkerung und damit dem kleinen Pflänzchen einer Mitbestimmung, ist es zu verdanken, dass Thörl zu Österreich gezählt worden ist“, so Kaiser.
Thörl sei auch als Ortschaft etwas „Besonderes, werden hier doch drei Kulturen gelebt, gab es drei Ortsbezeichnungen und gab es den Landtagsabgeordneten (1945-1949) und Nationalrat (1949-1958) Paul Truppe, der alle Sprachen anwenden konnte“, erklärte Kaiser die bewegte Geschichte des Ortes und kulturelle Entwicklung zusammengefasst.
Kaiser stellte auch den Zusammenhang zur Gegenwart her. „Wir stehen vor Herausforderungen auf allen Ebenen, Gemeinde, Land, Bund, und wir müssen globale Fragen auf europäischer Ebene lösen. Wie vor 100 Jahren in Thörl werden wir es auch heute nur gemeinsam schaffen. Durch Zusammenhalt und Zusammenstehen können wir Missmut und Misstrauen entgegenwirken“, sagte Kaiser.
Beim Festakt im Mehrzweckhaus begrüßte Bürgermeister Reinhard Antolitsch auch LRin Beate Prettner und Landtagspräsidenten Reinhart Rohr. Kaiser überreichte mit Prettner und Rohr gemeinsam dem Bürgermeister eine große Torte zum 100jährigen Jubiläum des Ortes.
Begrüßt wurden neben Blaulichtorganisationen, Heimatverbänden, benachbarten Bürgermeistern, dem Kanaltaler Kulturverein auch Generalvikar Johann Sedlmaier, ehem. Pfarrer der Gemeinde. Auch Bgm. Antolitsch betonte den Zusammenhalt der Bevölkerung von 100 Jahren und mahnte dieses Zusammenstehen auch für die Gegenwart und Zukunft ein.
Umrahmt wurde der Festakt unter anderem von der Burschenschaft Thörl, der Militärmusik Kärnten, der Sängerrunde Thörl-Maglern, den Kindern der Volksschule, der Jungschar, der Landjugend Thörl-Maglern, den Stimmen ohne Grenzen und den Fidelen Kanoltolan. Die Geschichte des Ortes umriss Heidi Rogy vom Geschichtsverein.
Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn, besetzten die Italiener Gebiete bis einschließlich Thörl und erst 1924 konnte Thörl wieder zu Österreich gezählt werden.
Für Deutsch-Österreich gehörte das Gebiet Thörl zu seinem Staatsgebiet, doch Italien erhob Anspruch und besetzte die Ortschaft, die sie Porticina nannten und wo sie auf Grund des Platzangebotes einen zentralen Großbahnhof errichten wollten. Und das, obwohl die Staatsgrenzen 1919 im Friedensvertrag von St. Germain festgelegt worden waren, doch die Italiener besetzten das Gebiet um Thörl. In der Besatzung durch die Italiener litt die Bevölkerung unter zahlreichen Schikanen, beispielsweise in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung im Grenzgebiet bis hin zu notwendigen Passierscheinen für Verstorbene, wenn sie über die „neue“ Grenze gebracht werden mussten.
Die Befreiung und Rückkehr zu Österreich sei den Thörlern, bzw. dem damaligen Gemeinderat gelungen, so die Recherchen des Geschichtsvereins Kärnten, durch den Widerstand der damaligen Bevölkerung, ihren Zusammenhalt und ihre Überzeugungskraft gegenüber einer internationalen Grenz-Kommission. Denn als 1921 diese Kommission in Thörl eintraf, sei sie, so der Geschichtsverein, von einer demonstrierenden, entschlossenen, Bevölkerung empfangen worden. Italien hat am 30. Oktober 1924 im „Protokoll von Bozen“ auf das Gebiet verzichtet und am 19. November 1924 erfolgte die Räumung Thörls durch die Italiener.
Diese Jahre der Trennung stärkten die Gemeinschaft und führten zur Entstehung von Thörl-Maglern. Durch die engen Verbindungen zwischen Unter- und Oberthörl, Maglern, Pessendellach und Greuth entstanden gemeinsame Einrichtungen, die das Zusammengehörigkeitsgefühl förderten.
Musikalisch umrahmt wurde die Kranzniederlegungen von der Militärmusik Kärnten. "Die fidelen Kanoltola" lassen den Feiertag für die Thörler Bevölkerung ausklingen. Eine Ausstellung im Mehrzweckhaus zu "100 Jahre Thörl-Maglern - Einst und Heute" gab Einblicke in damalige Zeit.
Quelle: Land Kärnten