vonOTS
MÄRZ 03, 2021
Hagel-Innovationen sind ein Garant für einen stabilen Agrarsektor und für eine nachhaltige Versorgung mit heimischen Lebensmitteln
Wien (OTS) - (Österreichische Hagelversicherung, 3. März 2021): Die letzten Jahre haben viele Bauern noch in leidvoller Erinnerung: Wochenlange Trockenperioden verursachten Jahr für Jahr Dürreschäden in Millionenhöhe. Wissenschaftliche Studien belegen, dass es auch in Zukunft im wahrsten Sinne des Wortes „heiß hergehen“ wird. Sehr zum Leidwesen der Landwirtschaft, können doch steigende Temperaturen und ausbleibende Niederschläge landwirtschaftliche Betriebe in existenzbedrohende Situationen bringen. Ein auf die betrieblichen Bedürfnisse angepasster Versicherungsschutz ist unerlässlich, Risikomanagement nimmt für den Landwirt als Unternehmer an Bedeutung zu. Inwieweit Indexversicherungen als Risikomanagementtool einen Vorteil für den Agrarsektor bringen, zeigt u.a. das Beispiel der Trockenheit. Im Gegensatz zu anderen extremen Wetterereignissen – wie beispielsweise Hagel – beschränkt sich die Dürre nicht nur auf ein regional begrenztes Gebiet. Im Gegenteil: Ganze Landstriche trocknen aus! Wie Österreich im internationalen Umfeld mit der Dürreindexversicherung führend ist und wie man die Mammutaufgabe zur Feststellung von Dürreschäden an mehreren hunderttausend Hektar verdorrten Agrarflächen managen kann, darüber diskutierten heute führende Expertinnen und Experten in der mittlerweile traditionellen Hagel-Webinar-Reihe mit mehr als 400 Teilnehmern: Dr. Lena Kuhn, Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO), Univ.Prof. Mag. Dr. Harald Rieder, Leiter Institut für Meteorologie und Klimatologie, Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), Dr. Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Paul Hammer M.Sc., Swiss Re, Irene Neumann-Hartberger, Landesbäuerin Niederösterreich und Prok. Dipl.-HLFL-Ing. Johann Fank, Direktor Schadensmanagement Österreichische Hagelversicherung.
Weinberger: Pionier in der Anwendung von Indexversicherungen „Die Klimaveränderungen spüren wir. Das ist eine zunehmende Herausforderung und bedarf neuer Strategien aller Beteiligten", betont der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung und BOKU-Uniratsvorsitzende, Dr. Kurt Weinberger, in seinen einleitenden Worten: „Mit der Ausweitung der Prämienförderung auf 55 Prozent hat die Politik mit Frau Bundesministerin Elisabeth Köstinger an der Spitze ihre Antwort gegeben. Als umfassendster und modernster Spezialversicherer bieten wir – einzigartig in Europa – bereits seit 2015 eine Dürreindexversicherung für Ackerkulturen und für das Grünland an. Die beiden wichtigsten Parameter für die Dürre, nämlich Wassermangel und Hitze, sind in einem Versicherungsprodukt zusammengefasst. Mittlerweile ist in Österreich bereits jeder dritte Grünlandbauer mit der Dürreindex-Versicherung abgesichert, aber auch beispielsweise 40 Prozent der Maisanbaufläche. Sehr viele Betriebsleiter sind also bereits ihrer unternehmerischen und betriebswirtschaftlichen Verantwortung gerecht geworden.“
Kuhn: Landwirtschaft in Zeiten der Dürre: Wie Digitalisierung ein nachhaltiges Risikomanagement unterstützen kann Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) widmet sich der Analyse von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungsprozessen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie in den ländlichen Räumen. Sein Untersuchungsgebiet erstreckt sich von der sich erweiternden EU über die Transformationsregionen Mittel-, Ost- und Südosteuropas bis nach Zentral- und Ostasien. Anhaltende Trockenperioden führen zunehmend auch in Mitteleuropa zu massiven Ernteverlusten. Wirksames und schnelles Gegensteuern erfordert den Einsatz modernster Technologie zur exakten und zeitnahen Erfassung von Ertragsdaten. Basierend auf Forschungsprojekten in Zentralasien und Deutschland, werden technische Möglichkeiten der Ertragsschätzung und -messung sowie Herausforderungen der praktischen Nutzung im Rahmen von indexbasierten Agrarversicherungen vorgestellt. Für eine erfolgreiche Umsetzung sind neben technischen Hürden insbesondere Fragen der Wirtschaftlichkeit, Vertrauensbildung und Transparenz für eine erfolgreiche Implementierung relevant.
Rieder: Der Klimawandel macht Indexversicherungen notwendig Die fortschreitende Erderwärmung geht mit einer deutlichen Veränderung in meteorologischen Extremereignissen einher. Ein Trend, der sich in den nächsten Jahrzehnten, im Ausmaß vom Szenario abhängig, weiter verstärken wird. Für die Landwirtschaft sind vor allem zunehmender Hitzestress und veränderter Bodenwasserhaushalt und damit einhergehend vermehrte Trockenheit bedeutsam. Auch wachsender Schädlingsdruck oder Ertragsausfälle durch Starkniederschlag oder Hagel stellen eine zunehmende Herausforderung dar. Moderate Anpassungsmöglichkeiten bieten sich durch geänderte Sortenauswahl sowie veränderte Bodenbearbeitung und Anbauarten. Im Versicherungsbereich bieten sich vor allem Indexversicherungen an, um wirtschaftliche Folgen des fortschreitenden Klimawandels zu kompensieren.
Staudinger: Risikobewertung auf Basis langjähriger Wetterdaten Die Niederschlagscharakteristik in Österreich hat sich signifikant geändert: die Perioden ohne Niederschlag sind etwas häufiger geworden, eine in der Jahressumme nur wenig veränderte Niederschlagsmenge fällt in einzelnen sehr intensiven Ereignissen mit entsprechenden Schäden. Die von der ZAMG bereitgestellten Informationen bilden die meteorologische Grundlage für die Berechnung des Dürreindex der Österreichischen Hagelversicherung. Niederschlagsdaten werden auf einem 1x1 km Raster flächendeckend für ganz Österreich zur Verfügung gestellt. In die Niederschlagsanalysen fließen Niederschlagsmessungen von insgesamt bis zu 800 Messstationen der ZAMG, der hydrografischen Dienste der Bundesländer, anderer Betreiber und von Wetterdiensten aus dem benachbarten Ausland ein.
Hammer: Internationale Trends in der Indexversicherung Wetter-, Satelliten- oder Ernteertragsdaten werden in allen Versicherungsmärkten der Welt für die Strukturierung von Indexprodukten verwendet, um die Vulnerabilität von Landwirtinnen und Landwirten gegenüber Wetterphänomenen zu reduzieren. Insbesondere in der Grünlandversicherung hat sich die Indexversicherung als einziger gangbarer Weg durchgesetzt. Satellitenbasierte Bodenfeuchte und die darauf basierenden Dürreindexprodukte werden global stark nachgefragt und tragen zur Reduzierung des Basisrisikos bei. Zentral bleibt, den Mehrwert für die Landwirte bei der Gestaltung neuer Indexprodukte in den Fokus zu setzten. Dies bedingt, dass schadensbasierte Versicherungsprodukte ihre Daseinsberechtigung nicht verlieren und Hand in Hand mit Indexprodukten angeboten werden. Die zunehmende Digitalisierung der Landwirtschaft und die dabei erhobenen Daten werden es in Zukunft ermöglichen, Indexprodukte noch besser an die individuellen Bedürfnisse und Risikoprofile der Landwirte anzupassen.
Neumann-Hartberger: Die Indexversicherung zur Existenzabsicherung landwirtschaftlicher Betriebe Vermehrte Extremwettersituationen führen immer häufiger zu großflächigen Schadensereignissen. Die Abfederung damit verbundener Einkommensausfälle durch ein umfassendes Versicherungsangebot wird also immer wichtiger. Indexversicherungen sind dabei für uns Bäuerinnen und Bauern ein zentraler Bestandteil. Ohne öffentliche Unterstützung sind diese aber nicht leistbar für uns. Bund und Länder haben daher ihre Unterstützungsstrategie geändert und bezuschussen die Versicherungsprämie mit 55 Prozent. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Die Prämienbezuschussung als vorgezogene Katastrophenhilfe unterstützt die Risikovorsorge, macht das Staatsbudget kalkulierbar und der Landwirt wird im Schadensfall nicht zum Bittsteller. Die Versorgung unserer Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln wird gesichert, weil bäuerliche Betriebe erhalten bleiben. Gerade die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie wichtig eine ausreichende Selbstversorgung mit heimischen Lebensmitteln ist.
Fank: Die Dürreindex-Versicherung: Wie funktioniert sie im Schadensfall? Mangelnder Niederschlag und Trockenheit machen mittlerweile beinahe jährlich Probleme in der Landwirtschaft. Regenmangel und Hitze sind daher die beiden Parameter, die in der Dürreindex-Versicherung zusammengefasst sind. Regnet es deutlich weniger als im zehnjährigen Durchschnitt, so erfolgt eine Schadensauszahlung. Verschärft Hitze diese Situation, so erhöht dies die Entschädigung weiter. Die Berechnung erfolgt auf Basis der ZAMG-Wetterdaten im Sommer täglich für jede Katastralgemeinde. Wichtig ist zu wissen, dass bei diesem Produkt keine Schadenserhebung vor Ort erfolgt. Der tatsächliche Ertragsausfall auf der Einzelfläche ist in diesem pauschalen Modell nicht berücksichtigt. Ist ein Schaden eingetreten, so reicht eine Schadensmeldung auf www.hagel.at . Die Schadensabrechnung erfolgt, sobald die final geprüften Wetterdaten der ZAMG verfügbar sind. Das ist bei Wintergetreide meist ab Ende Juli und bei den übrigen Kulturen ab Ende September der Fall. Zwischendurch können alle Versicherten die täglichen Wetterdaten und Zwischenergebnisse im Portal unter www.hagel.at einsehen. Abschließbar ist die Dürreindex-Versicherung für das Grünland, Ackerfutter, Mais, Soja, Wintergetreide, Zuckerrüben und Sonnenblumen.
Indexversicherungen leisten einen Beitrag zur Standortsicherheit der österreichischen Landwirtschaft „Seit dem Beginn im Jahr 2015 haben wir die Dürreindex-Versicherung laufend weiterentwickelt und Feinheiten justiert. Mittlerweile ist diese Form der Absicherung ein unabhängiges, transparentes, unkompliziertes und international herzeigbares Erfolgsmodell! Eines ist klar: Innovationen sind kein Zufall, sondern eine Investition in die Zukunft. Mit Innovationen kann daher ein wesentlicher Beitrag zur Standortsicherheit der österreichischen Landwirtschaft in einem globalisierten Umfeld geleistet werden. Das Indexmodell der Österreichischen Hagelversicherung ist Vorbild in ganz Europa“, so Weinberger abschließend.
Das Webinar zum Nachhören und die Präsentation zum Download sind hier zu finden: www.hagel.at
Hinweis: Das nächste Hagel-Webinar "Die Grünlandbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels" findet am 17. März 2021 statt, Programm und Anmeldung unter www.hagel.at
Quelle: OTS