vonRedaktion Salzburg
SEPTEMBER 30, 2020
Neue Ausstellung im Jüdischen Museum Wien würdigt Jurist Hans
Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding zeigt anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der österreichischen Bundesverfassung, von 1. Oktober 2020 bis 5. April 2021 eine Ausstellung, die Hans Kelsen, dem „Architekten“ des Bundesverfassungsgesetzes, B-VG, gewidmet ist. Die Ausstellung im Museum Dorotheergasse erinnert an das Leben und Denken Kelsens zwischen Europa und den USA und möchte dabei auch die Erfolgsgeschichte unserer Verfassung stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.
100 Jahre österreichische Bundesverfassung
2020 wird die österreichische Bundesverfassung 100 Jahre alt. Von Bundespräsident Alexander Van der Bellen für ihre „Eleganz und Schönheit“ gelobt, sind ihre Inhalte aber kaum bekannt und Verfassungspatriotismus, wie ihn etwa die USA kennen, ist in Österreich allenfalls ein Randphänomen.
Noch weniger geläufig ist, dass an der Entstehung dieser Verfassung maßgeblich der Jurist Hans Kelsen beteiligt war. 1881 in Prag geboren, wuchs Kelsen in Wien in einer deutschsprachigen jüdischen Familie auf. Sein Vater, ein Lusterfabrikant, gestaltete unter anderem die Beleuchtung in Wiener Synagogen. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde Kelsen von Staatskanzler Karl Renner mit der Arbeit an einer Bundesstaatsverfassung für die junge Republik beauftragt. Er entwickelte das – später so bezeichnete – österreichische Modell der Verfassungsgerichtsbarkeit, das weltweit Nachahmung fand.
Kelsen, der von 1918 bis 1930 Professor an der Universität Wien war, erlangte vor allem für seine Beiträge zur Rechtstheorie und zur Politischen Theorie internationale Bekanntheit. Für seine innovativen Ansätze wurde er – im zunehmend antisemitischen Klima der Zeit – angefeindet. Bereits 1930 verließ Kelsen Wien. Über mehrere Stationen in Europa emigrierte er 1940 schließlich in die USA, wo er bis zu seinem Tod 1973 lebte. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Rechtsgelehrten des 20. Jahrhunderts.
Ein Baiser, eine Schwarzwälder Kirschtorte und eine Zigarre erzählen
Begleitend zur Ausstellung erdachte sich die Wiener Comic-Zeichnerin Pia Plankensteiner im Auftrag des Jüdischen Museums Wien eine Geschichte, die um das Leben Kelsens und um die Entstehung und Entwicklung der österreichischen Verfassung kreist: In Bild und Text erzählen Kelsens Lieblingsmehlspeisen – Baiser und Schwarzwälder Kirschtorte – aus Kelsens Leben, während eine Zigarre – Kelsen war leidenschaftlicher Zigarrenraucher – die rechtshistorischen und zeitgeschichtlichen Zusammenhänge erläutert.
Mit Witz und Ironie erfährt man hier viel über das bewegte Leben Hans Kelsens zwischen Europa und den USA sowie über seine wissenschaftlichen Erfolge und die damit einhergehende weltweite Anerkennung. Man liest aber auch von antisemitischen Vorurteilen, von Entwurzelung, Flucht und zahlreichen unfreiwilligen Neuanfängen. Gleichzeitig informiert diese Graphic Novel – und das nicht weniger unterhaltsam – über das Fundament unseres Staates und unserer Demokratie: die österreichische Bundesverfassung.
Neue Ausstellung bis 5. April 2021 zu sehen
„Hans Kelsen und die Eleganz der österreichischen Bundesverfassung“ ist von
1. Oktober bis 5. April 2021 im Jüdischen Museum Wien, einem Museum der Wien Holding, zu sehen. Zur Ausstellung, die von Adina Seeger kuratiert und von Capitale Wien gestaltet wurde, erscheint eine Graphic Novel zum Preis von 19,- Euro im Manz Verlag. Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet.
Weitere Informationen unter www.jmw.at oder unter info@jmw.at.
Quelle: Stadt Wien