vonRedaktion Salzburg
JÄNNER 26, 2022
IV-Umfrage zeigt Bestwerte bei Geschäftslage / Gezielte Lehrlingsoffensive gegen Fachkräftemangel
(HP) Die heimischen Industrieunternehmen verzeichnen laut der aktuellen Umfrage der IV-Salzburg die beste Geschäftslage der vergangenen 20 Jahre und das während der Corona-Pandemie. 2021 war zudem bei vielen Betrieben ein absolutes Rekordjahr. „Die Industrie ist von großer Bedeutung für Salzburg und in einer sehr guten Lage. Tourismus, Gastronomie und Handel geht es derzeit nicht so gut. Allen gemeinsam ist aber der Arbeitskräftemangel, der sich in den kommenden Monaten bei anziehender Konjunktur und aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge noch verschärfen könnte“, betont Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
90 Prozent der 21 von der Industriellenvereinigung (IV) am Ende des Vorjahres befragten Salzburger Industrieunternehmen berichten von einer „sehr guten“ aktuellen Geschäftslage und einem „sehr guten“ Auftragsbestand. „Das sind die besten Werte für Salzburg seit 20 Jahren, der Spitzenwert aller Bundesländer und deutlich über dem Österreich-Durchschnitt. Unternehmen und Führungskräfte arbeiten intensiv, um die Kapazitäten trotz Lieferengpässen, Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen sowie bei dem eklatanten Fachkräftemangel herzustellen“, sagt Peter Unterkofler, Präsident der IV-Salzburg.
Haslauer: „Wirtschaftslage insgesamt sehr durchwachsen.“
„Die Industrie ist von großer Bedeutung für Salzburg und in einer sehr guten Lage. Anderen Branchen geht es derzeit nicht so gut. Die Hotellerie hat laut ersten Schätzungen nur 30 Prozent Auslastung im Jänner, die Stadthotellerie nur 15. Auch im Handel gehen wir davon aus, dass die Umsätze im Jänner bei nur 30 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr vor der Pandemie liegen. Es ist deshalb höchst an der Zeit, dass es zu Öffnungen kommt. Die Prognosen sind gut, dass die Infektionszahlen ab Februar und März wieder abnehmen“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
Lehrlingsoffensive gegen Fachkräftemangel
Allen Branchen in Salzburg gemeinsam ist derzeit der Bremsfaktor Nummer Eins bei der weiteren Entwicklung: Der Arbeitskräftemangel. „Wir haben allein bei den Lehrberufen einen Zuwachs an offenen Stellen um über 20 Prozent. „Konkrete Abhilfe bieten wir in Salzburg unter anderem mit einer gezielten Lehrlingsoffensive. Sie zeigt sich bereits in der Orientierungsphase für junge Menschen auf der Suche nach einer geeigneten Karriere, setzt sich durch hochwertige Ausbildung, zeitgemäße Berufsbilder und anschauliche Praxis fort und wird durch die Möglichkeit der dualen Ausbildung auch für Maturanten sinnvoll ergänzt. Indem wir wieder mehr junge Menschen für einen Lehrberuf begeistern, sichern wir den Fortbestand unserer Betriebe langfristig“, so der Landeshauptmann.
Unterkofler: „Metall- und Maschinenbauindustrie als Motor.“
„Betrachtet man die einzelnen Branchen, so ist die in Salzburg starken Metall- und Maschinenbauindustrie der Motor des Aufschwungs. Jene Branchen, die stark vom Tourismus und Gastronomie abhängen, sind coronabedingt von Umsatzeinbußen betroffen. Die Lieferschwierigkeiten elektronischer Teile machen sich unter anderem in der Fahrzeugzulieferindustrie bemerkbar. In den kommenden drei Monaten benötigen 60 Prozent der befragten Unternehmen neue Mitarbeiter, die anderen werden ihren aktuellen Beschäftigungsstand halten. Aus dem Fachkräftemangel ist ein Arbeitskräftemangel geworden. Offene Stellen sind immer schwieriger zu besetzen“, fasst der Präsident der Industriellenvereinigung Peter Unterkofler zusammen. „Die Hochkonjunktur der Industrie ist nicht nur ein Segen. Die Auftragslage und die Ertragslage in sechs Monaten zeigen, dass massiv gestiegene Rohstoffpreise nicht immer an die Kunden weitergegeben werden können und die Ertragslage dadurch etwas schwächer eingeschätzt wird“, so der IV-Präsident.
Bichlmayer: „Karriere mit Lehre ist gelebte Praxis.“
Bei Bosch in Salzburg weiß man, welch enormer Aufwand es für alle Beteiligten ist, die Ablieferung vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen sicherzustellen. „Neben der Corona-Pandemie und der Rohstoffknappheit sind wir konfrontiert mit einem Fachkräftemangel, weswegen die Attraktivität der Lehrberufe in der gesellschaftlichen Wahrnehmung weiter gesteigert werden muss“, so Alexandra Bichlmayer, Geschäftsführerin der Bosch Industriekessel Austria GmbH, Bischofshofen. Darüber hinaus beschäftigt das Unternehmen die zunehmende Inflation, die zu starken Lohnkostensteigerungen führt. Bosch will jedenfalls aktiv mitgestalten, um den Standort Salzburg auch weiterhin wettbewerbsfähig und attraktiv zu halten, um zukünftiges Wachstum in der Region zu ermöglichen, wie Bichlmayer versichert.
Santner: „Höchster Auftragsbestand in der Firmengeschichte.“
Das Jahr 2021 hat uns bei Liebherr in Bischofshofen einen Rekordumsatz von 802 Millionen Euro gebracht. Der aktuelle Auftragsbestand markiert einen Höchststand in unserer Firmengeschichte. Unsere größte Herausforderung ist es derzeit, alle Bauteile für die Radladerproduktion rechtzeitig und in ausreichender Menge zu erhalten“, sagt Manfred Santner, Geschäftsführer von Liebherr Österreich. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr den Personalstand um 140 Personen auf rund 1.400 Beschäftigte erhöht. 88 Personen davon sind Auszubildende,“ mit denen wir auch in Zukunft einen wesentlichen Teil unseres regelmäßigen Nachwuchsbedarfes abdecken wollen“, so Santner.
Lockdown kostet 144 Millionen Euro
Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung errechnete, welchen Effekt der Lockdown der vierten Welle auf Salzburg hat: Drei Wochen Lockdown Ende des Vorjahres kosten Salzburg 0,5 Prozent des Bruttoregionalproduktes oder 143,9 Millionen Euro. Salzburg ist nach Tirol am zweitstärksten betroffen. „Das kommt auch daher, dass in Salzburg der Tourismus sehr stark ist. Umso wichtiger ist es, dass die Industrie hier für rund ein Viertel der Wertschöpfung sorgt“, so Peter Unterkofler.
21 Betriebe beteiligten sich an Umfrage
An der Konjunkturumfrage der IV-Salzburg im vierten Quartal 2021 haben sich 21 Betriebe mit 12.849 Beschäftigten beteiligt. Die Auswertung ist nach Beschäftigten gewichtet. Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ.
Quelle: Land Salzburg