vonRedaktion International
FEBRUAR 19, 2022
Basis für einen infektiologisch sicheren Herbst und Winter legen
Graz, am 18. Februar 2022.- Beim 49. Impf-Update des Landes Steiermark informierten heute Vormittag (18.02.2022) Impfkoordinator Michael Koren, Landesamtsdirektor-Stellvertreter Wolfgang Wlattnig und Test- und Impfstraßenverantwortlicher Harald Eitner zum Stand der Corona-Schutzimpfungen in der Steiermark. Als Gast war wieder Klaus Vander, Ärztlicher Direktor vom Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie, beim Online-Pressetermin mit dabei.
Mit dem Hinweis, dass in der Steiermark der Impfzug derzeit mit sehr wenig Geschwindigkeit fährt, begann Impfkoordinator Michael Koren mit seinen Ausführungen. „Hatten wir Ende Jänner noch Wochen von über 51.000 oder 30.600 Impfungen, sind wir momentan bei rund 12.300 Impfungen in der Woche angekommen. Bei den Erstimpfungen liegen wir derzeit bei 160 Impfungen am Tag, also lassen sich derzeit leider sehr wenige das erste Mal impfen." Koren unterstreicht aber: „Trotzdem freut es uns, dass wir mit 54,3 Prozent bei den Drittimpfungen an dritter Stelle im Österreichvergleich liegen. Es haben sich 677.201 Steirerinnen und Steirer bereits mit der dritten Impfung geboostert." Die Zahl der Drittimpfungen wirkt sich auch positiv auf die Spitäler aus. Weder im Intensivbereich noch auf den Normalstationen muss man derzeit besondere Sorgen wegen einer Überlastung haben.
Betreffend des Impfstoffes Novavax ergänzt Koren, dass „wir" vielleicht heute, am Wochenende oder im Laufe der nächsten Woche die endgültige Bestätigung, wann Novavax in Österreich verimpft werden kann, bekommen. In der Steiermark werden wir den neuen Impfstoff wie bereits angekündigt auf den Impfstraßen sowie auch über die 400 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zu Verfügung stellen. „Wir gehen davon aus, dass wir für alle Menschen, die mit Novavax geimpft werden möchten, diesen auch zur Verfügung stellen können. Unsere Bitte wäre, vielleicht nicht gleich am ersten Tag in der Früh die Impfstraßen zu stürmen, sondern vielleicht erst am zweiten oder dritten Tag sich die Impfung zu holen." Die Anmeldungen aus den anderen Bundesländern zeigen, dass die Zahl der Voranmeldungen nicht besonders groß ist. Wien liegt aktuell bei rund 8000 Anmeldungen und die anderen Bundesländer sind weit darunter.
Die sinkenden Nachfrage nach Immunisierungen macht Adaptierungen an den steirischen Impfstraßen notwendig. In der vergangenen Woche wurden in der Steiermark nur noch 1137 Erstimpfungen verabreicht - in der Woche davor waren es noch mehr als 1900. Landesamtsdirektor-Stellvertreter Wolfgang Wlattnig: „Im März werden wir an den Impfstraßen Anpassungen vornehmen, das Angebot wird aber in abgespeckter Form aufrechterhalten." Die rückläufigen Zahlen - insbesondere bei den Erstimpfungen - seien zwar bedauerlich, aber rational erklärbar. „Die prognostizierte abflauende Pandemie, der fehlende äußere Druck zur Impfung durch die Öffnungsschritte für die Ungeimpften, die etwas geringere Krankheitsschwere von Omikron, aber auch die diskutierte und von den Impfunwilligen erwartete Aussetzung der Bestrafung aus dem Impfpflichtgesetz drückt die Impfbereitschaft bei der Erstimpfung auf ein Minimum.
Wlattnig sieht freilich nur eine kurze Atempause, die in der Steiermark vor allem auch durch die hohe Quote an gültigen Impfzertifikaten (70,4 Prozent) erreicht wurde - und appelliert: „Wir müssen uns schon jetzt auf eine neue Wellen im Herbst vorbereiten. Holen Sie sich jetzt Ihre Grundimmunisierung und Ihren Booster!"
Test- und Impfstraßenkoordinator Harald Eitner: „Während wir in der vergangenen Woche (Kalenderwoche 6) mit 9.421 Impfungen an Impfstraßen und 370 Impfungen in den Impfbussen insgesamt 9.791 Impfungen durchgeführt haben, wurde beispielsweise in der Woche vor Weihnachten mit 54.043 Impfungen an den Impfstraßen und 1.552 Impfungen in den Impfbussen insgesamt 55.595 mal geimpft, was doch einen gewaltigen Unterschied darstellt. Dieser Trend setzt sich auch in der laufenden Woche fort: In der Kalenderwoche 7 stehen wir derzeit bei 3.264 Impfungen, was im Vergleich zur Kalenderwoche 6 (6.050 Impfungen von Montag bis einschließlich Donnerstag) mit 6.050 Impfungen fast eine neuerliche Halbierung bedeutet."
Eine weitere Begründung für den starken Rückgang seien laut Eitner die hohen Infektionszahlen der derzeitigen Omikron-Welle: „Man darf nicht vergessen, dass sich im Jänner österreichweit rund 600.000 Personen und im Februar bereits über 500.000 Personen mit dem Virus infiziert haben. Auch das spiegelt sich dann natürlich in der Impfstatistik und in der niedrigen Impfquote wieder, da damit über eine Million Menschen momentan gar nicht geimpft werden können."
Diese niedrige Impfquote habe aber die Impfkoordination auch veranlasst, Maßnahmen zu setzen: „Einerseits werden die Impfbusse, die ohnehin mit 31. März 2022 auslaufen, nicht mehr verlängert. Andererseits werden wir das Angebot an den Impfstraßen langsam zurückfahren. Ab 1. März 2022 kommt es daher zu einer Einschränkung der Betriebszeiten, indem diese um zwei Stunden reduziert werden. Außerdem werden sonntags an den Impfstraßen keine Impfungen mehr angeboten."
Die Impfstraßen - außer Murau, Mürzzuschlag und Schladming, die auch schon bisher zu abweichenden Öffnungszeiten in Betrieb waren - werden ab 1. März 2022 montags, dienstags, mittwochs, donnerstags und samstags von 10 bis 18 Uhr sowie freitags von 12 bis 20 Uhr geöffnet sein. Die Impfstraßen in Murau und Schladming sind ab 1. März 2022, wie dies bereits jetzt der Fall ist, montags, dienstags und freitags geöffnet, in Mürzzuschlag wird weiterhin dienstags, freitags und samstags geimpft. Ab 1. März 2022 sind auch die Impfstraßen Murau, Mürzzuschlag und Schladming freitags von 12 bis 20 Uhr geöffnet, an den anderen Tagen sind sie von 10 bis 18 Uhr in Betrieb.
Klaus Vander, ärztlicher Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie, analysierte die derzeitige epidemiologische Lage: „Beim Blick auf die Hospitalisierungszahlen sehen wir, dass es in der Omikron-Welle nun doch zu einem Anstieg der stationären Belastung gekommen ist. Auf den Intensivstationen verläuft die Belastung durch Covid-19 aber weiterhin horizontal, und das ist entscheidend. Der Anteil an Covid-Patientinnen und -Patienten in Relation zum Gesamtbelag der Intensivstationen liegt bei niedrigen 7 bis 8 Prozent. Bei den Neuinfektionen ist derzeit eine Plateauphase erreicht.
Für etwas Unsicherheit sorgt derzeit die Frage, ob die Omikron-Subvariante BA.2, die sich immer mehr durchsetzt, noch dafür sorgen wird, dass wir bei den Hospitalisierungen einen Anstieg erleben. Aktuell sieht es so aus, dass jeder 125. Infizierte den Bedarf einer stationären Versorgung hat, im Sommer 2021 war das noch jeder 30. Erkrankte. Die Relation lag vor einigen Wochen aber auch schon einmal bei nur jedem 200. Infizierten, der hospitalisiert werden musste.
Bei den Neuinfektionen liegt weiterhin eine sehr starke Gewichtung in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen. „Mehr Sorge bereitet mir die Altersgruppe zwischen 40 und 55 Jahren: Bei bereits erhöhtem Risiko für schwere Verläufe sehen wir in dieser Altersklasse eine schleppende Impfmoral", so Vander. Der Experte gab auch einen mittel- und langfristigen Ausblick: „Wir müssen in den kommenden Wochen und Monaten die Basis für einen infektiologisch sicheren Herbst und Winter legen. Für alles, was wir jetzt nicht machen, werden wir ab Herbst bezahlen." Die sehr große Anzahl an jüngst Infizierten sieht Vander für den Herbst nur als wenig relevant: „Der Status ,genesen‘, über den jetzt natürlich hunderttausende Menschen in Österreich zusätzlich verfügen, ist im Vergleich zur Impfung nur ein sehr brüchiger Schutz. Die wissenschaftlichen Daten zeigen, dass ab 90 Tagen nach der Infektion die Wahrscheinlichkeit für eine neuerliche Infektion für Genesene signifikant höher ist als für Geimpfte, vor allem mit Booster. Zudem gibt es mittlerweile auch valide Daten die belegen, dass Impfung mit Booster auch eine sehr gute Schutzwirkung gegen Long Covid hat."
Vorausblickend prognostiziert Vander, dass es „wie in einigen Ländern bereits geschehen wohl auch in Österreich zu einer Empfehlung für die vierte Impfung kommen wird. Vor allem für höhere Altersgruppen und Risikogruppen schätze ich, dass wir langfristig zum jährlichen Auffrischen kommen werden." Ob es im Sommer oder Herbst bereits einen Varianten-Impfstoff gibt, hält Vander für weniger relevant: „Es sollte vor allem niemand auf einen solchen warten. Wer die Grundimmunisierung und den Booster noch nicht abgeschlossen hat, sollte das jetzt tun. Umso mehr Impfungen wir haben, umso mehr reift unser Immunsystem und umso größer bzw. breiter ist der Schutz", betonte der Virologe. Vander nahm auch zur derzeit laufenden Diskussion über das Ende der Gratistests Stellung: „Soll der Test was kosten? Aus meiner Sicht: Ja. Wen sollen wir in Zukunft überhaupt noch testen? Das Testen von Asymptomatischen, insbesondere asymptomatischen Geimpften, macht auf Dauer tatsächlich keinen Sinn", so Vander.
Das 49. Impf-Update kann hier als Video nachgesehen werden.
Quelle: Land Steiermark