vonRedaktion International
SEPTEMBER 30, 2023
Aus dem Stadtarchiv von Antonia Knispel
3. Oktober
Auf der Thaurer Alm beobachtet man gestern abends von Innsbruck aus einen mächtigen Feuerschein, so daß man allgemein glaubte, eine Hütte oder eine Scheune sei dort ein Raub der Flammen geworden. Wie wir aus Hall erfahren, handelt es sich aber um die Ausrodung eines Stückes Waldgrund, der untertags und auch bis in die Nacht hinein ausgebrannt wird.
4. Oktober
Glossen zur Tagesgeschichte. „Alarm in Tirol“: Es gibt in Innsbruck einen Spaßvogel, der sich das Vergnügen macht, das Wiener Sensationsblatt „Die Stunde“ tüchtig aufsitzen zu lassen. Es ist uns schon öfters aufgefallen, daß in diesem Blatte „Spezialberichte aus Innsbruck“ erscheinen, die so ziemlich das dümmste sind, was sich die Berichterstattung leisten kann. Nichts kann aber dumm genug sein, die Wiener Redaktion der „Stunde“ glaubt alles, was ihr von Innsbruck aus über Tirol aufgebunden wird und präsentiert das ihren Lesern in größter Aufmachung. So wußte am 2. Oktober der Innsbrucker Berichterstatter dieser Zeitung von einem „Alarm in Tirol“ zu melden. In dem Berichte heißt es, daß die Vorgänge in Bayern die Tiroler mit größter Besorgnis erfüllen und daß durch eine Mobilisierung der Heimatwehr der Gefahr eines Uebergreifens eines monarchistischen Umsturzes in Bayern auf Tirol vorgebeugt worden sei. Am Montag abends hätte der Kommandant der Tiroler Heimatwehren, Dr. Steidle, einen Probealarm für ganz Tirol angeordnet und „kurz nach Einbruch der Finsternis (!) hatte sich Tirol in ein „bewaffnetes Lager“ verwandelt. Innerhalb einer Stunde sei von Innsbruck bis in das kleinste Tiroler Gebirgsdorf alles auf seinem Posten gestanden. Der Alarm sei also vorzüglich gelungen […].
5. Oktober
Wenn er Weiber sieht, ist er blind. Ein Knecht aus dem Oberinntal hatte einen Ausflug nach Innsbruck unternommen und war in die Gesellschaft eines Ehepaares geraten. Die Gesellschaft zechte in verschiedenen Wirtshäusern herum, bis der Knecht schon ziemlich betrunken war. Am Morgen erschien der Knecht bei der Polizei und erstattete die Anzeige, daß ihm 5 Millionen Kronen von dem Ehepaar gestohlen wurden. Daraufhin wurde das Ehepaar verhaftet. Die weiteren Erhebungen ergaben, daß das Ehepaar unschuldigerweise von dem Knecht verdächtigt wurde, da er die genannte Summe gar nicht bei sich hatte, sondern bei seinem Weggehen von zuhause kaum 500.000 K hatte. Der Knecht, zur Rede gestellt, gestand zu, daß er nur mutwilligerweise die Anzeige erstattet habe, weil er noch nicht ganz nüchtern gewesen sei. Wenn er Frauen sehe, werde er immer ganz blind und da rede er dann allerhand dummes Zeug daher. Der Knecht wird sich nun wegen Verleumdung und Irreführung der Behörden zu verantworten haben.
Quelle: Stadt Innsbruck